Sturz Der Engel
Temperatur nicht unter den Gefrierpunkt sank.
Er holte tief Luft, als ihm bewusst wurde, dass es letzten Endes doch nicht mehr war als eine vage Hoffnung. Was verstand er schon von solchen Dingen?
»Ich hoffe es«, sagte Ryba, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
»Wir müssen die Sachen in die Landefahrzeuge oder sonst wie in Sicherheit bringen.« Ryba drehte sich um. »Fierral? Teile deine Leute ein und lass sie das Zeug einlagern. Die Stoffe müssen an einem trockenen Ort aufbewahrt werden, vielleicht unter Landefahrzeug Drei. Nylan, wie viel überdachten Stauraum gibt es im Turm?«
»Bisher noch nicht viel«, räumte der Ingenieur ein. »Bis jetzt ist erst die unterste Decke eingezogen, unter der die Laser und Firinzellen verstaut werden sollen.«
»Dann müssen wir vorläufig alles in den Landefahrzeugen lagern. Es wird eng.«
»Ich kümmere mich darum, dass wir möglichst bald die nächste Decke einziehen«, sagte Nylan. Als er über das Gelände eilte, um die Laser vor dem aufziehenden Regen in. Sicherheit zu bringen, fragte er sich, ob er jemals weit genug aufholen würde, um all ihre Bedürfnisse zu befriedigen.
Er betastete die Lötlampe in seiner Tasche und hätte beinahe gelacht. Er hatte nicht einmal mehr daran gedacht, sie einzusetzen. So ging es mit vielen Dingen – wenn es an der Zeit war, sie einzusetzen, vergaß er sie oder entschied sich für etwas anderes.
Über ihm grollte der Donner und die Tropfen fielen schwerer und dichter. Der Himmel zog sich zu.
XIX
A uch am nächsten Morgen regnete es noch, aber die Topfen waren klein und eisig und wurden vom winterlich kalten Wind von den Gletschern im Westen herbeigetragen. Niedrige Wolken verhüllten Freyja und die anderen Berge, nur ein paar Höhenzüge in der Nähe des Landeplatzes waren sichtbar. Der erst teilweise fertig gestellte Turm schien in die dunstigen Bäuche der Wolken zu stechen.
Nylan blieb in der Tür des Landefahrzeuges stehen und betrachtete den Morast. Nach einigen Augenblicken trat er in den dunstigen Morgen hinaus. Die Füße quatschten im Schlamm. Ein paar Grasbüschel und sogar die gelben Blumen waren mit Schneematsch bedeckt. Er sah sich zu Ryba um. »Das hier ist ein guter Grund, den Turm möglichst schnell fertig zu stellen. Wir werden sicher nicht die ganze Zeit trockenes und sonniges Wetter haben.«
Er betrachtete den Schlamm unter seinen Stiefeln und fügte hinzu: »Wir brauchen Ton.«
»Ton? Was hat das mit Regen und dem Wetter zu tun?« Ryba trat in den böigen Wind und den Regen hinaus.
»Ich hätte schon längst daran denken sollen. Wir brauchen Ziegelsteine. Vielleicht kann ich für die Wasserleitungen und den Heizofen Leitungen aus Ton brennen. Wenn wir die richtige Sorte finden, kann ich einen großen Herd zum Kochen bauen, damit wir nicht über offenem Feuer kochen müssen.«
»Die Idee, einen Heizofen zu bauen, lässt dich nicht los, was?«
»In der Haupthalle sollten wir einen großen Herd haben und wenn der Heizofen nicht machbar ist, auch einen Kamin.« Er zuckte mit den Achseln. »Wir müssen außerdem irgendwie das Wasser aus der Quelle in den Turm leiten und dazu brauchen wir sowieso Leitungen.«
Ryba lachte. »Man könnte meinen, du hättest dein Leben lang nichts anderes gemacht.«
»Schwerlich. Ich hoffe nur, ich mache nicht zu viele Fehler. Ich übersehe auch so einiges …« Er schnaubte. »Nur, dass ich nicht immer sofort merke, was ich übersehen habe, weil ich es eben übersehen habe.«
Sie blieben ein Stück vor den Kochfeuern stehen. Ryba betrachtete die Felder und wischte sich immer wieder die Regentropfen aus dem Gesicht. Das Wasser hatte einen langen Graben, eine halbe Elle tief, in eine Ecke des Kartoffelackers gefressen und der Hügel, auf dem sich der Acker befand, war vom abfließenden Wasser beinahe unterspült worden. Zwei Marineinfanteristinnen schaufelten Erde, während eine dritte oberhalb des Ackers einen neuen Graben zog, um das Wasser in eine andere Richtung zu leiten.
»Denalle, bist du wohl bald mit dieser verdammten Umleitung fertig, damit wir hier nicht dauernd mit dem Wasser und dem Schlamm zu kämpfen haben?«, fragte eine der beiden Soldatinnen, die versuchten, den Kartoffelacker davor zu bewahren, vollends weggespült zu werden.
»Bleib ruhig, Rienadre. Wenn du dich hier durch das Unkraut wühlen willst, kannst du es gern tun. Die Wurzeln sind kräftiger als Synthband. Wir können gern tauschen.«
»Verdammt …«
Die beiden
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