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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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die Annahme mit meiner Hand. »Vielleicht ein bisschen größer, vielleicht ein bisschen kleiner. Wie auch immer, es kann nicht weit daneben liegen. Nun überlegen Sie: Warum ist die verstärkte Platte, die wir in Thanes Labor gefunden haben, auf etwas ausgelegt, das viel größer und schwerer ist? Warum sollte ein Vlhani die Dienste eines Prothetikers benötigen, wenn ihm bisher nur noch keine Glieder gewachsen sind? Was, wenn der eigentliche Grund, warum seine Artgenossen es ausgesetzt haben, war, dass es voll ausgewachsen war, aber keine Glieder hervorgebracht hatte und das auch niemals tun würde?«
    Fox brauchte einige Sekunden, um meine Worte zu verarbeiten. »Und das war ... kein Geburtsfehler?«
    »Nein. Es war etwas viel Schlimmeres.«
    Wir krochen weiter, immer auf den Ursprung des grünen Lichtscheins zu, und nach einigen Sekunden stellten wir fest, dass der Boden leicht abfiel. Ich rutschte aus, glitt mehrere Meter bergab und schaffte es nur mit großer Mühe, anzuhalten. Ich wollte nicht noch weiter vordringen. Wir saßen jetzt schon tief in der Scheiße, und das Einzige, dem wir uns hier nähern konnten, war etwas, das uns bedrohte, aber in meinem Fall war der Drang, die Dinge zu verstehen, von jeher stärker gewesen als der Selbsterhaltungstrieb.
    Und dann, urplötzlich, hatten wir den Abgrund erreicht.
 
    Es war ein zweites Amphitheater, tief unter der Oberfläche und viel kleiner als der Schauplatz des Vlhani-Balletts, aber von der Form her ähnlich genug, um wie ein Nachhall des anderen zu erscheinen. Starke Scheinwerfer, aufgehängt an einer Art Faden - so dünn, dass es schien, als schwebten sie aus eigener Kraft -, hingen über dem Geschehen und tauchten alles in das unheimliche grüne Licht, das die ganze Höhle erfüllte. Die Vlhani, die die Hänge rund um die Kreatur im Zentrum besetzten, reflektierten das Licht. Einige schienen es sogar ein wenig zu verstärken. Es fiel nicht schwer, Gläubige in ihnen zu sehen, die ein Etwas anbeteten, das sie für einen Gott hielten.
    Das Etwas war ein Vlhani-Ei am tiefsten Punkt des Amphitheaters, das vor seiner Gemeinde predigte.
    Entweder war es den Thanes nicht gelungen, ihren ersten Patienten mit einer vollwertigen Mobilität auszustatten, oder sie hatten die Mühe aufgegeben, um sich stattdessen seinen Kommunikationsmöglichkeiten zuzuwenden. Es saß in einem kreisrunden Ständer wie dem, den Oscin oben im Labor vermutet hatte. Dutzende künstlicher Peitschen waren in seinen Chitinpanzer gepflanzt worden, und alle wedelten über seinem Kopf in der Luft, pulsierten im Einklang mit dem blasphemischen Sermon. Es sollte unmöglich sein, irgendetwas von dem zu verstehen, was es sagte, doch ich stellte fest, dass ich mehr begriff, als mir lieb war: Es sagte etwas darüber, dass das Ballett beschmutzt worden sei, dass sein Zweck pervertiert worden sei, dass menschliche Wesen in Hinblick auf die Funktion, die es von jeher hatte erfüllen sollen, nutzlos seien. Und dann waren da noch andere Ideen, fremdartige Ideen, Ideen, die zu groß waren, um in meinen Kopf zu passen, Ideen, die meinen Geist zu dem Versuch nötigten, sich zu verrenken, um eine Kontur auszufüllen, für die er nie gedacht war.
    Plötzlich befiel mich ein Entsetzen, wie wir alle es bisweilen fühlen, wenn wir mitten in der Nacht aus einem Traum aufschrecken, an den wir uns nicht erinnern können. »Fox! Wegsehen!«
    Fox barg den Kopf in beiden Händen, als versuchte sie, unerwünschte Gedanken herauszureißen. »Das ... das habe ich fast verstanden.«
    Mir ging es ebenso. Offenbar hatten Menschen von jeher ein Gefühl für den Tanz. Das war der Grund, warum so viele von uns ihn als wunderschön einstuften. Aber die Thanes hatten die Möglichkeiten ihrer Behandlungsweise dazu benutzt, den Abstand zwischen tonlosen Signalen und dem gesprochenen Wort zu verkleinern. »Ich glaube, das alles hat damit angefangen, dass die Thanes ihrem Patienten etwas zu nahe gekommen sind ... und umgewandelt wurden.«
    »In was?«
    »In etwas, wovor wir alle sicher gewesen wären, wäre es gestorben.«
    Ich stellte mir Ch'tpok und die Thanes vor, wie sie alle mit der speziellen Arroganz vorgegangen waren, die nur Idealisten aufbrachten, der Arroganz, die unter anderem besagte, dass sie klüger wären als jene, denen zu helfen sie sich erdreisteten. Dieses Ei anzubohren, sein Gehirn zu kartographieren, ihm eine Stimme zu geben, die es nie hätte haben sollen ... sie mussten hoch erfreut gewesen sein, als der

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