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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Lassen dir deine Visionen überhaupt irgendeinen Spielraum, auf die Dinge Einfluss zu nehmen?« Nylan setzte sich auf die Liege und langte nach den Stiefeln, die zur Borduniform gehörten, ohne den Blick von Ryba abzuwenden.
    Sie zuckte mit den Achseln. »Vielleicht sehe ich nur die Dinge, die nicht geändert werden können. Vielleicht kann man aber doch etwas ändern. Ich weiß es nicht, weil es auch für mich selbst etwas Neues ist.«
    »Es ist für uns alle neu.« Nylan zog die Stiefel an, die inzwischen so durchgetreten waren, dass er die Steine durch die Sohlen spüren konnte.
    »Du brauchst neue Stiefel. Suche dir aus den Reservestiefeln ein Paar aus. Wir haben nur noch ungefähr zwanzig Paar übrig.«
    »Ja, du hast wohl Recht.« Nylan stand auf.
    »Ich habe immer Recht. Ich bin die Marschallin. Du hast auch immer Recht, du bist der Magier. Da wir das jetzt geklärt haben, wollen wir sehen, ob das Frühstück genießbar ist.« Sie ging die Treppe hinunter. Die harten Absätze ihrer Stiefel hallten laut auf dem noch härteren Stein. Nylan folgte ihr und unterdrückte den Impuls, den Kopf zu schütteln. Eine Tochter, bei der Dunkelheit, und Ryba hatte ihr sogar schon einen Namen gegeben und sie in einer Vision, die von ihrem eigenen Tod handelte, gesehen. Jetzt schüttelte er tatsächlich den Kopf. Das Dach der Welt war ein eigenartiger Ort, der immer eigenartiger wurde, je mehr man darüber herausfand.
    Sie gingen zu zwei Tischen, die vor dem Kochherd aufgestellt waren. In einem Raum, in den mühelos ein Dutzend oder sogar noch mehr große Tische gepasst hätten, wirkten diese beiden beinahe verloren. Die Bänke waren endlich fertig gestellt worden, so dass im Augenblick alle gleichzeitig sitzen und essen konnten.
    Ryba wandte sich zum Kopfende des Tisches, Nylan trödelte hinterdrein und sah sich in dem großen Raum um. Er staunte, dass sie in knapp einem halben Jahr so viel geschafft hatten. Natürlich war der Turm bei weitem noch nicht eingerichtet, aber trotzdem … er lächelte einen Augenblick lang.
    Das Frühstück im großen Saal folgte inzwischen festen Regeln. Es gab ein warmes Getränk, normalerweise einen bitteren Tee aus Gras und Wurzeln, kaltes geröstetes Brot, ein paar kleine Scheiben Käse und die Reste vom letzten Abendessen, falls es Fleisch gegeben hatte. Dazu noch ein warmes Gericht, das aber durchaus etwas so Eigenwilliges wie in Teig gebratene Bohnen oder Kisbeh sein konnte, eine wilde Wurzel, die Narliats Ansicht nach essbar war. Genießbar war das Kisbeh, aber es schmeckte wie Zwiebeln mit Schmieröl und sein einziger Vorzug war anscheinend, dass es die Konsumenten nicht auf der Stelle umbrachte, sondern noch eine Weile am Leben erhielt. Die paar Eier, die die mageren Hühner gelegt hatten, waren für Teig oder etwas anderes draufgegangen.
    »Guten Morgen, Nylan«, sagte Ayrlyn.
    »Wie hast du geschlafen?«, fragte der Ingenieur die Rothaarige, die sich mit einem Pullover und einer Thermojacke gerüstet hatte und an der Südseite auf der Fensterbank saß, wo sie die Wiese und die Felder überblicken konnte.
    »Nicht besonders gut. Es wird kalt. Wann ist der Heizofen fertig?«
    »Erst nach den Fensterläden«, antwortete er.
    »Die Fensterläden werden aber nicht viel nützen.«
    »Wenn wir nicht eine Menge Holz schlagen und die Läden einsetzen, wird uns auch der Ofen nichts nützen«, widersprach Nylan.
    »Haben wir überhaupt noch Armaglas?« Ayrlyn schauderte trotz der dicken Jacke.
    »Es reicht für sechs Fenster.« Er schürzte die Lippen und dachte nach. »Vielleicht auch für acht. Wir sollten es vor allem hier auf der Südseite verwenden.«
    »Deshalb sitze ich ja auch hier und lasse mich aufwärmen. Ich bin keine sybranische Nomadin«, erklärte Ayrlyn. Sie drehte sich etwas auf dem Stein herum, damit die Sonnenstrahlen ihren Rücken berührten. »Saryn und ich könnten einfache Fensterrahmen machen und mit Zapfen versehen, falls du es schaffst, die Aufhängungen herzustellen und in der Wand zu verankern. Kannst du das Armaglas überhaupt schneiden?«
    »Nur wenn der Laser lange genug hält.« Nylan lachte, dann runzelte er die Stirn, weil sein Magen geknurrt hatte.
    »Du musst etwas essen.«
    »Ich kann es kaum erwarten.« Der Ingenieur blickte zum Tisch, wo Ryba sich schon bediente.
    »Es ist heute Morgen gar nicht so übel – gebratenes Fleisch, das sogar nach etwas schmeckt und nicht zu streng ist, wenn du weißt, was ich meine, und es gibt ein ordentliches warmes

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