Sturz Der Engel
Marineinfanteristinnen auf dem Acker richteten sich erschrocken auf, als eine kleine Schlammlawine in den Graben kippte, der ständig breiter wurde.
»Wir helfen dir lieber, Denalle, ehe wir noch mehr verlieren.« Rienadre und die andere Soldatin gingen zum Rand des Ackers.
»Das ist keine gute Gegend für die Landwirtschaft«, bemerkte Nylan.
»Ich weiß, aber solange wir nicht den Handel in Gang bringen und ein paar Tiere finden, die hier oben gedeihen …«
»Schafe oder winterfeste Hirsche oder so. Selbst Hühner oder anderes zahmes Geflügel wäre brauchbar.«
»Aber bisher haben wir nichts dergleichen zu sehen bekommen«, antwortete Ryba knapp. »Keine Hühner weit und breit und die Ziegen verschwinden zwischen den Felsen, sobald sie auch nur einen Huftritt hören.«
Sie gingen durch den Nieselregen zu den Kochfeuern, wo Nylan sich ein Stück von dem Brot nahm, das Kyseen in einem behelfsmäßigen Ofen gebacken hatte. Dazu gab es irgendein purpurnes Nahrungskonzentrat. Er betrachtete das graue Innere und die schwarze Kruste des Brotlaibs, der beinahe so flach war wie ein Pfannkuchen. Wahrscheinlich hatte Kyseen keine Hefe gehabt, oder was sonst das Brot aufgehen ließ. Nach einem weiteren misstrauischen Blick auf die sogenannte Brotscheibe biss er ein Stück ab und kaute. Es war nur halb durchgebacken und in der Mitte noch feucht, aber immerhin … wenn er die verkohlte Kruste abkratzte, schmeckte es besser als das purpurne Konzentrat.
Nylan runzelte die Stirn, als ihm etwas einfiel. Bestanden nicht einige Teile der Landefahrzeuge aus dünnem Metall? Vielleicht konnte er die Platten abschrauben und ohne großen Energieverbrauch in Backbleche für den Ofen verwandeln, den er noch nicht einmal gebaut hatte. Er lachte auf und biss wieder vom pappigen Brot ab. Er war dabei, sich Teile für Dinge auszudenken, von denen er nicht einmal wusste, ob er sie überhaupt bauen konnte. Sie hatten bisher noch keinen Ton gefunden, den er zu Ziegeln brennen konnte, und es war alles andere als sicher, ob der Laser überhaupt so lange halten würde.
Er aß den letzten Bissen der Brotscheibe und ein Stück scharfen gelben Käse, spülte den Holzteller ab und stellte ihn zu den anderen. Dann machte er sich auf, Ryba zu suchen.
Sie stand auf der anderen Seite der Kochfeuer und sprach mit Fierral.
»Regen oder nicht, wir müssen Wachen aufstellen. Die Einheimischen sind ein angriffslustiges Volk und ich habe wirklich keine Lust, mich mit Pfeilen oder was auch immer beschießen zu lassen.«
Nylan war überzeugt, dass kein Bogenschütze es riskieren würde, sich bei diesem Wetter seine guten Sehnen zu verderben, aber er schwieg.
»Ja, Ser«, antwortete Fierral. Sie sah Nylan an, das rote Haar war vom Regen an den Schädel geklebt.
»Ich wollte mit Istril überlegen, wo wir vielleicht Ton finden.« Nylan wischte sich das Wasser von der Stirn, ehe es ihm in die Augen lief.
»Dann willst du nicht am Turm arbeiten?«, fragte Ryba.
»Bei diesem Wetter will ich den Laser nicht ins Freie holen. Die Balken müssen sowieso erst trocknen, ehe wir sie mit Mörtel fixieren und verkeilen können.«
»Was ist mit dem Material, das du für den Mörtel benutzt?«
»Das ist eine andere Substanz. Und ohne Asche …« Nylan schüttelte den Kopf. »Außerdem würde ich gern etwas finden, das wir einfacher formen und brennen können. Istril meinte, sie hätte irgendwo etwas gesehen, das Ton sein könnte. Ein Stück weiter unten.«
»Ob die Einheimischen das Lager nicht längst ausgebeutet haben?«
»Wenn es ein großes Lager wäre, ja. Aber ich brauche nur genug Material für ein paar Innenwände, vielleicht einen Herd und mehrere Wasserleitungen.«
Ryba zuckte mit den Achseln und wandte sich wieder an Fierral. »Kannst du Istril entbehren?«
»Das dürfte kein Problem sein, Kapitänin. Oder sollen wir dich hier lieber Marschallin nennen?«
Ryba grinste. »Wie du willst.«
Istril schlief noch im dritten Landefahrzeug. Sie frühstückte, während Nylan sich wusch und nach den Pferden sah.
Als sie fertig war, kam sie zu ihm und schwang sich elegant in den Sattel. Nylan stieg etwas unbeholfen auf sein Pferd und verhedderte sich mit dem Schwert, das er kaum schwingen konnte, ohne Gefahr zu laufen, sich selbst zu verletzen.
Die Marineinfanteristin übernahm die Führung und lenkte ihr Pferd zu einem Ausläufer des Höhenzuges, der beinahe nahtlos mit den niedrig hängenden Wolken zu verschmelzen schien. Nylan folgte ihr.
»Ich bin
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