Sturz der Marionetten: SF-Thriller
eine weit umfangreichere, an der niemand interessiert war, und flog wieder ab - aber die Geheimnisse dieses Orts hatten mich bereits so sehr gepackt, dass ich vor einer ganzen Weile erneut hergekommen bin. Die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe, obwohl ich dafür meine Zugehörigkeit zur Konföderation aufgeben musste.«
»Warum?«
»Weil ich an all die Geschichten der Menschen, die ich jahrelang aufgezeichnet habe, nie glauben konnte, aber ich glaube an das, was hier geschieht. Ich behaupte nicht, ich würde es auch nur ansatzweise verstehen, aber ich kann spüren, dass hier etwas Bedeutsames passiert, etwas, gegen das all unsere Politik, all unsere Diplomatie und all der andere Mist nur wie ein vorübergehender Wahn wirken.«
»Sie hören sich an wie ein Tanzpilger. Die reden genauso.«
»Bedauerlicherweise bin ich nur ein Sympathisant, kein Teilnehmer. Ich verfüge nicht über die Gabe und habe dem Ballett nichts zu bieten. Aber ich will unbedingt hier sein, wenn die Tänzer erreichen, was durch das Ballett erreicht werden soll.«
»Aber Sie können ebenso wenig erklären, was das ist, wie die Tanzpilger.«
»Nein«, antworte er mit einem breiten, selbstironischen Grinsen. »Sie kennen uns Fänger doch. Wir sind ziemlich gut, wenn es darum geht, ein großes Ereignis aufzuspüren, und ziemlich dilettantisch, wenn wir eine Erklärung dazu finden sollen. Ich kaue Ihnen beide Ohren ab, wenn ich Ihnen erzählen soll, wie wichtig das Ballett für die Zukunft der Menschen und die von Vlhan ist, aber das ist vor allem das, was ich empfinde, es ist nichts, das ich weiß. Wenn Sie wissen wollen, warum es so entscheidend ist oder wie es funktioniert, dann, fürchte ich, sind Sie am falschen Ort und reden mit der falschen Person.«
Also lief es, zumindest soweit es ihn betraf, auf puren Glauben hinaus. Was mir ein Ächzen entlockte. Glaube war in einer Krisensituation, in der ich harte Fakten brauchte, keine Hilfe, also wechselte ich das Thema. »Sie haben also auf die Zugehörigkeit zur Konföderation verzichtet, um sich mit wem zu verbünden?«
»Ich bin heute weitgehend heimatlos, es sei denn, Sie betrachten Vlhan als meine Heimat. Aber ich denke, standardgemäß können Sie mich als Riirgaaner bezeichnen, weil ich inzwischen mit einer Riirgaanerin verheiratet bin.«
Das war nun endlich eine Erklärung dafür, warum er zu Beginn unseres Gespräches von »wir« gesprochen hatte.
Pakh Valinia schien meinen scharfen Blick im Hinterstübchen wahrzunehmen. »Nicht mit mir, Counselor. Mit Hurrr'poths Adoptivtochter Ch'tpok.«
Der Wirrwarr wurde immer schlimmer. »Und wo ist sie jetzt?«
»Ich weiß es nicht genau«, sagte Royko. »Sie ist mehr in diese Sache involviert als ich. Ich weiß nur, dass sie unterwegs ist und versucht, diesen Wahnsinn in den Griff zu kriegen, aber ich weiß nicht, wie oder wo.«
»Mich überrascht, dass Sie so unbesorgt sind.«
»Mich überrascht, dass Sie denken, ich wäre unbesorgt. Verstehen Sie mich nicht falsch. Chuppy mag das kompetenteste menschliche Wesen sein, das mir je begegnet ist, aber sie hat eine Hybris, der sie gerecht werden muss, und wenn sie Fehler begeht, dann sind die umso spektakulärer. Sie redet nicht viel darüber, aber sie gerät in einen Zustand der Depression, der manchmal tagelang dauert.«
»Trotzdem ist sie da draußen, allein, mitten in diesem Irrsinn.«
»Ich möchte auch nicht, dass sie in der Schusslinie steht, aber wenn sie sagt, sie muss, dann vertraue ich ihr. Und wenn sie sagt, ich muss hierbleiben und warten, weil jemand wie Sie Unterstützung brauchen wird, dann tue ich, was sie sagt.«
»Was soll das heißen, jemand wie ich?«
»Jemand«, sagte Royko, »mit einer persönlichen Beziehung zu den Mächten, die die Fäden ziehen.«
Langsam verstand ich, warum er es standhaft vermied, sich genau auszudrücken. Mir schien, die abwesende Ch'tpok könnte eine Person sein, die ihr eigenes Bündnis mit den KIquellen geschmiedet hatte, dessen Einzelheiten nicht in Hörweite von Außenstehenden wie Fox oder Pakh Valinia diskutiert werden durften. Das aber weckte einen unerwarteten Verdacht hinsichtlich ihrer anderen Bezugspersonen. »Sie meinen, jemand wie Ihr Schwiegervater? Gehört er da auch dazu?«
»Ich habe ihn seit Jahren nicht gesprochen«, sagte Royko. »Chuppy musste ihren eigenen Status als Riirgaanerin vor einer Weile aufgeben, um sich aus einer schlimmen Lage zu befreien, die nach dem riirgaanischen Recht zu ihrer Exekution
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