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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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hatte.
    Ich war nicht mehr so schlimm wie früher. Aber ich erinnerte mich daran, wie ich gewesen war. Zu sehen, was aus ihr geworden war, bedeutete zu erkennen, was aus mir hätte werden können. Es war, als hätte ich den nächsten Soldaten in der Reihe vor Augen, der dem feindlichen Feuer zum Opfer fiel.
    »Werden Sie mir helfen, Merin zu finden?«, fragte sie.
    Einer der Riirgaaner tauchte hinter uns auf und erlöste mich von der Notwendigkeit, ihr eine Antwort zu geben. »Entschuldigen Sie. Wer von Ihnen ist Counselor Andrea Cort?«
    Juje sei Dank. »Ich bin Counselor Cort.«
    »Man erbittet Ihre Anwesenheit im Büro des Botschafters.«
    Angesichts der Ausdruckslosigkeit riirgaanischer Gesichter war es nutzlos, einen Versuch zu unternehmen, seins nach Hinweisen darauf zu erkunden, was das zu bedeuten hatte. In Gegenwart von ihm und Tara Fox kam ich mir vor, als stünde ich zwischen zwei Marmortafeln mit aufgemalten Augen.
    Aber die Unterbrechung war hilfreich. »Ich melde mich später«, sagte ich zu Fox.
    Der Bote führte mich zum Ufer, wo wir Oscin einsammelten, ehe wir zum Hauptgebäude der Botschaft gingen.
    Nur einmal, ehe der Pfad um einige Bäume herumführte, die mir den Blick auf den See verwehrten, blickte ich mich um. Inzwischen hatten alle Überlebenden den Gleiter verlassen, und Fox, die anscheinend von allen übersehen worden war, war die Einzige, die noch auf dem Anleger stand. Die Nebelbank, die das andere Ufer verhüllte und einen großen Teil des Sees mit Dunst überzog, schien sie in ihren Bann zu ziehen, aber ich wusste nicht, ob sie sie wirklich sah oder ob sie sich einfach in ihren Gedanken verlor, welche Gedanken sich eine Unberührbare wie sie auch zugestehen mochte. Während ich zu ihr hinübersah, war einer der Vlhani zu ihr gewatet. Nun ragte er hoch über ihr auf und wedelte mit zwei Peitschen über seinem gewaltigen schwarzen Kopf, vielleicht, um freundlich hallo zu sagen, vielleicht um ihr eine drängende Frage zu stellen oder inniglich Abbitte zu leisten. Fox machte keine Anstalten, davonzulaufen, sie zeigte gar keine Reaktion. Ich fragte mich, ob sie für den Vlhani ebenso sehr ein Mysterium darstellte wie seine Art für die meisten Menschen - und ob sie irgendwo in dem Gefängnis, das sie aus ihrem Schädel gemacht hatte, hoffte, diese Peitschen würden herabsausen und sie befreien.
 
    Hurrr'poths Allerheiligstes kam mir vor wie eine Erweiterung des Vlhan-Waldes. Die Wände bestanden aus Rundholz, geschützt durch einen dünnen, farblosen Überzug, der auf Hochglanz poliert worden war. Eine Wand nahm ein lebensgroßes Porträt eines Riirgaaners auf einem Berggipfel ein, von dem ich annahm, dass er sich auf ihrer Heimatwelt befand. Die einzigen Möbel waren einige hohe, dreibeinige Hocker ohne Lehne, die dort, wo Menschen Polster als Sitzkissen benutzt hätten, mit schmalen, vertikalen Sicheln ausgestattet waren. Für Riirgaaner mochten sie sogar luxuriös sein, für einen Menschen sahen sie etwa so bequem aus wie eine Bahnschiene.
    Oscin und ich beschlossen, stehen zu bleiben, obwohl nur einer der Hocker von einem mir unbekannten Riirgaaner besetzt war. Dieser Hocker stand in der Mitte des Raums und war umgeben von Holos, zu denen auch eines zählte, was ihn über die Fortschritte bei den Aufräumarbeiten im Amphitheater auf dem Laufenden hielt, während andere ihm eine Reihe von Gesichtern zeigten, die ihn zornig umkreisten wie Satelliten, die aus ihrer Umlaufbahn zu stürzen drohten.
    Eines dieser Gesichter gehörte Hurrr'poth persönlich, den ich zuletzt bei den Trümmern der Tribüne gesehen hatte. In anderen erkannte ich Bursteeni oder Cid oder K'cenhowten, ohne jedoch zu wissen, welche Vertreter der Spezies ich vor mir hatte. Croyd ließ sich durch seinen Namen vertreten, geschrieben in schwebenden Blockbuchstaben, eine sonderbare Art physischer Zurückhaltung gegenüber außerirdischen Botschaftern, die die zwanghafte Nacktheit, welche er seinen Mitmenschen so bereitwillig präsentierte, umso lächerlicher erscheinen ließ.
    Der einzige Würdenträger, der sich mit uns im Raum befand, war der Erste Referent der Tchi, Cre Rhaig, der mich von einer der wenigen Stellen im Zimmer, die nicht von Holos eingenommen wurde, finster musterte. Seine Anwesenheit war eine Überraschung für uns, da er nicht an Bord des Gleiters gewesen war, und ich fragte mich sogleich, wie sehr er seinen Einfluss hatte spielen lassen, um sich einen Platz auf einem früheren Evakuierungsflug zu

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