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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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entlangstrichen.
    Dennoch war Ty Gwyn ein grandioses Gebäude, das Fitz mit Stolz erfüllte, als er es nun betrachtete, während der Rolls-Royce beinahe lautlos die Auffahrt hinaufglitt. Ty Gwyn hatte zweihundert Zimmer und war das größte Wohnhaus in Wales. Als Junge hatte Fitz mit seiner Schwester Maud die Fenster gezählt; sie waren auf 523 gekommen. Errichtet von Fitz’ Großvater, war das dreigeschossige Herrenhaus ein Muster an architektonischer Harmonie. Im Erdgeschoss gab es hohe Fenster, die viel Licht in die großen Empfangssäle ließen. Im Obergeschoss befanden sich Dutzende von Gästezimmern, und im Dachgeschoss reihten sich zahlreiche Kammern für Gesinde und Dienstboten, wie an den langen Reihen von Gaubenfenstern unter dem steilen First zu erkennen war.
    Die fünfzig Morgen großen Gärten waren Fitz’ ganze Freude. Die Gärtner beaufsichtigte er persönlich, und er traf die Entscheidungen über das Anpflanzen, das Stutzen und Umsetzen der Bäume und Sträucher. »Ein Haus, das eines Königsbesuchs würdig ist, nicht wahr?«, sagte er, als der Wagen vor dem großen Säulengang hielt. Bea gab keine Antwort. Vom Reisen bekam sie schlechte Laune.
    Als Fitz ausstieg, begrüßte ihn Gelert, sein Pyrenäenhund, ein Geschöpf so groß wie ein Bär, das seinem Herrn die Hand leckte und dann freudig über den Hof tollte.
    In seinem Ankleidezimmer legte Fitz seine Reisekleidung ab und wechselte in einen weichen braunen Tweedanzug. Dann ging er durch die Verbindungstür in Beas Räume.
    Die russische Zofe, Nina, zog soeben die Nadeln aus dem schmucken Hut, den Bea auf der Reise getragen hatte. Fitz erhaschte einen Blick auf Beas Gesicht im Garderobenspiegel, und es verschlug ihm den Atem. Er fühlte sich vier Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt, in den Ballsaal in Sankt Petersburg, wo er dieses unglaublich schöne Gesicht zum ersten Mal gesehen hatte, umrahmt von blonden Locken, die sich einfach nicht zähmen lassen wollten. Damals wie heute hatte Bea ein Schmollen gezeigt, das Fitz auf seltsame Weise anziehend fand. Damals hatte er binnen eines Herzschlags entschieden: die oder keine!
    Nina, die Zofe, war in mittlerem Alter. Ihre Hand war unruhig, denn sie spürte Beas Gereiztheit. Während Fitz noch zuschaute, ritzte eine Nadel Beas Kopfhaut, und sie schrie auf.
    Nina erbleichte. »Bitte um Vergebung, Durchlaucht«, sagte sie auf Russisch.
    Bea ergriff eine Hutnadel, die auf dem Garderobentisch lag, und stach sie dem Dienstmädchen in den Arm. »Na, wie gefällt dir das?«, rief sie.
    Nina brach in Tränen aus und stürmte aus dem Zimmer.
    »Lass mich dir helfen«, sagte Fitz beruhigend zu seiner Frau.
    Doch Bea ließ sich nicht beschwichtigen. »Ich mache das selbst.«
    Seufzend trat Fitz ans Fenster. Ein Dutzend Gärtner stutzte die Büsche, schnitt den Rasen und fegte die Kieswege. Mehrere Sträucher blühten bereits: rosafarbener Schneeball, gelber Winterjasmin, Virginische Zaubernuss und Immergrünes Geißblatt. Hinter dem Garten erhob sich der sanfte grüne Hügelhang.
    Du musst Geduld mit Bea haben, sagte sich Fitz. Schließlich war sie Ausländerin, isoliert in einem fremden Land, getrennt von ihrer Familie und allem, was ihr vertraut war. In den ersten Monaten ihrer Ehe, als Fitz noch berauscht davon gewesen war, wie wunderschön Bea aussah, wie sie roch und wie ihre weiche Haut sich anfühlte, war es ihm leichtgefallen, Beas Launen zu ertragen. Mittlerweile aber war sie ganz schön anstrengend geworden.
    »Warum ruhst du dich nicht aus?«, fragte er. »Ich werde Peel und Mrs. Jevons aufsuchen und mich erkundigen, wie es mit den Vorbereitungen aussieht.« Peel war der Butler und Mrs. Jevons die Haushälterin. Eigentlich war es Beas Aufgabe, das Hauspersonal zu beaufsichtigen, doch Fitz war in Anbetracht des bevorstehenden königlichen Besuchs dermaßen unruhig, dass er nach einem Vorwand suchte, sich darum zu kümmern. »Ich komme später wieder, wenn du dich erfrischt hast.« Er zückte sein Zigarrenetui.
    »Rauch draußen«, sagte Bea.
    Fitz wertete dies als Erlaubnis, gehen zu dürfen. An der Tür blieb er noch einmal stehen. »Vor dem König und der Königin wirst du dich nicht so aufführen, nicht wahr? Die Dienstboten schlagen, meine ich.«
    »Ich habe sie nicht geschlagen. Ich habe sie mit der Nadel gestochen, damit sie es lernt.«
    So waren sie nun mal, die Russen. Als Fitz’ Vater sich einmal über die Faulheit der Dienstboten in der britischen Botschaft zu Sankt Petersburg

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