Sturz der Marionetten: SF-Thriller
was ich von diesen drei einst menschlichen Gestalten gehört hatte, in denen ich die Thanes vermutete.
Die Vlhani-Eier waren in großen Abständen zueinander aufgestellt worden, ausreichend, dass wir beide zwischen ihnen hätten passieren können, hätten wir denn gewollt. Ihre Peitschenprothesen waren so kurz, dass sie mich keinesfalls packen konnten ... außerdem hatte es so oder so keinen Sinn, mir darüber Sorgen zu machen, denn in diesem ganzen Raum gab es nicht einen Platz, an dem ich sicher wäre, sollten die Vlhani, die uns hergebracht haben, uns packen wollen.
Irgendwo vor uns sagte Liisls verzerrte Stimme: »Cha. Paaaa«, gefolgt von purem Geschnatter.
Und neben mir sagte Fox: »Der Junge folgt uns.«
Ich hatte ihn schon beinahe vergessen. Als ich mich umblickte, erkannte ich einen vage grünen Umriss, heller als die umgebende Dunkelheit, die der unveränderten Gestalt eines menschlichen Jungen in ähnlicher Weise entsprach wie die abstrakte Statue eines Mannes der Darstellung menschlicher Physiologie in Anatomiebüchern. »Sind Sie sicher?«
»Ja.«
Trotz der Grabscherei, die er mir demonstriert hatte, gab es außer meinem Instinkt nichts, was mich auf die Idee hätte bringen können, der Junge könnte gefährlicher sein als irgendetwas anderes an diesem verrückten Ort. Aber der Gedanke, dass uns irgendetwas im Dunkeln folgte, behagte mir nicht. »Behalten Sie ihn im Auge.«
»Ja.«
Verfolgt von dem Jungen krabbelten wir zwischen den schwarzen Sphären hindurch, ich in Führung, Fox als Nachhut. Die Peitschen wackelten uns entgegen, tanzten Bände in einer Sprache, die keiner von uns verstehen konnte. Dennoch erfuhr ich mehr, als ich erwartet hätte: Da war ein Gefühl der Verlorenheit, der Verzweiflung und sogar des Ärgers über unser Eindringen. Die Bohrgeräusche und das unsinnige Gebabbel hielten ebenso an wie das Kratzen von Vlhani-Peitschen auf Felsgestein. Ich hatte einen ätzenden Geschmack im Mund und schluckte, ehe ich meinen Weg fortsetzte.
Dann näherten wir uns einem Ei, das keine Peitschenprothesen hatte, dafür aber einen silbernen ROM-Chip, der in auffallender Weise mit Nieten an seinem Chitinpanzer befestigt war.
Und es zeigte uns mit einer lebhaften Demonstration, dass es die Quelle der unmenschlichen Schreie darstellte.
Sein Aufschrei klang wie ein langgezogenes, schrilles Jammern, weiblich im Ton, aber unmenschlich im Charakter. Aus dieser geringen Entfernung war mir, als triebe es mir einen Nagel in die Ohren.
Was folgte, verblüffte mich damit, so kontrolliert zu klingen, dass es schon beinahe höflich wirkte. Jedenfalls so nahe dran, wie es Hom.Sap-Merkantil nur sein konnte. »Hal-lo, An-dre-a.«
Mein eigener Denkprozess war so matschig, ich brauchte eine Sekunde, ehe mir klar wurde, dass das Ei zu mir gesprochen hatte. »Du ... kannst reden?«
»Ja«, sagte es. Dann schrie es wieder, ein durchdringendes Jammern, das mir in den Ohren ballerte und mir Tränen des Protests in die Augen trieb. Dann erklärte es sich in einem umgänglicheren Ton. »Neue Stimme, An-dre-a. Pro-bie-re aus.«
»Das ... höre ich.«
»Pro-bie-re«, wiederholte es. »Neue Stimme. Men-schen-stimme. Kein Tanz. Stumm. Krüp-pel. Ket-zer. A-ber: Ga-be. Stimme. Spra-che.«
Ich hatte bereits etwas erlebt, das nahe an einer Konversation mit einem Vlhani war, als der, den ich am ersten Tag getroffen hatte, mit den Peitschen gewackelt hatte, woraufhin Hammersmiths Geschirr mir seine eigene, fragmentarische Übersetzung geliefert hatte, aber das hier war etwas anderes. Diese Laute stammten von dem Vlhani selbst, kamen aus seinem Mund - oder zumindest aus seinem implantierten Sprachgenerator - und ergaben aus sich heraus, ohne die Zwischenschaltung eines Vermittlers, einen Sinn. Was immer die Thanes sonst getan hatten, sei es aus Bösartigkeit oder fehlgeleiteten Idealen - das, was sie hier vollbracht hatten, konnte man nur revolutionär nennen. Es gab anderes, worüber ich mir den Kopf zerbrechen sollte, und ich war keine der vielen intelligenten Kreaturen, die Jahre ihres Lebens und Atems auf das Problem der Kommunikation mit dieser Spezies verwendet hatten, aber ich ertappte mich dabei, angesichts der Bedeutung dieses Erlebnisses förmlich zu erbeben. »Also haben sie ... es wirklich geschafft?«
Es verblüffte mich noch etwas mehr, als es drei Schnaufer von sich gab, einen nach dem anderen, und zwar in einem Rhythmus, der einem unkontrollierten Gelächter gleichkam. Das war kein Zeichen der
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