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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Generaldirektor Jones’ Frau gearbeitet und war damals mit Johnny Bevan gegangen. Heute waren die beiden verheiratet.
    Was aber sollte aus Ethel werden? Sie konnte den Vater ihres Kindes nicht heiraten. Er war bereits verheiratet.
    Ethel schüttelte den Kopf. Heute würden sie und Fitz sich nicht im Bett vergnügen. Sie mussten über die Zukunft reden. Aber was sollte sie sagen? Fitz hatte keine Kinder. Wie würde er reagieren? Glücklich? Entsetzt? Würde er sich freuen, oder würde es ihm peinlich sein? Würde er Ethel noch mehr lieben, weil sie ein Kind von ihm bekam, oder würde er sie hassen?
    Ethel zog sich das schwarze Taftkleid der Haushälterin über, verließ ihre Dachkammer, ging über den schmalen Flur und stieg die Hintertreppe hinunter zum Westflügel. Die vertraute Tapete mit dem Gardenienmuster entfachte gegen ihren Willen ihr Verlangen, genauso, wie der Anblick ihrer Unterwäsche jedes Mal Fitz erregte.
    Er war bereits da. In einem braunen Tweedanzug aus Kaschmirwolle stand er am Fenster, blickte über den sonnenbeschienenen Garten und rauchte eine Zigarre. Was für ein schöner Mann er ist, dachte Ethel wieder einmal.
    »Ach, Teddy, ich bin so glücklich, dich zu sehen.« Sie umarmte ihn und genoss es, der einzige Mensch zu sein, der ihn Teddy nannte.
    »Und ich freue mich, dich zu sehen«, sagte Fitz, verzichtete diesmal aber darauf, als Erstes ihre Brüste zu streicheln.
    Sie küsste ihn aufs Ohr. »Ich muss dir etwas sagen.«
    »Und ich dir. Darf ich zuerst?«
    Ehe Ethel antworten konnte, löste er sich aus ihrer Umarmung und trat einen Schritt zurück. Eine düstere Vorahnung überkam sie. »Was ist?«
    »Bea erwartet ein Kind.« Er zog an der Zigarre und stieß den Rauch wie einen Seufzer aus.
    Zuerst begriff Ethel den Sinn seiner Worte nicht. »Was?«, fragte sie verdutzt.
    »Fürstin Bea, meine Frau. Sie ist schwanger. Sie bekommt ein Kind.«
    »Soll das heißen, du bist bei ihr gewesen, obwohl du mit mir zusammen warst?«, fragte Ethel mit aufloderndem Zorn.
    Er blickte sie erschrocken an. Offenbar hatte er nicht damit gerechnet, sie könnte es ihm verübeln. »Das musste ich«, wandte er ein. »Ich brauche einen Erben.«
    »Aber du hast gesagt, du liebst mich!«
    »So ist es ja auch … selbst wenn wir jetzt nicht mehr zusammen sein können.«
    »Nein!«, rief sie weinend. »Sag so etwas nicht, bitte nicht!«
    »Sei leise!«
    »Ich soll leise sein? Du gibst mir den Laufpass! Warum sollte es mir jetzt noch wichtig sein, ob die Leute es erfahren?«
    »Für mich ist es wichtig.«
    Ethel war in Tränen aufgelöst. »Teddy, bitte, ich liebe dich …«
    »Ich muss ein guter Ehemann und ein guter Vater für mein Kind sein. Das musst du doch begreifen.«
    »Begreifen? Zum Teufel damit!«, rief sie. »Wie kann dir das so leicht über die Lippen gehen? Du hast schon mehr Gefühl gezeigt, wenn ein Hund erschossen werden musste!«
    »Das ist nicht wahr«, erwiderte er steif.
    »Ich habe mich dir hingegeben! In diesem Zimmer, auf dem Bett dort!«
    »Und ich werde es nie …« Er verstummte. Sein Gesicht, bisher zu einer Maske trotziger Selbstbeherrschung erstarrt, zeigte plötzlich Schmerz. Er wich ihrem Blick aus. »Ich werde es nie vergessen«, sagte er leise.
    Ethel ging zu ihm. Als sie die Tränen auf seinen Wangen sah, verflog ihr Zorn. »Oh, Teddy, es tut mir leid.«
    Er riss sich zusammen. »Du bedeutest mir sehr viel, aber ich muss meine Pflicht tun«, sagte er. Die Worte waren so kühl wie zuvor, aber seiner Stimme war seine Qual anzumerken.
    Ethel war völlig verzweifelt. Dabei hatte sie ihm noch gar nicht gesagt, was sie zu sagen hatte. Sie wischte sich die Augen mit dem Ärmel ab, schniefte und schluckte. »Pflicht?«, fragte sie. »Du weißt noch nicht einmal die Hälfte.«
    »Wovon redest du?«
    »Ich bin ebenfalls schwanger.«
    »O Gott.« Mechanisch schob er sich die Zigarre zwischen die Lippen, zog sie aber gleich wieder heraus. »Aber ich habe doch immer aufgepasst.«
    »Anscheinend nicht gut genug.«
    »Wie lange weißt du es schon?«
    »Seit eben erst. Ich habe in meine Schublade geschaut und die sauberen Binden entdeckt.« Gequält verzog er das Gesicht. Offenbar wollte er nicht über solche Dinge reden. Nun, das würde er jetzt durchstehen müssen. »Ich habe ausgerechnet, dass ich den Fluch nicht bekommen habe, seit ich in Mrs. Jevons’ altes Zimmer gezogen bin, und das ist zehn Wochen her.«
    »Zehn Wochen? Dann ist es sicher. Zum Teufel!« Er führte die Zigarre an die Lippen,

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