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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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rasender, hyperkinetischer Erregung. Etwas Milchig-weißes tauchte in dem Meer der Schwärze auf und verschwand wieder, ehe ich registriert hatte, dass es sich um eine nackte Frau handelte, die auf Beinen, dreimal so lang wie üblich, zwischen den Vlhani umherstolzierte. Sie musste eine der Tanzpilgerinnen sein, die die Vlhani für die diesjährige Veranstaltung auserwählt hatten. Unmöglich zu sagen, wer sie war, wo sie herkam oder wie sie zu dem Schluss gekommen war, der Tod auf einer fremden Welt sei das Beste, was sie aus ihrem Leben machen könne. Aber ihr Anblick, wie sie da in dem Gedränge der Vlhani-Leiber auftauchte und wieder verschwand, und das Bewusstsein, dass dieser Morgen eine Vorstellung versprach, in deren Verlauf sie in Stücke gerissen werden würde, reichte, um mein Herz mitfühlend pochen zu lassen.
    »Wir müssen diesen Überflug kurz halten«, sagte Hammersmith. »Vlhani kümmern sich normalerweise kaum darum, ob irgendwas in ihren Luftraum eindringt, aber die da unten sind aufgewühlt und bereit, ihr Leben zu opfern. Wir sollten sie nicht dazu animieren, uns entgegenzuspringen.«
    »Ist so was schon mal passiert?«, fragten die Porrinyards.
    »Einer der Gleiter, die während des Massakers in Dhijus Botschaft gestartet sind, hat berichtet, er hätte einem Vlhani, der nach ihm gesprungen war, gerade noch ausweichen können. Der Vlhani ist, wenn ich nicht irre, zweihundert Meter senkrecht in die Luft gesprungen.«
    »Dann«, sagte ich übertrieben höflich, »fühlen Sie sich auf jeden Fall frei, uns verdammt noch mal aus ihrer Reichweite zu bringen.«
    Das reflektierte Sternenlicht schwand, kaum dass unsere Flugroute uns aus dem Luftraum über dem Amphitheater hinaustrug. Wir folgten einem Steilhang, der zu einer zerklüfteten Klippe wurde, die die Luft vor uns über Hunderte von Metern beherrschte, während wir in Richtung Gipfel aufstiegen. Ich dachte schon, der Felsen würde niemals enden, bis er plötzlich den Blick auf eine Reihe von Lichtern, Holocordern, Bewegungsdetektoren und Neurecverstärkern freigab, die auf einem erhöhten Platz mit Blick auf das Theater aufgebaut worden waren. Hinter den Gerätschaften waren etliche Hundert Leute zu sehen: Menschen und andere, die in Gruppen um den Fuß der Tribüne schlenderten, die für die Spezies aufgebaut worden war, die des Sitzens mächtig waren. Außerdem hatten sich einige reglose K'cenhowten in einer Reihe auf einer separaten Plattform aufgestellt, die für sie als die einzige Spezies, die nicht sitzen konnte, reserviert war. Dann sah ich noch einige KIquellen-Avatare herumschweben, ein Anblick, der mich veranlasste, verärgert das Gesicht zu verziehen.
    Dutzende von Gleitern und anderen Fluggeräten verschiedener Fabrikate menschlicher oder anderer Herkunft standen in langen Reihen auf dem ebenen Gelände, etwa zweihundert Meter hinter dem Aussichtsplateau. Hammersmith fand einen Platz, der groß genug für uns war, und landete. Als wir den Boden berührten, sagte er: »Ihre Habe ist hier ausreichend sicher, aber außerhalb des Scheinwerferlichts ist es ziemlich dunkel. Sie sollten vielleicht einen Leuchtstab oder so was mitnehmen.«
    »Ich komme auch so zurecht«, sagten die Porrinyards. Ihre vereinte Wahrnehmung verstärkte ihre so oder so schon überdurchschnittliche Nachtsicht um ein außergewöhnliches Urteilsvermögen. »Und du, Andrea?«
    Mir behagte die Vorstellung nicht, meine Tasche auf der Suche nach einer Lampe zu durchwühlen. »Wird schon gehen.«
    Hammersmith ging voran, was nicht nötig war, denn sogar ein Idiot konnte problemlos erkennen, dass der einzig denkbare Zielort dieser große, gut ausgeleuchtete, geradezu ins Auge springende Ort war, an dem ganz einfach alle Lichter und Leute versammelt waren. Oscin ging neben mir, Skye ein halbes Dutzend Schritte weiter hinten, eine Formation, die sie in ihrer nachrangigen Rolle als meine Personenschützer bevorzugten.
    Die Luft war staubig, wärmer, als es ihr bei Nacht zustehen sollte, und angereichert mit einem beißenden Geruch, den ich nicht einordnen konnte. Vielleicht war es einfach die Mischung all der vielen Vlhani, die sich in so unmittelbarer Nähe aufhielten, vielleicht war es auch ein Geruch, der rein zufällig kennzeichnend für dieses Gebiet war. Mir sagte er so wenig zu wie die meisten planetarischen Gerüche, aber ich konnte damit umgehen.
    Als wir uns der Tribüne näherten, begegneten uns Dienstverpflichtete aller möglichen Spezies, die Botengänge

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