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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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bewohnt. Die allgemeine Stimmung spiegelte nicht mehr Hoffnung, sondern Furcht wider. In den Mienen der Menschen, die früher die liebenswürdige Genügsamkeit jener zum Ausdruck gebracht hatten, die sich ihrer eigenen, großen Bestimmung sicher waren, zeigte sich nun die Verstörtheit von Menschen, denen ihr Lebenszweck abhanden gekommen war.
    Mit jeder Stunde tauchten mehr Vlhani auf, Hunderte mehr, doch keiner kam näher als zwanzig Kilometer an den Ort heran. Auch der Küste näherten sie sich nicht, und so ergab sich auf dem schmalen Landstreifen, der der See am nächsten war, eine Lücke in ihren Reihen, durch die weitere menschliche Flüchtlinge herbeiströmten. Vielleicht wussten sie, dass sie sich in eine Falle begaben, zogen es aber vor, sich dem, was bevorstand, unter Tausenden ihrer Art zu stellen, statt irgendwo draußen in einer kleineren Gruppe erwischt zu werden, wo die Vlhani nach wie vor alles umbrachten, was sich auf zwei Beinen bewegte. Die Tanzpilger waren bereits in der Unterzahl, und die Zahl der Gegner, die sie am Meeresufer in die Enge getrieben hatten, wuchs schneller als ihre eigene.
    Niemand wollte aussprechen, was alle ahnten: dass es nur einen Grund dafür geben konnte, dass die Vlhani-Armee noch nicht angegriffen hatte. Sie warteten, bis ihre schon jetzt überwältigende Übermacht in Stärke und Anzahl so Furcht erregend war wie ein einziger, vernichtender Schlag von der Hand Gottes.
 
    Vier Kilometer südlich von Nurejew erhob sich am Rande der küstennahen Ebene ein sanfter Hügel von etwa dreihundert Metern Höhe. Er stellte den einzigen höher gelegenen Punkt in der ganzen Umgebung dar und hätte keinen Schutz vor den Vlhani geboten, hätten diese ihn stürmen wollen, denn jeder von ihnen konnte die Hänge mit ein paar Dutzend entschlossenen Schritten erklimmen.
    Der Gipfel jedoch war breit, flach und windig, jahrtausendelang von den Winden poliert, bis nur noch eine feine Schicht aus Sand auf dem glatten, flachen Fels lag. Solange die Vlhani Distanz wahrten, bot er außerweltlichen Beobachtern einen hervorragenden Aussichtspunkt. Von hier aus konnten sie das bevorstehende Gemetzel ungefährdet verfolgen.
    Das war der Grund, warum Skye und die Riirgaaner auf dem Gipfel zwei Dutzend intelligente Wesen vorfanden, die hinab auf die umzingelte Stadt und die immer größer werdende Armee blickten. Die Gleiter der ergrimmten Zuschauer schwebten samt und sonders wenige Schritte entfernt auf Hüfthöhe über dem Boden, und mit Ausnahme der drei Personen, die anscheinend zu Fuß gekommen waren, waren alle bereit, beim ersten Anzeichen einer Gefahr zurück in ihre Gleiter zu hüpfen.
    Einer der Zuschauer war der Konföderationsbotschafter Walster Croyd. Immer noch fett und nackt schäumte er unter der Decke, die er sich zum Schutz vor der Kälte über die Schultern geworfen hatte. Die Grimasse, die er zog, erinnerte gar zu sehr an das befriedigte Grinsen eines Mannes, dessen Hass sich endlich als gerechtfertigt erwiesen hatte. Unter den sieben Dienstverpflichteten, die ihn begleiteten - alle in den üblichen braunen Overalls, die auf dieser windigen Anhöhe vermutlich erheblich angenehmer waren als die bloße Haut -, war ein blasser, glubschäugiger Virond Hammersmith und zwei andere, an die Skye sich von ihrem kurzen Besuch in der Botschaft erinnerte: Clifford Dunbar und diese junge Frau, Petra.
    Der Erste Referent Cre Rhaig stand mit einem seiner eigenen Leute neben einem anderen Gleiter aus Tchi-Produktion, ebenso wie ein K'cenhowten, der mit ernster Miene reglos in seinem Panzer verharrte, und eine Gruppe außerordentlich betrübter Bursteeni, die unentwegt die kleinen, runden Köpfe schüttelten, als wäre bloße Ablehnung genug, um diesen Albtraum in einem Atemzug zu beenden.
    Die anderen Personen auf dem Plateau waren Tanzpilger, zwei schlanke Männer mit ausfahrbaren Armen und Beinen und eine blonde Frau mit rundem Gesicht, deren Modifikationen ihr nur Kopf und Torso inmitten eines Dickichts aus Vlhani-Peitschen gelassen hatten. Ihren zornigen Gesten und erbitterten Mienen nach zu urteilen, hatte sie einige Zeit mit dem Versuch zugebracht, Croyd zur Vernunft zu bringen.
    Als Skye aus dem Gleiter der Riirgaaner hüpfte, machte Hammersmith zunächst Anstalten, sie in die Arme zu schließen, besann sich aber eines Besseren und gab sich mit einem schwachen Grinsen zufrieden. »Hallo, Skye. Schön, Sie lebendig wiederzusehen.«
    »Gleichfalls«, sagte Skye. »So häufig passiert so etwas

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