Sturz der Titanen
allein von der standhaften Überzeugung erfüllt, das Richtige zu tun, hat er die Kapitulation der stolzesten, überheblichsten und am besten bewaffneten Nation der Welt erzwungen.«
»Noch haben die Deutschen nicht kapituliert«, erwiderte der Präsident.
An einem Abend Ende September brachten sie Lew in das Lagerhaus, zogen ihn nackt aus und fesselten ihm die Hände auf den Rücken. Dann kam Vyalov aus seinem Büro. »Du Hund«, rief er. »Du tollwütiger Köter!«
»Was habe ich denn getan?«, flehte Lew.
»Du weißt genau, was du getan hast, du Stück Dreck«, brüllte Vyalov.
Lew hatte furchtbare Angst. Wenn Vyalov ihm nicht zuhörte, konnte er sich auch nicht herausreden.
Vyalov zog sein Jackett aus und krempelte die Ärmel hoch. »Bring sie her«, sagte er.
Norman Niall, sein dürrer Buchhalter, eilte ins Büro und kam mit einer Knute zurück.
Lew starrte die Knute an. Traditionell wurden in Russland Verbrecher damit bestraft. Die Knute bestand aus einem langen Holzschaft und drei ineinander verflochtenen Lederriemen mit Eisenkugeln in der Spitze. Lew war noch nie ausgepeitscht worden, aber er hatte es gesehen. Auf dem Land war es die übliche Strafe bei Diebstahl und Ehebruch. In Sankt Petersburg wiederum wurde die Knute häufig bei politischen Straftätern eingesetzt. Zwanzig Schläge konnten einen Mann verkrüppeln, und spätestens nach hundert Schlägen war er tot.
Vyalov, der noch immer seine Weste mit der goldenen Uhrkette trug, packte die Knute mit festem Griff. Niall kicherte, und Ilja und Theo schauten interessiert zu.
Lew duckte sich, kehrte Vyalov den Rücken zu und drückte sich gegen einen Reifenstapel. Die Peitsche traf mit grässlichem Knall seinen Körper, biss ihn in Hals und Schultern, und Lew schrie vor Schmerz.
Vyalov schlug erneut zu. Diesmal tat es noch mehr weh.
Lew konnte nicht glauben, wie dumm er gewesen war. Er hatte die jungfräuliche Tochter eines mächtigen und gewalttätigen Mannes gefickt. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Warum konnte er nie der Versuchung widerstehen?
Wieder schlug Vyalov zu. Diesmal versuchte Lew, dem Hieb auszuweichen. Die Riemen streiften ihn nur; dennoch schnitten sie in sein Fleisch. Er versuchte wegzukommen, doch Vyalovs Männer stießen ihn lachend und grölend zurück.
Erneut hob Vyalov die Peitsche, hielt inne, als Lew ihm auszuweichen versuchte, und ließ die Peitschenschnur dann herabzischen. Diesmal traf sie Lews Beine. Blut spritzte aus den Wunden. Als Vyalov abermals zuschlug, sprang Lew verzweifelt zur Seite, stolperte und stürzte auf den Betonboden. Während er schreiend auf dem Rücken lag und zusehends an Kraft verlor, peitschte Vyalov seinen Bauch und seine Schenkel. Lew rollte sich herum. Todesangst hatte ihn gepackt, und die Schmerzen waren viel zu groß, als dass er hätte aufstehen können. Immer wieder schlug sein Peiniger zu. Lew musste all seine Kraft mobilisieren, um ein kleines Stück auf allen vieren zu kriechen; dann rutschte er in seinem eigenen Blut aus, und wieder zischte die Peitsche herab. Seine Schreie verstummten; er hatte keine Luft mehr. Er war sicher, dass Vyalov ihn zu Tode prügeln würde, und sehnte das Ende herbei.
Doch Vyalov verweigerte ihm die Erlösung. Er ließ die Knute fallen und keuchte vor Anstrengung. »Ich sollte dich umbringen«, sagte er, nachdem er wieder zu Atem gekommen war, »aber ich kann nicht.«
Lew konnte es kaum glauben. Er lag in seinem eigenen Blut und starrte seinen Peiniger an.
»Sie ist schwanger«, sagte Vyalov.
Trotz seiner Angst und der Schmerzen versuchte Lew, klar zu denken. Sie hatten Kondome benutzt; man konnte sie in jeder großen amerikanischen Stadt kaufen. Lew benutzte immer eines … nur in der Garage hatte er es nicht getan, beim ersten Mal, als er nicht damit gerechnet hatte … und später, als Olga ihn in dem riesigen Haus herumgeführt hatte, als niemand da gewesen war, und als sie sich in dem großen Bett im Gästezimmer geliebt hatten … und einmal im Garten nach Einbruch der Dunkelheit …
Tatsächlich hatten sie mehr als einmal ohne Kondom miteinander geschlafen, erkannte Lew.
»Sie sollte den Jungen von Senator Dewar heiraten«, sagte Vyalov, und Lew hörte Bitterkeit und Wut in der rauen Stimme. »Mein Enkel hätte Präsident werden können.«
Sosehr Schmerzen und Angst ihm das Hirn vernebelten – Lew wurde klar, dass die Hochzeit zwischen Olga und Dewar abgesagt werden musste. Gus Dewar würde kein Mädchen heiraten, das mit dem Kind eines
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