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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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Porrinyards nie zuvor eine gesehen hatten; es gab keine Hügel, keine Felsen, keine geschichtlichen Rudimente, nur Salzablagerungen, die das Land zeichneten wie die Signatur eines uralten Gottes. Aber nun war sie nicht mehr leer. Ein Strom glitzernder Schwärze hatte sich auf dem Boden gebildet, und seine schmalen Nebenflüsse strömten alle herbei, um erst einen breiten Fluss und dann eine Flut zu formen, die mit einer Unaufhaltsamkeit, so fürchterlich wie ihr anzunehmender Zweck, auf den Horizont zuraste. Es war eine Flut aus Vlhani, nicht nur Zehntausende, sondern Millionen, die marschierten, als triebe sie ein Geist, der fern von der ursprünglichen Bestimmung ihrer Spezies war, der einem anderen Ziel folgte. Das Gemetzel des jährlichen Balletts würde nur eine Fußnote sein, verglichen mit dem schrecklichen Ende, das nun bevorstand. Von hier oben war es unmöglich, sie als Individuen wahrzunehmen. Stattdessen wirkten sie in überwältigender Weise wie eine unaufhaltsame Naturgewalt. Sie hätten ein Sturm sein können, ein Buschfeuer oder eine Supernova, etwas, das alles vernichtete, was vor ihm lag.
    Und das Einzige, was sie derzeit vor dem Gleiter sehen konnte, war ein weiterer dunkler Fleck in der Ferne, der sich an das graue Gewässer eines der Binnenseen von Vlhan kauerte.
    Die Pilgerstadt.
    Nurejew.

KAPITEL SECHZEHN
TRANSFORMATION
 
    (Inzwischen.)
    Es war unmöglich zu wissen, wie viel tiefer wir in den Peitschen unserer Vlhani-Wächter hinabglitten. Die Finsternis war vollkommen, die Richtung nicht erkennbar. Aber es dauerte nur ein paar Minuten, dann brannten meine Augen durch das ungewohnte Eindringen von Licht. Es war ein fahles, schattenhaftes Licht, das ich zu anderen Zeiten kaum von absoluter Dunkelheit hätte unterscheiden können. Ich konnte immer noch nicht erkennen, was ich sah. Aber meine Augen nahmen etwas wahr, wenn schon keine vorhandenen visuellen Informationen, dann doch die Ahnung, dass visuelle Informationen bald verfügbar sein würden.
    Dann kamen wir, so schien es, an einen größeren Ort, ausgedehnt und voller hallender Geräusche. Die Spitzen meiner Schuhe scharrten über den Fels, und dabei blieb es lange genug, um zu begreifen, dass von mir erwartet wurde, mein Gewicht nunmehr wieder selbst zu tragen. Ich war nicht sicher, dass ich das konnte, erteilte meinen widerstrebenden Beinen aber die entsprechende Anweisung. Die Peitschen zogen sich zurück. Ich hörte, wie ihre spitz zulaufenden Enden über den Stein kratzten, ehe sie verschwanden.
    Irgendwo, ganz in der Nähe, schrie ein Mensch.
    Ich glaubte nicht, dass es Fox war, wollte mich aber vergewissern. »C-counselor?«
    »Ich bin hier«, sagte sie aus etwa zehn Metern Entfernung. »Das war ich nicht.«
    Wieder ein Schrei von derselben Stimme, dem eine sonderbare Leere anhaftete, die ich mir nicht erklären konnte. Er schien keine echte Emotion zu vermitteln. Da waren kein Zorn, keine Furcht und kein Schmerz, nur das Bestreben, Lärm zu machen, ausgelöst von dem gleichen experimentellen Impuls, der Babys manchmal zum Schreien veranlasste. Aaaaannnnnnhhhhh! Danke auch, wer zum Teufel du auch sein magst. Mir hast du nichts verraten.
    Ein dritter Schrei, gefolgt von einem mechanischen Surren. Also gut, irgendwer machte irgendwas. Aber warum waren wir hier? Um zu lauschen? Ich schwankte auf unsicheren Beinen, kämpfte gegen den Drang an, die Augen zu schließen und mich innerlich wie äußerlich der Finsternis zu überlassen, und brüllte: »Hallo!?«
    Mein Ruf hallte von den Wänden wider, die vielleicht Hunderte von Metern entfernt waren. Das war eine große Höhle. Und eine belebte. Ich brauchte meine Augen nicht, um die vielen unterschiedlichen Geräuschquellen wahrzunehmen.
    Ich versuchte es mit einem weiteren lauten Hallo, strengte dabei die Stimme an, erduldete einen neuerlichen stechenden Schmerz in meinem verwundeten Kopf und wäre beinahe umgekippt, als eine neue Woge der Benommenheit mir das wenige Gleichgewicht rauben wollte, das ich hatte. Es wäre nicht hilfreich, würde ich mich durch einen bösen Sturz noch mehr verletzen. Ich sank auf die Knie, strich mit den Händen über den Boden und war nicht überrascht, dort etwas anderes als einen schlichten Höhlenboden vorzufinden. Dieser war glatt, poliert. Und künstlich hergestellt.
    »Fox?«
    »Ja. Soll ich zu Ihnen kommen?«
    Ein verlockender Gedanke. Aber nun, da wir an einem anderen Ort waren, einem Ort, an dem tatsächlich etwas geschah und ich meine

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