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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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riskieren konnte angesichts der Benommenheit, die mich wünschen ließ, ich würde erneut das Bewusstsein verlieren, und rief zu ihr hinauf: »Sind Sie unverletzt?«
    »Ja. Sind Sie hungrig?«
    Schon bei dem Gedanken an Essen wollte ich mich erneut übergeben, aber herauszufinden, ob es ihr möglich war, etwas an mich weiterzureichen, könnte uns später eine Hilfe sein. »Bitte.«
    Ich hörte ein Rascheln, ein angestrengtes Keuchen und das Geräusch von etwas Folienverpacktem, das zu meinen Füßen auf den Fels prallte. Ich tastete danach und entdeckte ein prekär ausbalanciertes Päckchen, halb auf festem Boden, halb über dem Abgrund. Eine falsche Bewegung, und es wäre über die Kante gerutscht und verloren gewesen, ein beträchtlicher Verlust, wäre es alles gewesen, was wir hatten. Natürlich wäre ich beinahe wieder ohnmächtig geworden, als ich danach griff.
    Oscins besorgte Stimme hörte sich an, als wäre er tausend Kilometer entfernt. »Andrea! Alles in Ordnung?«
    »N-nein«, stammelte ich. Ich wollte kalt und abwehrend antworten, um allen weiteren Ansinnen, dumme Fragen zu stellen, ein Ende zu bereiten. Aber ich hörte mich ganz anders an: verloren, schwach und ängstlich.
 
    Danach besprachen wir in der stillen Dunkelheit eine Weile, was wir wussten.
    Oscin konnte uns immer noch nicht sagen, was mit Skye geschah. Er konnte fühlen, dass sie lebte, sogar, dass sie in einer Art medizinischer Behandlung war, aber entweder war die andere Hälfte ihres gemeinsamen Geistes nicht bei Bewusstsein, oder ihre Verbindung war immer noch für alle höheren Funktionen gesperrt. Abgesehen von vagen Eindrücken, die ihm Sky an einem anderen unterirdischen Ort zeigten, an dem sie von Medbots der KIquellen behandelt wurde, gab es wenig, das er uns hätte erzählen können.
    Auch konnte er seine eigene, eingebaute Hytex-Verbindung nicht aktivieren, um der Welt dort draußen von unserer Notlage zu berichten. Die vielen Tonnen Fels, die uns von der Oberfläche trennten, hätten das Signal eigentlich nicht stören dürfen, da der Link nicht im gewöhnlichen Raum arbeitete und es deutlich mehr physischer Hindernisse bedurfte, um das Signal zu unterdrücken. Dennoch war er außerstande, irgendwelche Informationen zu übermitteln oder zu empfangen, ein klarer Beweis dafür, dass diese Höhle nicht zu einem gewöhnlichen Vlhani-Bau gehörte und für unsere Möglichkeiten, irgendetwas zu unternehmen, geradezu vernichtend war.
    Einige Minuten lang erging sich Pakh Valinia in purer Hysterie und brüllte mich an, weil ich uns alle in eine Situation gebracht hätte, in der wir sterben würden. Ich stritt nicht mit ihr, was teilweise daran lag, dass sie nicht ganz unrecht hatte. Aber mir fiel auf, dass auch Oscin nichts zu meiner Verteidigung sagte ... und das schmerzte mich mehr, als ich zugeben mochte.
    Das Schlimmste kam, als ich meinen Stolz verwarf und versuchte, Kontakt zu den KIquellen aufzunehmen. Sie hatten zwar schon zu Beginn unserer Geschäftsbeziehung auf One One One jeglichem Interesse abgeschworen, bei physischer Gefahr zu meiner Verteidigung herbeizueilen, aber jetzt saßen wir hier in der Dunkelheit, umgeben von Kreaturen, die unbekannten Zielen folgten, und es war einen Versuch wert, und sei es aus purer Verzweiflung. Vielleicht, so dachte ich, waren sie bereit, mir zuliebe dieses eine Mal eine Ausnahme zu machen. Aber auch diese Schnittstelle funktionierte anscheinend nicht. Das Portal zu dem blauen Nichts schien nicht nur verschlossen, sondern schlicht nicht mehr da zu sein. Und ich blieb mit der erschreckenden Erkenntnis zurück, dass ich nicht allein aufgrund der Gefahr, in der wir schwebten, derzeit so ratlos war: Trotz des Hasses, den ich ihnen entgegenbrachte, trotz meines Schwurs, den Untergang herbeizuführen, den sie begehrten, hatte ich mich an ihre Gegenwart in meinem Kopf gewöhnt wie ein Tier an das Halsband, das es zum Eigentum deklariert.
    Es gefiel mir nicht, allein in meinem Schädel zu sein. Ich konnte nicht allein in meinem Schädel sein, weil mein Geist ein ruheloses Raubtier war, das stets ein Opfer fand, selbst dann, wenn es nichts mehr anzugreifen gab als mich selbst.
    Die Stunden zogen dahin.
    Meine Kopfschmerzen wurden schlimmer. Ich ertappte mich dabei, abzuschweifen, während ich versuchte, den Dingen auf den Grund zu gehen. Irgendwann fing ich an, zwei Zahlen zu multiplizieren, verlor mich in Dezimalpunkten und wälzte irgendeine alberne Antwort ein halbes Dutzend Male herum, bis mir

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