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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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konnte. Sie war das glatte Gegenteil der hysterischen Frau in dem Gleiter. Sie weinte nicht, sie zitterte nicht, sie zeigte überhaupt keine Reaktion. Sie starrte nur hinaus auf den See, die blutigen Arme vor der blutigen Brust verschränkt, das blutige Gesicht so friedlich wie das kristallklare Wasser vor unseren Füßen.
    Dies war kein vertrackter emotionaler Moment. Dies war eine Person, die all ihre Gefühle mit einer undurchdringlichen Hülle verdeckte.
    Ich war nicht gerade eine Expertin darin, leere Beileidsbekundungen abzugeben. Früher, als die Mauer um mich herum noch höher war als jetzt, hätte ich es nicht einmal versucht. Aber die Rituale, die Menschen aneinander binden, zerrten heute stärker an mir, als ich es gewohnt war, und so musste ich es versuchen.
    Ich atmete tief durch, während ich überlegte, ob ich genug Daten hatte, um dem Gedenken an den Mann gerecht zu werden, und verfiel schließlich auf die einzige Laudatio, die aus meinem Munde keine reine Lüge war. »Tut mir leid wegen Ihres Chefs. Er ... schien kein schlechter Mensch zu sein.«
    Fox drehte sich zu mir um. Ihre Augen waren dunkel und unergründlich. Das einzige Anzeichen einer traumatischen Reaktion waren ein paar Schweißperlen, die auf den haarlosen Ovalen hoch oben auf ihrer Stirn funkelten. Nach einem kurzen Blickkontakt schaute sie sich zu den herumwatenden Vlhani um, doch sah sie dabei nicht wie jemand aus, der seine Furcht bekämpft, sondern wie ein Buchhalter, der die Zahlen in einer Gewinn- und Verlustrechnung addiert und subtrahiert.
    Ich versuchte es anders. »Haben Sie einander nahegestanden?«
    Ihr Schweigen hätte alles bedeuten können.
    Es war nicht allein der Wind oder der gerade überstandene Albtraum, die mich frösteln ließen. »Entgeht mir irgendetwas?«
    Fox' Stimme war schwach und zerbrechlich, ein Instrument, das zu lange in einer Schublade verstaut gewesen war. »Die meisten Worte sind nur Störgeräusche.«
    Mein Frösteln nahm zu. »Was?«
    »Ich habe meinen Scharfsinn maximiert, indem ich irrelevante Funktionen wie das Bedürfnis zu inhaltsloser sozialer Interaktion beseitigt habe. Heute spreche ich nur, wenn ich Informationen austauschen muss.«
    Selbst seitens der KIquellen hatte ich mehr Emotionen, echt oder simuliert, wahrgenommen, als ich bei dieser Frau imstande war aufzuspüren. »Sind Sie dann nicht ... einsam?«
    »Ich verfüge über eine normale Palette an Gefühlen, aber meine Modifikationen gestatten mir nicht, sie in meine Handlungsweise einzubeziehen.«
    Modifikationen. Aber hier ging es nicht um irgendeinen Lifestyle. Das hier beruhte auf einem chirurgischen Eingriff. Vermutlich seitens der KIquellen - es fiel mir schwer, mir vorzustellen, irgendein menschlicher Chirurg könnte wissen, wie er so etwas Obskures herbeiführen konnte. »Wessen schreckliche Idee war das? Hat Schiff Ihnen das aufgezwungen?«
    Die Worte glitten an ihr ab wie Blütenblätter im Wind, zart und schwerelos und ohne eigenen Antrieb. »Nein. Er hat in der Veränderung eine persönliche Zurückweisung gesehen. Ich war diejenige, die beschlossen hat, dass ich diese Verbesserung benötige.«
    Meine nächste Frage spie ich hinaus. »Warum?«
    »Meine Gefühle waren kontraproduktiv.«
    Ihre Augen erinnerten mich an tiefe Wasserlöcher, zu dunkel, um den Blick auf den Schmutz freizugeben, der sich unter der Oberfläche verbergen mochte. Trauerte sie innerlich? Schrie sie vor Kummer? Zitterte sie angesichts des Schreckens, den wir erlebt hatten? War sie so wütend, dass sie sich wünschte, diese Welt hätte eine Kehle, die sie mit bloßen Händen zudrücken konnte? Es war unmöglich, das herauszufinden. Postoperativ war da nur die friedliche Oberfläche, still und glatt wie das Seewasser.
    Ich konnte nur vage erahnen, welches Leid sie früher einmal erlebt haben musste, dass sie sich in eine Art Haushaltsgerät hatte verwandeln lassen, eine Verwandlung, bei der ihre Gefühle zwar erhalten blieben, sie aber nicht mehr auf sie zurückgreifen konnte.
    Nein, das war nicht ganz richtig. Ich konnte es mir durchaus vorstellen. Ich war selbst einmal dort, wo sie gewesen war. Es hatte Tage in meinem Leben gegeben, da hätte ich die KIquelle Medizintechnik um Fox' so genannte Verbesserung gebeten, wäre ich nur geistesgestört genug gewesen, auf die Idee zu kommen. Aber da ich daran nicht gedacht hatte, hatte ich das Gleiche erreicht, indem ich mich selbst zu einer düsteren, unsympathischen Schlampe mit versteinerter Miene gemacht

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