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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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das Schwert geworfen. Ich habe gehofft, es würde ihn ablenken.«
    Sein Kopf pochte, als er die Lüge aussprach. Er war von Anfang an darauf aus gewesen, den Räuber zu töten, und er hatte instinktiv erkannt, dass er dies mit der Pistole nicht hätte tun können, denn er war ein erbärmlicher Schütze. So fügte er hinzu: »Ich habe gehofft, ich könnte ihn töten, aber ich war nicht sicher gewesen, ob es mir mit einer Pistole gelingt.« Nachdem er die Wahrheit gesagt hatte, ebbte das scharfe Stechen in seinem Kopf zu einem dumpfen Pochen ab. Was geschah da nur mit ihm? Er warf auf einem rückständigen Planeten mit Schwertern nach Banditen, er bekam Kopfschmerzen, wenn er log, er schmiedete Schwerter mit Hilfe von Magie – beziehungsweise mit dem, was hier als Magie galt – und er wusste, dass er mit einer Klinge töten konnte, mit einer Pistole aber nicht. Träumte er das alles nur? Oder war er schon tot?
    Er schüttelte den Kopf. Die Verletzungen, die Kopfschmerzen, die ständige Anspannung – das alles schien viel zu real für den Tod oder einen bloßen Traum.
    »Ist auch wirklich alles in Ordnung?« Istril suchte nach wie vor den Wald zu ihrer Linken mit den Augen ab, dann schaute sie zu den Klippen auf der rechten Seite.
    »Ja, mehr oder weniger.« Nylan bückte sich, um die Habseligkeiten des Räubers zu durchsuchen. Ein paar Kupfermünzen, drei glänzende Silberstücke. Ein dünner Goldring, ein schartiges Messer. Anschließend überprüfte er die Kleidung und die Stiefel. »Die Stiefel sind durchgescheuert und mit altem Leder geflickt.« Er stand auf und schnüffelte. »Er muss irgendwo ein Pferd haben.«
    Der Ingenieur ließ wieder die Sinne schweifen und suchte jetzt nicht nach weiteren Räubern, sondern nach einem Pferd. »Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, es ist dort hinten angebunden.«
    »Sind denn keine weiteren Banditen in der Nähe?«, fragte Istril.
    »Wir dachten, wir hätten sie alle erwischt, und auf einmal taucht noch dieser hier auf«, fügte Siret hinzu.
    Der Ingenieur schüttelte den Kopf. »Es sind keine mehr da. Jedenfalls keine lebenden.«
    »Narliat sagt, Ihr wärt ein Magier. Ein Schwarzer Magier. Wisst Ihr, was das bedeutet?«
    »Nein.« Nylan nahm die Zügel seines Pferdes und führte es durch die Bäume zu dem Pferd des Räubers, das hinter einem großen Felsblock, der in Kiefernnadeln beinahe zu versinken schien, an einen Baum gebunden war. »Ein Schwarzer Magier? Ich habe schon genug Ärger damit, dass ich Ingenieur bin.«
    Istril duckte sich und ritt ihm hinterdrein. Nach einem Augenblick folgte ihnen auch Siret.

 
XXXI
     
    » W irst du nun, da du das Weideland zurückgewonnen hast, auch das Dach der Welt zurückerobern? Und die Ehre deines Vaters wiederherstellen?« Die grauhaarige Fürstin Ellindyja rückt mit ihrer nicht unbeträchtlichen Leibesfülle auf der gepolsterten Sitzbank im Erker hin und her. Die flinken Finger wandern über den Stickrahmen, die Nadel blitzt wie eine winzige Schwertklinge, die sie vollendet zu führen weiß.
    Sillek steht hinter dem geschnitzten Stuhl mit den purpurnen Polstern, die Arme auf die Lehne gestützt. »Das Weideland wird nur so lange in unserem Besitz bleiben, wie Kork und Hissl in Clynya sind. Sobald sie von dort abgezogen werden, wird Ildyrom mit seinen Truppen zurückkehren, zweifellos sogar noch mit einer größeren Streitmacht. Wenn ich Bewaffnete in die Westhörner schicke, werde ich nicht nur das Weideland, sondern auch die Hälfte des Landes zwischen Clynya und Rohrn verlieren.«
    »Wenn du schon deines Vaters Schmach nicht rächen kannst, dann musst du wenigstens etwas tun, um deine Stellung zu festigen. Du brauchst einen Erben, Sillek.« Die Stimme seiner Mutter ist flach. »Das weißt du doch.«
    »Ich brauche außerdem noch fünf Züge Bewaffnete, die Kontrolle über Rulyarth und Ildyrom im Grab.«
    »Ganz zu schweigen davon, dass du die Kontrolle über das Dach der Welt zurückgewinnen musst.« Die Nadel zieht eilig einen hellroten Faden durch den weißen Stoff.
    »Wie ich schon sagte, geehrte Mutter, könnte es sich sehr nachteilig auswirken, wenn ich dies jetzt versuche.« Sillek richtet sich auf und schürzt die Lippen. »Sehr, sehr nachteilig.«
    »Nachteilig? Wie sollte es nachteilig sein, das Erbe deines Vaters für dich zu beanspruchen? Wie kannst du so etwas nur denken, geschweige denn aussprechen, nachdem dein Vater so viel für dich getan hat, Sillek?« Die funkelnde Nadel fährt durch den Stoff, als

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