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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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unserer Verrücktheit wie ein Geist, der feste Gegenstände einfach durch sich hindurchfliegen ließ. Du arme Frau, dachte ich. Ich weiß nicht, was dich dazu gebracht hat, aus dir zu machen, was du jetzt bist, aber selbst in der größten Verzweiflung habe ich doch immer festgehalten, was du weggeworfen hast.
    Dann, wie stets, wenn Gelächter einen Augenblick größter Tragweite unterbricht, kehrte der Ernst zurück. Ich erinnerte mich, dass die Liebe meines Lebens immer noch zu sterben drohte, einzeln und gemeinsam. Ich erinnerte mich, dass meine Spezies in Gefahr war. Ich erinnerte mich, dass eine andere bereits Schaden genommen hatte, womöglich irreparabel, durch etwas, das ein dummer Mensch getan hatte. Ich erinnerte mich, dass Leute in großer Zahl den Tod fanden. Und ich schämte mich für mein Gelächter und kämpfte gegen die eigenen Augen an, um zu verhindern, dass dieser Moment unerwünschter Hysterie in sein Gegenteil kippte und mit Tränen endete.
    Pakh Valinia rieb sich die Augen. »Tut mir leid.«
    »Ich weiß.«
    »Ich ... ich gebe, was mir über die Notlage Ihrer Freundin bekannt ist, an meine Leute weiter. Ich kann nicht versprechen, dass sie es schaffen, nach ihr zu sehen. Unter den gegebenen Umständen ist das unwahrscheinlich. Aber wenigstens wissen sie dann Bescheid. Vielleicht ...«
    »Ich weiß das zu schätzen«, sagte Oscin.
    Sie schenkte ihm ein leicht verunglücktes, aber warmes Lächeln, ehe sie sich wieder auf mich konzentrierte. »Ich weiß nicht, wo Ch'tpok ist, und wenn ich nicht zuerst mit Paul sprechen kann, habe ich keine Ahnung, wo wir suchen sollen.«
    »Schon gut«, sagte ich und atmete tief durch. »Ich glaube, wir fangen am besten am Tatort an ...«

KAPITEL ZWÖLF
DIE TRÜMMER
 
    Wir nahmen Roykos Gleiter und flogen in östlicher Richtung von den Menschenzähnen fort zu einem Gebiet, das aussah, als hätte sich das Land unter dem Einfluss einer lange zurückliegenden Katastrophe aufgeworfen. Die Berge wurden höher, eisiger, zerklüfteter, die Schluchten tiefer und düsterer.
    Überwiegend blieben wir unterhalb der Wolken, flogen durch Stürme, die das Land in grauen, nicht nachlassenden Regen hüllten, und durch kleine Inseln des Sonnenscheins, der uns Wälder in ausgedehntem Orange und Grün offenbarte.
    Ohne Aufforderung unsererseits erklärte uns Pakh Valinia beständig, was wir sahen, und legte dabei den reflexartigen Eifer eines Führers an den Tag, der diese Welt liebte und unbedingt dafür sorgen wollte, dass wir all das Hässliche, das wir während unseres kurzen Aufenthalts zu sehen bekommen hatten, nicht als maßgeblichen Charakter einstuften, sondern als eine tragische Abkehr von der Welt, die sie kannte. Sie verriet uns den Namen des riesigen, vierflügeligen Dings mit dem schaufelförmigen Maul, das wir über üppig orangefarbener Vegetation kreisen sahen, ehe es bei unserem Anblick eilends unter dem Baumkronendach des Waldes verschwand. Sie zeigte uns eine Klippe, an der sich Wildwasser eine Schneise in den Boden gegraben hatte. Der Fluss, so erzählte uns Pakh Valinia, stürzte über einen Felsvorsprung mehr als zwei Kilometer weit hinab in ein Tal, das unter einer Wolke aus Dunst und Regenbogen verschwand. Dann zeigte sie uns eine Mulde von vielen Kilometern Breite, die von einem Vulkankrater oder einem Meteoriteneinschlag stammen mochte, und sie warnte uns, wir sollten unsere Augen abschirmen, als unser Flug uns in den Bereich des von dem geschmolzenen Boden des Kraters reflektierten Lichts führte.
    Zu einem anderen Zeitpunkt hätte ich Pakh Valinia vielleicht erklärt, dass ihre Bemühungen, mich zu beeindrucken, an eine Person vergeudet waren, die wenig Interesse an den Sehenswürdigkeiten hatte, welche auf Planetenoberflächen zu finden waren. Heute, müde, stets in Oscins Nähe in einer Zeit, von der sich jeden Moment herausstellen konnte, dass es die letzte gemeinsame Zeit war, ließ ich die Führung einfach über mich ergehen wie ein unbedeutendes Hintergrundrauschen, etwas, das ich gefahrlos ignorieren konnte, während der Rest der Welt in Flammen aufging.
    Das Land wurde ebener, langweiliger, weniger angefüllt mit interessanten Punkten, die aus der Luft zu sehen waren, also zog sich Pakh Valinia eine Weile zurück, nicht ohne uns mitzuteilen, dass wir wieder über grüneres Gebiet fliegen würden, ehe wir den Tatort von Ch'tpoks Verbrechen erreicht hätten. Sie ließ uns allein und setzte sich nach hinten, wo sie sich eine schnelle Mahlzeit in

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