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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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begreifen müssen, und sagte: »Nun ja, wenn es unbedingt sein muss, dann, schätze ich, sollten Sie einfach denjenigen fragen, der sie verändert hat, meinen Sie nicht?«
    Das Blut pulsierte in meinen Ohren, als Royko die Treppe wieder hinaufstieg. Seine Schritte hallten noch lange von den metallenen Stufen herab, nachdem er längst außer Sicht war. Ich kannte ihn gerade ein paar Minuten, und schon fühlte sich der Raum ohne ihn beengter und düsterer an. Ich nehme an, das lag daran, dass dies sein Zuhause war, ein Ort, der sein Leben ebenso verkörperte wie der Körper selbst. Ich überlegte, wie viel er noch wissen mochte, wie viel die unbekannte Ch'tpok wissen mochte, wie lange sie schon zusammenlebten und Geheimnisse teilten, die ihrem Leben Sinn verliehen, und ich fragte mich, ob ich wohl je Gelegenheit bekäme, ihnen noch ein paar Fragen zu stellen.
    Tara Fox starrte mich an, zu sehr ihrer kurz angebundenen Art verhaftet, um mich direkt zu fragen, ob Roykos Abschiedsworte mir zu irgendeiner erfolgversprechenden Idee verholfen hätten. Das hatten sie, aber warum sollte ich sie nicht eine Weile im Dunkeln lassen, zumal ich wichtigere Dinge zu bedenken hatte.
    Ich drehte mich zu Pakh Valinia um und sagte: »Wissen Sie was?«
    Sie musterte mich argwöhnisch. »Was?«
    »Ich habe einmal im Zuge von Ermittlungen erfahren, dass Ihre Republik die Todesstrafe schon vor Jahrhunderten abgeschafft hat. Stimmt das?«
    Jetzt sah sie unglücklich aus. »Ja, Counselor.«
    »Sie exekutieren keine Mörder, keine Vergewaltiger, nicht einmal Terroristen. Sie betrachten diese Vorgehensweise als barbarisch und üben harsche Kritik an den Welten innerhalb der Konföderation, die sie immer noch anwenden. Aber Hurrr'poths menschliche Tochter? Sie ist des Todes, sollte sie je wieder einen Fuß auf riirgaanischen Boden setzen, und trotzdem ist der Botschafter sorglos genug, sie im Zuge einer alltäglichen Unterhaltung zu erwähnen? Warum möchte ich wohl wissen, was zum Teufel sie getan haben kann?«
    Pakh Valinia schlang die Arme um den Leib und blickte zu Boden, ehe sie mich wieder anschaute, und in ihren Augen spiegelte sich ein Zorn, wie ich ihn seit Oscins Auftritt in der Klinik nicht mehr gesehen hatte.
    »Wissen Sie es?«, fragte ich.
    »Ich kenne nicht alle Details«, sagte sie. »Darüber wird nicht oft gesprochen.«
    »Dann verraten Sie mir, was Sie wissen.«
    Sie dachte mehrere Sekunden darüber nach, ob sie mir etwas erzählen sollte oder nicht, und ich hatte Gelegenheit, den Prozess ihrer Entscheidungsfindung bis zu dem Punkt zu verfolgen, an dem ihr klar wurde, dass sie keine andere Wahl hatte. »Sie hat ein Kind einer intelligenten Spezies gestohlen.«
    »Vlhani?«
    »Ja. Sie hat ein Ei an sich genommen.«
    »Warum?«
    »Sie haben es als lebensunfähig eingestuft und wollten es sterben lassen. Sie dachte, es könnte gerettet werden, wenn es medizinisch versorgt würde. Sie hat es gut gemeint, trotzdem hat sie ein Kind einer intelligenten Spezies gegen deren Willen entführt ... eine Tat, in der meine Regierung einen Verstoß gegen das Verbot der Sklaverei sieht. Man hat ihr gesagt, sie solle es lassen, aber sie wollte nicht hören. Hurrr'poth blieb keine Wahl. Es gab ein Gerichtsverfahren in Abwesenheit der Beschuldigten. Sie kann nie wieder auf riirgaanischen Boden zurückkehren, ohne diesen schlimmsten aller Preise zu bezahlen. Ich halte das für furchtbar unfair. Man hätte sie nicht dafür verurteilen dürfen, dass sie mitfühlend gehandelt hat.«
    Ich konnte nur an den gewichtigen Fingerzeig der KIquellen denken, der besagte, dass Menschen diese Katastrophe eingeläutet hätten, indem sie etwas gerettet hatten, das nicht hätte leben dürfen. »Wo hat sie es hingebracht?«
    Aber Fox sprach, ehe Pakh Valinia antworten konnte. »Mr Porrinyard?«
    Ich wirbelte herum, um ihn anzusehen, und wünschte mir sogleich von Herzen, ich hätte es nicht getan.
    Oscin war rückwärts gegen die Felswand gestolpert. Ein Schweißfilm glänzte von einer Sekunde zur anderen auf seiner Haut, und er war so weiß wie Papier. Als sich unsere Blicke trafen, schien es mehrere Sekunden zu dauern, bis er mich als jemanden wahrnahm, den er kannte, ganz zu schweigen davon, dass er mich liebte, dass er mir das Leben gerettet hatte, indem er zu einem Teil davon geworden war. Seine Lippen formten ein Wort.
    Dann verdrehte er die Augen und sank lautlos zu Boden.

KAPITEL ZEHN
DIE VERLORENEN
 
    (Skye.)
    Es waren Dutzende, vielleicht sogar Hunderte:

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