Sturz Der Engel
blonde Soldatin den Blick wieder auf Nylan. »Ich bin gleich wieder da. Bleibt Ihr nur hier sitzen.«
Nylan hätte sowieso nicht laufen können, selbst wenn er es gewollt hätte. Die ganze Schlucht schien sich um ihn zu drehen.
Er blieb halb besinnungslos sitzen, bis Huldran zurückkehrte und ihm einen Becher unter die Nase hielt. Er trank und das Wirbeln im Kopf ließ ein wenig nach, bis er einen Happen von dem Sägemehl essen konnte, das angeblich energiespendendes, angereichertes Brot sein sollte. Er kaute langsam.
Ayrlyn kam mit einem Medipack in die Schlucht herauf. Sie musste Berlis, dem langsam bergab tappenden Pferd und dem Schlitten ausweichen.
»Was ist denn mit dir los? Du siehst aus, als hättest du zu viel Reflexverstärker genommen.«
Nylan schluckte das Brot herunter. »Ich hab’s wohl übertrieben.«
»Was meinst du?«
»Eine neue Variante des Energieerhaltungssatzes oder etwas Ähnliches.« Nylan wischte sich mit dem Armrücken die Stirn ab.
Ayrlyn blickte zu Huldran, die ihrerseits Weindre anstarrte. Weindre zuckte nur mit den Achseln.
»Ich kann hier mit etwas arbeiten, das dem Neuronetz ähnlich ist, und ich kann den Energiestrom des Lasers glätten und den Strahl stärker bündeln. Dadurch kann ich mit etwa der Hälfte der Energie schneiden. Aber es ist anstrengend.«
Die ehemalige Kommunikationsoffizierin mit dem flammend roten Haar nickte. »Schwerarbeit? So ähnlich wie die Reflexverstärker?«
Nylan nickte, Huldran kniff erstaunt die blonden Augenbrauen zusammen.
»Im Schiffsnetz«, versuchte Nylan zu erklären, »liefern die Fusaktoren auch die Energie, die das Netz am Leben hält. Dafür wird ein winziger Bruchteil der Energie abgezweigt, die über das Netz gesteuert wird. Hier ist es anders. Ich kann die Wirkungsweise des Netzes nachahmen, aber ich muss dazu selbst eine Art von Energie oder Kraft liefern. Es ist wie körperliche Arbeit.«
»Dieser weiß gekleidete Einheimische …«, sagte Ayrlyn mit aufgerissenen Augen.
»Wahrscheinlich ist es bei ihm so ähnlich, aber sicher bin ich nicht.« Nylan biss noch ein Stück Brot ab und trank einen Schluck Kraftbrühe dazu. »Es ist frustrierend. Ich finde einen Weg, um Energie zu sparen, aber ich stoße an Grenzen, weil meine Kräfte begrenzt sind.«
»Allerdings geht es auf diese Weise immer noch viel schneller als mit Keil und Meißel«, erklärte Ayrlyn.
»Es geht immer noch zu langsam.«
»Kann das noch jemand anders machen?«
»Ich weiß nicht.« Nylan zuckte mit den Achseln. »Ich denke, es ist wie die Arbeit als Ingenieur oder Pilot oder Kommunikationsoffizier. Wenn du die Begabung dazu hast, dann kannst du es lernen, aber …«
»Kannst du den Laser noch einmal einsetzen, während ich zusehe und verfolge, was du machst?« Ayrlyn sah sich um. »Ihr zwei könnt es auch versuchen.«
Nylan stand auf und streckte sich. »Ich schneide noch ein paar Steine.« Er zeichnete mit Kreide die Schnittlinien vor und nahm den Laser in die Hand. »Alles bereit?«
»Fang an.«
Er setzte sich die Schutzbrille wieder auf, drückte auf den Knopf und glättete wie zuvor den Energiestrom. Dieses Mal bemühte er sich, so sanft wie möglich einzugreifen und bemerkte dabei, dass sanftere Eingriffe fast so wirkungsvoll waren wie stärkere, dabei aber weniger Kraft kosteten.
Nach dem ersten Schnitt hielt er inne. »Nun?«
»Ich konnte nichts sehen oder spüren«, sagte Weindre.
»Ich auch nicht«, erklärte Huldran.
»Eine Art von Dunkelheit umgibt dich«, meinte Ayrlyn, »und die Dunkelheit scheint das Weiß des Lasers zu bündeln. Das Weiß hat übrigens einen hässlichen roten Schimmer.«
Nylan nickte. »Das fühlt sich richtig an. Willst du es mal versuchen?«
»Nein!« Über die Heftigkeit ihrer eigenen Abwehr erschrocken, riss Ayrlyn verwundert die Augen auf. »Ich … ich weiß selbst nicht genau, warum ich so eine starke Abneigung dagegen habe.«
»Irgendwie hast du sehr starke Gefühle dazu entwickelt. Hast du eine Ahnung, wie das kommt?«
»Es ist vielleicht das Weiß des Laserstrahls. Es fühlt sich falsch an … sehr falsch … unordentlich … hässlich.« Ayrlyn schüttelte sich.
»Ich konnte nichts dergleichen sehen«, fügte Huldran hinzu, »aber ich habe die Energieanzeige beobachtet. Abgesehen von den ersten paar Augenblicken habt Ihr etwas weniger als die Hälfte der normalen Energie verbraucht. Außerdem scheint der Strahl besser zu schneiden, als ich es je gesehen habe.«
»Was ist das hier für ein Land?«,
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