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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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würde die Klinge eines Kavalleristen einen fliehenden Fußsoldaten erschlagen.
    Sillek wartet, bis die Nadel sich wieder langsamer bewegt. »Ich habe deinen Rat angenommen, Mutter, und wir fahren jetzt die Ernte ein, obwohl es uns wenig gekostet hat.«
    »Kosten? Du redest mir zu oft von Kosten.« Die Nadel blitzt und stürzt sich wieder auf den Stoff. »Kosten sind Beweggründe für Krämer oder Beutelschneider.«
    »Ich fürchte, ich habe mich nicht deutlich genug ausgedrückt.«
    »Nicht deutlich genug? Ich fürchte, du hast dich allzu deutlich ausgedrückt. Du wirst dein Erbe verlieren, weil dir deine Feinde überlegen sind.«
    »Ich habe nicht die Absicht, mein Erbe zu verlieren, meine geliebte Mutter, und deine Annahme, es könnte mir geschehen, sagt Schlechtes über mich und nichts Gutes über dich. Ich habe gewiss nicht den Wunsch, auf das zu verzichten, was mein geehrter Vorfahr zu meinem und dem Wohl unseres Volkes zusammengetragen hat.« Sillek nähert sich dem Erker.
    »Könntest du deiner armen, unbedarften Mutter die Logik hinter deinen Überlegungen darlegen, Sillek, Herr des Reiches? Wie kannst du dein Erbe behalten, wenn du dich weigerst, es zu beanspruchen? Bist du inzwischen ein Magier geworden?« Die Nadel sticht einen neuen hellroten Kreis um einen Blutstropfen, der von einem grauen Schwert fällt.
    Sillek lächelt. »Nach allem, was ich von Terek und meinen anderen Quellen bisher erfahren konnte, haben die Engel auf dem Dach der Welt mindestens drei Banden von Räubern vernichtet, die versucht haben, die Belohnung zu bekommen, die auszuloben du mir klugerweise geraten hast. Zwei geringere Engel wurden getötet, vier oder fünf verletzt und ungefähr zwanzig Räuber wurden getötet.« Das Lächeln verwandelt sich in ein Lachen. »So viel würde ich ganz sicher nicht zu Stande bringen und ich bin gewiss nicht in einer Position, dass ich es mir erlauben könnte, noch einmal drei Züge ausgebildeter Kämpfer zu verlieren.«
    Sillek blickt aus dem Fenster zum Fluss. »Im nächsten Frühling … nachdem dort oben der Winter seinen Tribut gefordert hat … werden wir weitersehen.«
    »Das will ich hoffen, mein lieber Sillek. Das will ich doch sehr hoffen.« Die spitze Nadel beschreibt einen weiteren blutigen Kreis.
    Sillek presst die Lippen aufeinander, aber er schweigt.

 
XXXII
     
    N ylan öffnete im grauen Licht, das durchs offene Turmfenster hereinfiel, langsam die Augen. Obwohl der Herbst kaum begonnen hatte, waren die Nächte schon empfindlich kalt geworden, so dass ihm die dünne Decke tatsächlich viel zu dünn vorkam. Decken wurden in Raumschiffen kaum gebraucht und die wenigen, die sie mitgebracht hatten, waren für den bevorstehenden Winter denkbar ungeeignet. Das bedeutete, dass sie bei den Händlern, die leider viel zu selten kamen, noch einige Dinge mehr eintauschen mussten. Nylan blinzelte und fragte sich, wie sie all die Dinge bezahlen sollten, die sie brauchten.
    Obwohl sie inzwischen aus den Landefahrzeugen alles ausgebaut hatten, was den Turm wohnlich machen konnte, war wenig genug dabei herausgekommen. Die Marineinfanteristinnen bewohnten den zweiten Stock. Gerlich, Saryn, Ayrlyn und Narliat beanspruchten einen Teil des dritten Stocks für sich. Der vierte Stock diente als Lagerraum und Ryba und Nylan hausten im fünften Stock, in dem es kaum etwas gab außer zwei Liegen aus einem Landefahrzeug, die sie mit Stricken zusammengebunden hatten, mehreren Waffen und einigen persönlichen Gegenständen.
    Dank Saryns und Ayrlyns Handwerkskunst waren die Fensterläden im ersten und zweiten Stock fertig, aber bisher waren im Inneren des Gebäudes noch keine Türen eingesetzt worden. Sie hatten aber wenigstens ein paar Lumpen zusammengenäht, um die beiden Toiletten abzuteilen. Nylan hoffte, sie könnten bald das Badehaus fertig stellen und zusätzliche Toiletten einbauen. Und natürlich die Fensterläden.
    Als er sich vorsichtig bewegte, flatterten Rybas Augenlider und sie stöhnte leise. Er wartete, aber sie öffnete die Augen nicht. So drehte er sich noch etwas weiter herum, bis er durchs Fensterloch nach draußen spähen konnte. Draußen auf der Fensterbank lag eine Spur weißer Reif, der aber sofort verschwand, als die ersten Sonnenstrahlen den schwarzen Stein trafen. Der Geruch eines Holzfeuers drang durchs Fenster herein, offenbar durch den Wind vom Kamin heruntergedrückt.
    Auf einem primitiven Ständer in der Ecke hingen ihre Kleider, darunter auch die Jacken der Borduniformen, die

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