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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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für den kommenden Winter wohl nicht dick genug waren.
    Nylan betrachtete Rybas Gesicht, das lockige, pechschwarze und sehr kurz geschnittene Haar, die helle und reine Haut, die schmalen Lippen und die hohen Wangenknochen. Wieder flatterten ihre Augenlider und sie stöhnte.
    »Noch nicht … noch nicht«, murmelte sie.
    Nylan wartete und hielt beinahe den Atem an.
    »Nein …«
    Er berührte ihre kühle, nackte Schulter. »Schon gut, schon gut.«
    Ryba schüttelte den Kopf und leckte sich die Lippen, aber die Augen blieben fest geschlossen. Dann drehte sie sich auf der Liege herum und sah den Ingenieur voll an. »Nein, es ist überhaupt nicht gut. Ich habe mich sterben sehen und ich werde für Westwind und Dyliess nicht alles tun können, was getan werden muss.«
    »Es war doch nur ein Traum …« Nylan hielt inne. »Es war doch wirklich nur ein Traum, oder?«
    Ryba schüttelte wieder den Kopf und setzte sich blinzelnd auf. Dann schwang sie die Füße von der Liege und ließ die Decke bis zur Hüfte herunterrutschen. Mit dem Rücken zu Nylan blickte sie durchs offene Fenster zu den Gipfeln im Norden, die über Nacht einen leichten Überzug aus Neuschnee bekommen hatten. Ein leichter gelber und brauner Schleier hatte sich über die Büsche und Wiesen gelegt.
    »Es war kein Traum. Es war wirklich. Meine Haare waren grau und ich habe hier gelegen, allerdings in einem großen Holzbett, und die Fenster waren verglast. Leute, die graue Lederkleidung trugen, standen am Bett.« Ryba schauderte und stand auf, tappte zum Kleiderständer und nahm sich die Unterwäsche, die braune Lederhose und ein altes Hemd – allesamt erbeutete Kleidungsstücke.
    »Wenn deine Haare grau waren, dann heißt das, es war in ferner Zukunft.« Er stand auf und streckte sich.
    »Nylan … ich war noch nicht mit allem fertig und es hat weh getan, dass ich nicht fertig war.«
    »Ryba«, antwortete er sanft, »niemand, der sich wirklich bemüht, wird jemals fertig im Leben. Und du bemühst dich sehr.« Er zwang sich zu einem Lächeln, dann zog er sich an.
    Ryba knöpfte gerade die Hornknöpfe der Hose zu, anschließend das Hemd. »Wahrscheinlich hast du ja Recht, aber es war so wirklich … viel zu wirklich für meinen Geschmack.«
    »Wieder eine Vorahnung von Dingen, die kommen werden?«
    Sie nickte. »Diese Eingebungen kommen zu den seltsamsten Zeiten, aber einige sind bereits eingetreten.«
    »Oh, wirklich?« Das war ihm neu.
    »Kleinigkeiten … manchmal auch etwas wichtigere Dinge. Ich habe deinen Turm fast von Anfang an gesehen und ich wusste, wie das Badehaus aussehen wird.« Sie setzte sich auf die miteinander verbundenen Liegen aus dem Landefahrzeug, um die Stiefel anzuziehen.
    »Wer ist eigentlich Dyliess?«
    »Unsere Tochter. Ich bin schwanger und sie wird im Frühling geboren werden, kurz bevor die Pässe schmelzen.«
    Nylan sperrte den Mund auf. »Du … du hast mir nicht …«
    »Sie wird eine gute Tochter werden, das darfst du nie vergessen, Ingenieur.« Ryba lächelte. »Ich wollte, dass sie zur richtigen Zeit geboren wird. Im Winter kann man hier nicht viel tun und im nächsten Sommer … wir werden eine Menge Probleme bekommen, wenn den Leuten klar wird, dass wir auf Dauer hier bleiben werden. Sie glauben, der Winter wird uns erledigen, aber das wird nicht geschehen.«
    »Versprochen?«, fragte er.
    »Ich kann es versprechen, solange du weiter baust.« Sie stand schon vorn der Tür auf dem obersten Treppenabsatz. »Ich will, dass für Dyliess alles gut vorbereitet ist, und es wird vorbereitet sein.«
    »Eine Tochter … bist du sicher?«
    »Wolltest du lieber einen Sohn?«
    »Ich habe bisher überhaupt noch nicht darüber nachgedacht.« Er schüttelte, immer noch verwundert, den Kopf.
    »Du wirst einen Sohn bekommen. Auch das kann ich dir versprechen.« Ihre Stimme wurde leise, beinahe traurig.
    »Du hast …«
    »Ich weiß, was ich versprechen und halten kann, Nylan. Ich weiß es.« Sie sah ihm in die Augen und ihr Blick war tief und kalt und zugleich voller Schmerzen. »Wir haben keine Zeit für Melancholie, Ingenieur.«
    Die gezwungene Fröhlichkeit stand im Gegensatz zu ihrem ruhigen, bleichen Gesicht. Während sie sich ansahen, konnte Nylan drunten Stimmen hören und riechen, dass etwas gekocht wurde. Allerdings hatte er keine Eile herauszufinden, was Kyseen zum Frühstück improvisiert hatte.
    »Wir tun, was wir können, Nylan, auch wenn wir nicht immer wissen, was kommen könnte.«
    »Was kommen könnte oder was kommen wird?

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