Sturz der Marionetten: SF-Thriller
mit dem Befehl, Sie wieder festzunehmen, hierher unterwegs sind und in ungefähr zwanzig Minuten eintreffen werden, sollten wir uns besser unterwegs weiter unterhalten. Folgen Sie mir, schnell.«
Wir folgten dem wettergegerbten Mann durch die offene Luke und eine stählerne Wendeltreppe hinunter. Er ging voran, direkt gefolgt von Pakh Valinia, Oscin schlurfte neben mir her, und Fox bildete den Schluss. Ich hatte gehofft, meine Höhenempfindlichkeit würde nachlassen, wenn wir das Plateau erst verlassen hatten, aber der erste Raum, den wir betraten, bot keine große Besserung. Die Wände waren zu allen Seiten transparent und lieferten uns ein Panorama der Menschenzähne - ein Anblick, den Leute lieben mussten, die solch einen Anblick liebten. Auf einem Innenbalkon an einer dieser Wände stand ein Tisch mit einer warmen und halb verzehrten Mahlzeit, die immer noch dampfte. Das Aroma erinnerte mich daran, wie lange es her war, dass ich zum letzten Mal etwas gegessen hatte. Mich befiel eine Woge des Hungers, die sich auch nicht legen wollte, als wir zwei weitere Stockwerke hinabstiegen, vorbei an vorwiegend leerem Raum, bis wir einen Raum erreichten, bei dem es sich um sein Wohnzimmer handeln musste. Hier gab es keinen Panoramablick. Das ungleichmäßige Gestein der Wände war unbearbeitet geblieben, was die Ähnlichkeit des Raums mit einer natürlich entstandenen Höhle betonte. Die Sofas waren geflickt und handgemacht, sahen aber aus wie ein Plüschhimmel und waren auf genau die Art primitiv, in der reiche Leute sich bisweilen mit primitiv aussehendem Mobiliar zu umgeben pflegen, was lediglich heißt, dass es einer Form der Selbstdarstellung dient. Die Wendeltreppe führte noch weiter hinab, aber ich hatte die Sättigungsgrenze erreicht. »Entschuldigen Sie, Sir, würden Sie mir vielleicht erklären, wo zum Teufel wir sind?«
Er hielt nicht einmal im Schritt inne. »Mein Name ist Paul Royko. Das ist mein Zuhause. Ich habe es mit Plasmoiden und Richtsprengkörpern und der Hilfe von Freunden und Sympathisanten aus dem Fels gesprengt. Gefällt es Ihnen?«
Ob es mir gefiel, war unbedeutend. Ich zerbrach mir eher den Kopf über die rechtlichen Konsequenzen. Zu den Bemühungen der Konföderation, die menschliche Beteiligung an dem Ballett zu unterbinden, gehörte schon seit langer Zeit eine Reisebeschränkung für Vlhan. Nur Botschaftspersonal und Unternehmensvertreter, die bereit waren, ihre Arbeit vor Gericht zu verteidigen, erhielten eine Reisegenehmigung. Das hatte die Tanzpilger nicht davon abgehalten, heimlich herzukommen, aber ihre Anwesenheit auf dem Planeten unter Missachtung des Embargos würde eine strafrechtliche Verfolgung nach sich ziehen, sollten sie je in den Raum der Konföderation zurückkehren. Die Tanzpilger waren gern bereit, diesen Preis zu zahlen. Sie hofften so oder so, hier zu sterben. Aber welchen Grund konnte dieser Mann haben?
»Sie wirken nicht wie ein Tanzpilger.«
»Ich wünschte, ich besäße die nötige Begabung.«
»Dann fürchte ich, ich verstehe nicht.«
Pakh Valinia hatte ein Einsehen. »Paul hat für die Medien gearbeitet, bis er in den Ruhestand gegangen ist.«
»Ich war Neurec-Fänger«, erklärte Royko.
Er war ein lebendiger Neuralrekorder, ein Mann, dessen Gehirn so verdrahtet war, dass es all seine persönlichen Erfahrungen aufzeichnete. Ein Berufsstand, der mir die Haare beinahe genauso zu Berge stehen ließ wie der des Diplomaten, was zum Teil daran lag, dass ich nicht erfreut über die Erkenntnis war, dass die KIquellen in meinem Kopf waren, und es mir schwerfiel zu verstehen, warum irgendjemand ein ähnliches Arrangement treffen sollte, ohne dass es um Leben und Tod ging. Ich konsumiere Neurecs genauso wie jeder andere auch, aber die Leute, die dahinter steckten, waren mir stets recht exzentrisch vorgekommen, und ich hatte einige kennengelernt, die ihrem Beruf zu lange treu geblieben waren und als gebrochene, agoraphobische Wracks geendet waren, unfähig, auf die Gefühle zurückzugreifen, die mit anderen zu teilen sie sich einst hatten bezahlen lassen.
Diesem Royko, dessen kontaktfreudiges Wesen in krassem Kontrast zu den sozialen Leerzeichen stand, die in seinem Kollegenkreis die Mehrheit stellten, war es anscheinend anders ergangen. »Vor ein paar Jahren hat mich mein Sender hergeschickt, damit ich eine der berühmteren Tanzpilgerinnen, Shalakan, interviewe. Das war kurz bevor sie während des Balletts gestorben ist. Ich flog her, bekam meine Story und dazu noch
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