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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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unter seinem Hals glitzerten in dem grünen Licht. Dieses Mal gestattete uns das ständig in Bewegung befindliche smaragdgrüne Muster einen besseren Blick auf ihre Züge. Sie hatte hohe Wangenknochen, eine Stupsnase und volle Lippen, und ihr Gesicht war von Gefühlen so frei wie das einer Porzellanpuppe. Ihre aufgerollten Arme wickelten sich ab, ließen ein Paar glänzender Ruten in die Werkzeugsammlung fallen und ergriffen ein anderes, ehe der Mechanismus, der sie trug, sie wieder von uns entfernte.
    Irgendwo in der Richtung, in die sie verschwunden war, erklang ein Geräusch, das an ein schwaches, gurgelndes Schluchzen erinnerte.
    »Hinterher«, sagte ich.
    Fox zögerte. »Ist das eine kluge Idee?«
    »Ich habe nicht die mindeste Ahnung. Aber hier zu bleiben bringt uns nicht weiter.«
    Noch ein kurzes Zögern. »Ja.«
    Um dem Liisl-Ding zu folgen, mussten wir zunächst die Arbeitsfläche überqueren, ein Manöver, das zu anderen Zeiten geradezu lächerlich einfach gewesen wäre, das mir nun aber eine Menge abforderte. Tara musste zuerst rüberklettern und führte eine ohrenbetäubende Kakophonie herbei, als sie unterwegs etliche Dutzend Ersatzteile zu Boden fegte. Dann streckte sie die Hände aus und half mir; dieser Vorgang dauerte beinahe zwei Minuten und ließ mich wieder einmal schweißgebadet zurück. Währenddessen vergaß ich zweimal, wer sie war, und nannte sie Skye. Als ich die Plattform endlich hinter mir hatte, war ich erschöpft und musste mich ausruhen, bis sich das Schwindelgefühl gelegt hatte.
    Auf Händen und Knien krochen wir weiter, um uns die Unsicherheit des aufrechten Gehens zu ersparen, und mit jedem Rutsch voran wurden die Werkstattgeräusche lauter. Die kühle Brise, die aus dem Boden aufstieg, jagte mir eine Gänsehaut über den Leib.
    Das Licht wurde immer noch stärker. Überall um mich herum konnte ich nun Bewegung erkennen. Der Himmel über uns erinnerte mich an eine brodelnde See, akzentuiert von grünen Lichtflecken. Nur der Umstand, dass mich auch das vollgestopfte Amphitheater auf den ersten Blick an ein Meer erinnert hatte, ermöglichte es mir, in diesem Anblick Hunderte, vielleicht sogar Tausende von Vlhani zu erkennen, die an einer Höhlendecke hingen und ihre Peitschen schwangen, als ergingen sie sich in einer erregten Diskussion.
    Lange, schwarze, zu einem Gittermuster mit Neunzig-Grad-Winkeln angeordnete Linien schränkten unsere Sicht ein. Ich wusste nicht, was ich vor mir hatte, ehe das Liisl-Ding mit hoher Geschwindigkeit an uns vorbeischoss und ich den Balken, der sie trug, zu seiner Verankerung an einer dieser Linien zurückverfolgte. Wir bieben lange genug stehen, um die Flugbahn des Liisl-Dings zu bestimmen, als es erneut an uns vorbeihuschte, dieses Mal mit einer der Spiralen in den eigenen, schlangenartigen Gliedern.
    Das Gitter über uns machte es uns leichter, auf geradem Wege weiterzugehen, ohne dass das Hin und Her des Liisl-Dings uns zu regelmäßigen Kurskorrekturen zwang. Wir krabbelten weiter, sprachen nur, wenn es nötig war, und beschränkten uns auch dann auf ein Flüstern, was mir ein wenig grotesk erschien, da die Dinger, die mit uns in diesem Raum waren, bereits von unserer Anwesenheit wussten.
    Fünfzig Meter weiter konnten wir eine andere Plattform ausmachen. Dort machte sich eine verzerrte, ehemals menschliche Gestalt zu schaffen, die an einem anderen Balken hing. Die Lichtquelle lag hinter ihm, daher erkannten wir die gliederlosen Vlhani-Jungen erst, als wir beinahe über sie stolperten.
    Es waren Dutzende. Ihre Umrisse waren so ebenmäßig wie die von Eiern, und sie alle lagen auf silbernen, kreisrunden Ständern, die sie knapp unter der Mitte hielten. Ein paar hatten prothetische Glieder, die in ihr Chitinexoskelett eingebettet waren, doch die waren zu klein, als dass sie sich auf ihnen hätten fortbewegen können. Diese Peitschen wogten ununterbrochen, winkten auf eine Art, die alles zwischen einem freundlichen Hallo und einer wütenden Warnung, bloß wegzubleiben, beinhalten konnte. Nichts jedoch deutete auf koordinierte Aktivitäten hin, wie ich sie bei meinem allzu kurzen Blick auf das Ballett gesehen hatte. Diese Bewegungen erinnerten eher an einen Taumel, weniger an den Tanz, dem die übliche Kommunikation der Vlhani glich. Ich fragte mich, ob das, was sie formulierten, nach den Maßstäben der Vlhani einen Sinn ergab ... oder ob die Dinge, die sie zum Besten gaben, so kaputt, so sehr ihrer Art der Kommunikation entfremdet klangen wie das,

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