Sturz der Marionetten: SF-Thriller
Körper die implantierten Glieder angenommen hatte, geradezu überschäumend begeistert, als es zu kommunizieren begonnen hatte, und vollkommen unvorbereitet auf die Bedeutung dessen, was es zu sagen hatte.
Ch'tpok dürfte nicht ganz so anfällig gewesen sein. Als Laie, der sie hinsichtlich des Spezialgebiets ihrer Freunde war, hatte es für sie keinen Anlass gegeben, längere Zeit daneben zu stehen, während die Thanes ihrer Arbeit nachgingen. Sie hatte nichts beisteuern können. Außerdem hätte sie die anspruchsvolle Herumprobiererei so oder so als nervtötend empfunden.
Aber sicher hatte sie die Thanes häufig besucht, und sei es nur, um sich im Licht der eigenen Wohltätigkeit zu sonnen ... demzufolge hatte sie wohl die Verwandlung, die ihre Freunde durchmachten, wie eine Reihe subtiler Veränderungen wahrgenommen, die sich erst nur langsam, mit der Zeit aber immer schneller vollzogen.
Wie lange hatte es gedauert, ehe sie exzentrisch erschienen waren, dann sonderbar, dann fremd und schließlich wie etwas, das eindeutig nicht einmal mehr Ähnlichkeit mit menschlichen Wesen hatte?
Wie lange hatte es gedauert, bis sie beschlossen hatten zu verschwinden, in den Untergrund zu gehen und ihrem Patienten den nötigen Raum zu geben, um seine eigene, besondere Version des Balletts der Zukunft jenen zu vermitteln, die sie in ihre Höhle locken oder anderweitig »retten« konnten?«
Ich musterte die Vlhani, die sich auf den unterirdischen Hängen des Amphitheaters versammelt hatten, die Vlhani, die diesem Ketzer unter ihresgleichen lauschten, die Vlhani, die seine Heilsbotschaft über diesen Ort hinaus auf der ganzen Welt da draußen verbreiten würden.
Wir mussten so schnell wie möglich hier raus.
Aber Fox stoppte meinen Rückzug mit einem ausgestreckten Arm. »Keine Geheimnistuerei mehr.«
Wie ich die Porrinyards vermisste. Sie wären klug genug gewesen, nicht auf Erklärungen zu bestehen, solange ich noch nicht dazu bereit war. »Wir benutzen die falsche Metapher. Ein gliederloser Vlhani ist kein Ei, sondern eine Zyste.«
»Was?«
»Eine Zyste. Narbengewebe, das sich um einen potenziell gefährlichen Infektionsherd herum bildet.«
»Ich verstehe nicht ...«
»Das ist so verrückt, es ist beinahe wieder schön. Aber es ist die einzige Erklärung für das, was wir inzwischen wissen.«
»Was?«
»Die KIquellen haben umfangreich in diesen Planeten investiert, aber sie mussten ihren Einsatz schützen. Sie konnten nicht zugleich den Vlhani genug freien Willen zubilligen, um Lösungswege zu erforschen, die nur eine organische Kreatur formulieren kann, und die Gefahr ignorieren, dass die Spezies als Ganzes die Berechnungen von Tausenden von Jahren zunichte machen könnte, indem sie aus einer Intuition heraus den falschen Weg einschlägt, einen Weg, der geradewegs in den Abgrund führt. So, wie es zum Beispiel hier gerade zu passieren scheint. Also haben sie Vorsichtsmaßnahmen für solch einen Fall getroffen. Sie haben einen internen Regulator installiert, einen genetischen Filter, der Ketzer identifiziert und ausschaltet.«
Wieder vergingen einige Sekunden, bis Tara Fox meine Worte verarbeitet hatte. »Indem sie ... Zysten bilden?«
»Dadurch, dass sie gliederlos geboren werden, sind sie solange kommunikationsunfähig, bis ihr Potenzial zur Forcierung des Gesamtprogramms beurteilt werden kann. Wenn sie für das Ballett zu gewöhnlich sind - gut, dann wachsen ihnen trotzdem Glieder, denn sie können zum Überleben der Spezies beitragen, indem sie Nachkommen zeugen oder Nahrung beschaffen oder in anderer Weise ihren Beitrag zu ihrem Sozialgefüge leisten. Wenn sie sich aber als echte Belastung erweisen, als fähig, das Ballett in die falsche Richtung zu steuern - oder, wie im Fall des Monsters da unten, es zu vernichten -, dann werden sie aussortiert und ausgeschaltet und bleiben ihr Leben lang stumm. Es sei denn, irgendein wohlmeinender Depp wie Ch'tpok kommt des Weges und bildet sich ein, er hätte ein armes, behindertes Wesen vor sich, dem einzig ihre Freunde helfen könnten.«
»So hat das angefangen? Als Gnadenakt?«
»Die Straße zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert.«
Ich schob mich an ihr vorbei, fort von dem Amphitheater des Ketzers.
Ich wusste jetzt so wenig, wie wir hier herauskommen konnten, wie ich es gewusst hatte, ehe ich meine Schlussfolgerungen gezogen hatte. Ich wollte nur irgendwohin, wo ich vielleicht etwas Abstand zwischen uns und unsere Zukunft als Bestandteile dieser
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