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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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Beobachtungsgabe nicht beeinträchtigen durfte, wäre die Behaglichkeit menschlicher Nähe vielleicht eher hinderlich als hilfreich. »Nein. Bleiben Sie ... wo Sie sind. Gehen Sie nur nirgends hin und tun Sie nichts, ohne mich zu informieren.«
    »Ja.«
    Ich fuhr mit der Handfläche über den Boden und stellte fest, dass er nicht nur glatt war, sondern auch sauber. Meine Bewegungen wirbelten keinen Staub auf, keine organischen Rückstände von Vlhani oder anderen Viechern. Auf Bodenhöhe entdeckte ich einen kühlen Luftzug, den ich nicht mehr spüren konnte, wenn ich die Hand mehr als ein paar Millimeter höher hielt - ich musste nicht lange suchen, um nadelfeine Löcher im Boden zu entdecken, durch die Luft hereinströmte.
    Eine Belüftungseinrichtung? Vielleicht ... aber mir fielen nur wenige Zwecke ein, die so feine Düsen erforderten. Allerdings hatte ich ähnliche Oberflächen in einigen medizinischen und industriellen Anlagen gesehen. Der fein verteilte Luftstrom sorgte dafür, dass sich keine Partikel auf dem Boden festsetzen konnten. Oft war er so eingestellt, dass er Staubansammlungen von Präzisionsinstrumenten fortwehen konnte. Für ausgebildete Prothetiker wie Ricard und Liisl Thane musste so etwas zur Grundausstattung gehören. Warum dann nicht in ihrem Labor? Warum so weit unter der Oberfläche in so vollkommener Finsternis?
    Wenngleich ich mit jeder Sekunde klarer sehen konnte, dass diese Finsternis ganz und gar nicht vollkommen war.
    Meine Augen hatten sich allmählich an das gewöhnt, was hier als Licht angesehen werden musste. Ich konnte ein kaum wahrnehmbares Grün ausmachen: eine erhöhte Plattform irgendeiner Art in kurzer Entfernung, ein Durcheinander sonderbarer, schlangenartiger Gegenstände obendrauf, Kreaturen - darunter Vlhani - die irgendwelchen geheimnisvollen Tätigkeiten nachgingen. Eigentlich waren das eher Eindrücke als Anblicke, aber immerhin etwas. Außerdem nahm ich an, ich sollte dankbar sein, dass da nicht mehr war. Nach all diesen Stunden in totaler Schwärze wäre ich in einem gut ausgeleuchteten Raum geblendet gewesen. Ich konnte nur hoffen, dass es später heller werden würde und die derzeitigen Lichtverhältnisse dazu dienten, dass ich mich daran gewöhnen konnte. Ich musste etwas sehen, irgendwas. Von meinen Verletzungen abgesehen litt ich unter einer Form von sensorischer Entbehrung, wie ich sie außerhalb einer Zelle so schlimm noch nie erlebt hatte.
    Dann sagte jemand gleich vor mir: »Annn-dree-aahhhhh.«
    Die Stimme war menschlich, die Prägung nicht, das Wort ein Produkt einer Kehle, die menschliche Sprache nicht gewohnt war.
    Mir blieb gerade noch Zeit zurückzuzucken, als ein Peitschenpaar, wärmer und eher wie menschliche Glieder, verglichen mit dem, was ich von Vlhani kannte, über meine Arme streifte. Reflexartig schlug ich nach ihnen, und sie zogen sich zurück. Die Stimme meldete sich erneut, so nahe, dass ich den Atem ihres Eigentümers im Gesicht spüren konnte: »Annn-dree-ahhh.«
    Die nächste Berührung, die ich fühlte, stammte von einer menschlichen Hand, die durch das blutige Gewebe meines Hemds meine Brust begrabschte.
    Bei all dem, was hier passierte, konnte ich auf eine schmierige Belästigung dieser Art gut verzichten. Ich war wirklich nicht in der Stimmung für so etwas. Ich schlug zu, traf etwas, das sich anfühlte wie ein menschliches Kinn und genoss ausgiebig das anschließende, schmerzgepeinigte Ächzen.
    Als ich die Hand zurückzog, fühlten sich meine Knöchel feucht an, doch das war kein Blut, sondern, so nahm ich an, eine großzügige Ladung Speichel.
    Großartig. Zu allem Überfluss teilten wir uns unsere Unterkunft offenbar mit einem sabbernden Idioten, der glaubte, man hätte uns ihm zum Geschenk gemacht. »Fox?«
    »Ja?«
    »Passen Sie auf. Hier drin gibt es irgendeinen Höhlenbewohner. Einen notgeilen.«
    Kurze Pause. Dann: »Notiert.«
    Es hatte Vorteile, gemeinsam mit einer Frau gefangen zu sein, deren Gefühle abgetrennt von ihrem Verhalten waren. Ich musste mich nicht mit ihrer Panik herumschlagen oder meine eigene durch sie steigern lassen.
    Wieder eine Berührung dieser zarten Glieder. Annnn-dreee-aaaahhhh?«
    Toll. Er war wieder da. »Das bin ich, richtig. Und wer zum Teufel bist du?«
    Was nun folgte erinnerte an ein Räuspern. Khhhh-kuh.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Speichelspritzer kitzelten meine Wange. »Khhh-kuh. Kuh. Urrrrrrr. Iiiiii. Kuhhhh. Uhhhhrrrr. Iiiiii. Kuhhhh. Rrrrrr. Iiii.«
    Kuh. Rrr. Iii.
    Ich habe keine

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