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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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irgendwelche theoretischen Fragen über den biologischen Imperativ zu stellen.
    Das galt natürlich nur unter der Voraussetzung, dass wir diese Nacht überlebten. Und dass meine Beziehung zu den Porrinyards überlebte, was auch immer ich dieses Mal getan haben mochte, um sie zu verärgern.
    Alles, was ich wusste, war, dass ich nicht heute Nacht, während sie wütend auf mich waren, sterben wollte, was mich anderenfalls vielleicht nicht so sehr gestört hätte.
    Bis zu diesem Zeitpunkt konnte ich nichts sehen außer dem finsteren Himmel und Skye, die über mir am Felsen hing. Die fernen Schreie der Vlhani, die in der Tiefe im Kampf ihr Leben ließen, schienen sonderbar gebündelt aufzutreten, beinahe so, als würden sie aufgepeitscht wie Spielzeug in einem unsteten Wind.
    Die schlimmsten Schreie, die, die verkündeten, dass eine weitere Seele an uns vorbei in den Tod am Grund des Amphitheaters stürzte, hörten nach einer Weile auf, aber ich konnte nicht einschätzen, wie viele Außerweltler überlebt hatten. Ich hätte vermutlich Skye fragen können, aber ich fürchtete, die neu erwachten Spannungen zwischen uns zu stören.
    Wie dem auch sei, wir hatten vielleicht eine Stunde oder mehr dort verbracht und darauf gewartet, was diese Nacht uns noch zu bieten hatte, als Skye sagte: »Das könnte sehr gut oder sehr, sehr schlimm sein.«
    »Was?«
    »Hör zu.«
    Da schien nichts zu sein, dem ich zuhören konnte, abgesehen von dem, was wir so oder so schon die ganze Zeit hörten: den Wind, die Schreie der Vlhani im Amphitheater, die allmählich verhallenden Kampfgeräusche aus der Tiefe, das Gebrüll anderer intelligenter Wesen, die sich auf der Klippe gegenseitig anriefen. Aber dann vernahm ich etwas anderes: einen leisen, knirschenden Trommelschlag, als würden tausend winzige Hämmer Löcher in ein Kiesbett schlagen. Es schien von unten zu kommen, aber das war auch schon alles, was ich begriff. Abgesehen davon, dass ich Skyes Hilfe nicht brauchte, um tief im Inneren zu spüren, dass die Erklärung für diese Laute in der Tat sehr, sehr schlimm sein mochte.
    »Hörst du es?«, fragte Skye.
    »Ich glaube schon. Was ist da los?«
    »Ich nehme an, das ist das Geräusch von Vlhani-Peitschen, die Löcher in Gestein schlagen. Ungefähr neunzig von ihnen haben sich von den Überlebenden im Amphitheater getrennt und klettern nun an der Felsmauer zu uns herauf.«
    Meine Innereien krampften sich zusammen. »Was wollen sie?«
    »Das ist die große Frage, nicht wahr?«
    Ich versuchte, mir auszurechnen, wie viel Zeit uns noch blieb. Viel konnte es nicht sein. Die Hunderte von Metern, die uns vom Boden des Amphitheaters trennten, konnten für die Vlhani kein größeres Hindernis darstellen als eine kurze Treppe für uns. Die Chancen, dass es uns gelang, den Gipfel vor ihnen zu erreichen, ganz zu schweigen davon, nützlichen Abstand zu gewinnen, während wir vor diesem wie auch immer gearteten ruchlosen Chaos flüchteten, das die Wüste dort oben beschmutzte, summierten sich auf null.
    »Wir haben ungefähr zwanzig Sekunden«, sagte Skye. Dies war einer jener äußerst seltenen Momente, in denen ich Furcht in ihrer Stimme wahrnehmen konnte, ein Zittern, von dem ich annehme, dass es außer mir kaum jemand bemerkt hätte.
    Panische Schreie wurden unter den Leuten laut, die sich an die Felswand klammerten. Ich hörte, wie ein Schrei sich langsam verlor, als der, dem die Stimme gehörte, entweder abstürzte oder gar sprang, um sich dem Zugriff der Vlhani zu entziehen. Ich versuchte, den Kopf zu drehen, als das Knirschen näher kam, und fühlte, wie sich mein Magen umdrehte, als schon diese kleine Bewegung mich aus dem Gleichgewicht brachte.
    »Andrea!«
    Es war zu spät. Ich war im freien Fall. Skyes Schrei folgte mir, als ich mit weit aufgerissenen Augen in eine Dunkelheit stürzte, die von Sternen erhellt wurde, Sterne, die irgendwie zwischen mir und dem unausweichlichen Aufprall weit unten funkelten.
    Mir blieb Zeit für zwei Gedanken. Oder besser für eineinhalb.
    Oh, gut, ich wollte doch immer sterben.
    Und dann:
    Was denkst du da, du dämliche, selbstsüchtige Schlampe? Früher wolltest du sterben. Jetzt kannst du das nicht mehr wollen, nicht, wenn es jemanden gibt, der ...
    Aufprall.

KAPITEL FÜNF
ÜBERLEBENDE
 
    Sie schulden uns Abbitte, Andrea Cort.
    Dieses Mal war der KIquellen-Avatar ein mürrisches, sommersprossiges Menschenmädchen von ungefähr sechs Jahren in einem Overall, dessen schmutziges, blondes Haar zu Zöpfen

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