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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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Heiterkeit, sondern lediglich eine Nachahmung, eine Imitation menschlichen Verhaltens, das es zwar verstand, das es aber nicht aus Überzeugung teilte. »Nicht allein.«
    Dann schrie es wieder, nicht aufgrund von Schmerz oder Furcht, sondern, so schien es, aus purer Freude am Klang.
    »Nicht allein«, sagte es danach.
    »Was meinst du damit? Dass sie es nicht allein geschafft haben, oder dass du nicht der Einzige bist, bei dem sie es geschafft haben?«
    »Beides«, sagte es.
    Und dann schrie es wieder.
    Ich hatte einmal ein Kleinkind erlebt, der Nachwuchs eines unangenehmen Dip-Corps-Funktionärs, der den kleinen Bastard mit ins Büro gebracht hatte. Dieses Kind hatte eine ähnliche Begeisterung für seinen Ärgerniswert gezeigt, und ich hatte im Stillen gedacht, dass die Eltern, sollte es nicht gelingen, das Balg zu zivilisieren, sich ein Lob verdienen könnten, indem sie es auf dem offenen Markt als K'cenhowten-Futter verkauften. Dieses Geschrei spaltete mir den Schädel. Ich schwankte, sah mich nach Fox um und stellte fest, dass sie schon etwas weitergekrochen war, vorbei an einer weiteren Sammlung Vlhani-Eier. Und dann war sie beim Anblick von etwas, das hinter ihnen war, erstarrt.
    Verärgert, weil sie mich allein gelassen hatte, als ich sie brauchte, rutschte ich über den kalten, glatten Boden. Keines der Vlhani-Jungen schrie mich an, aber an allen waren radikale Veränderungen vorgenommen worden: Bei manchen fehlten große Teile des Chitinpanzers, sodass man das feuchte Fleisch darunter sehen konnte; einigen waren silberne Speicherscheiben in das Chitin eingebettet worden; ein paar waren extremitätenlos, weil die Peitschen, die aus ihren Köpfen herausgewachsen waren, abgebrochen oder amputiert worden waren, sodass nur abgeätzte Stümpfe zurückblieben. Hier war so viel im Gang - die Details überfluteten mich. Für den Augenblick hatte ich nur Augen für Fox - das einzig Vertraute an einem Ort, an dem sich die Regeln mit jedem Schritt zu ändern schienen.
    Ich sah erst, was sie entdeckt hatte, als ich beinahe auf ihr drauf lag.
    Und bis dahin waren die Lichtverhältnisse gut genug, dass wir den Ausdruck auf dem Gesicht der zerstückelten Frau sehen konnten.
    Sie lag flach auf dem Rücken auf einer erhöhten Plattform, die es ihr gestattet hätte, Arme und Beine auszustrecken, hätte sie sie noch gehabt. Doch sie war nicht nur vierfach amputiert, auch ihr Torso war verkürzt und der Leib versiegelt oberhalb der Stelle, an der ihr Becken hätte sein müssen: Ihre verbliebene Hälfte war mit einer schwarzen Platte verschlossen worden, die dem Chitinpanzer der Vlhani ähnelte und in einem Sägezahnmuster mit ihrem erkennbaren menschlichen Fleisch verbunden war, sodass die Abdeckung ein wenig an einen schaurigen Mund erinnerte, der sie im Ganzen zu verschlingen drohte. Ihre Schultern mündeten in ebensolche Kappen, die alles verbargen, was vielleicht dem Stumpf eines amputierten Arms entsprochen hätte. Da ihre Genitalien zu den fehlenden Teilen zählten, waren die winzigen Brüste an dem winzigen Leib das Einzige, das den Eindruck erweckte, sie wäre weiblicher als ein chirurgisch geschaffenes Neutrum - das und das Gesicht, das mit den runden Wangen, der Stupsnase und der hohen Stirn wirklich hübsch hätte aussehen können. Haar und Augenbrauen fehlten, was die unmenschliche Wirkung ihres veränderten Erscheinungsbildes noch verstärkte, ebenso wie die sonderbaren Male auf ihren Wangen - erst dachte ich, es wären Schatten, aber dann erkannte ich, dass es sich um rote Rangtätowierungen handelte, wie sie auch Pakh Valinia hatte.
    Ihre Augen waren vom Weinen gerötet, und die Spuren ihres letzten Weinkrampfes schimmerten in dem gedämpften Licht im Raum.
    »Kenne ich Sie?«, fragte sie mit einer Stimme, deren Heiserkeit möglicherweise die Folge von stundenlangem Schreien war.
    Der Balken, der das Ding trug, das einmal Liisl Thane gewesen war, glitt etwa zehn Schritte entfernt vorbei, während der, der das Ding trug, das einmal Ricard Thane gewesen war, sich lotrecht dazu bewegte. Keiner der beiden schien die Anwesenheit des anderen zu bemerken. Entweder war die eheliche Verbindung inzwischen nur mehr ein Relikt der Vergangenheit, oder sie waren so sehr daran gewöhnt, gemeinsam zu arbeiten, dass sie einander keine Achtung entgegenbringen mussten, um gemeinsam zu funktionieren. Das Ei, das vor ein paar Sekunden mit mir gesprochen hatte, stieß ein paar Keuchlaute aus, möglicherweise ein Versuch zu

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