Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
Duck gesehen, einer verrufenen Kaschemme, sowie in der Stepney Music Hall. Und beide Male in Begleitung eines jungen Mannes. Das Trennungsgeld ist für Frauen mit tadellosem Lebenswandel bestimmt. Oder soll der Staat unzüchtiges Verhalten finanzieren?«
    Maud hätte die Frau am liebsten erwürgt. »Sie scheinen Ihre Macht zu überschätzen. Sie sind nicht befugt, Zahlungen auf einen bloßen Verdacht hin zu verweigern.«
    Mrs. Hargreaves’ Selbstsicherheit schwand mehr und mehr dahin.
    Ethel warf ein: »Ich nehme an, Ihr Mann ist zu Hause, Mr. Hargreaves, oder nicht?«
    »Nein, das ist er nicht«, erwiderte sie rasch. »Er ist bei der Army in Ägypten.«
    »Oh!«, rief Ethel. »Dann bekommen Sie ja auch Trennungsgeld.«
    »Darum geht es hier nicht.«
    »Kommt jemand zu Ihnen ins Haus, Mrs. Hargreaves, um Ihren Lebenswandel zu überprüfen? Ihren Konsum an Sherry? Ihr Verhältnis zum Lieferburschen Ihres Krämers?«
    »Wie können Sie es wagen!«
    »Ihre Empörung ist verständlich«, sagte Maud, »aber vielleicht verstehen Sie nun besser, weshalb Mrs. McCulley auf Ihre Fragen so reagiert hat, wie es der Fall war.«
    Mrs. Hargreaves hob die Stimme. »Das ist absurd … überhaupt nicht zu vergleichen!«
    »Nicht zu vergleichen?«, erwiderte Maud. »Mr. McCulley setzt sein Leben für sein Vaterland aufs Spiel, genau wie Ihr Mann. Sowohl Sie als auch Mrs. McCulley beanspruchen Trennungsgeld. Sie aber maßen sich das Recht an, Mrs. McCulleys Verhalten zu kritisieren und ihr das Geld vorzuenthalten, während über Sie niemand urteilt. Wieso nicht? So manche Offiziersfrau trinkt zu viel.«
    »Und Ehebruch begehen sie auch«, sagte Ethel.
    »Das genügt!«, rief Mrs. Hargreaves erbost. »Ich lasse mich nicht beleidigen!«
    »Jayne McCulley auch nicht«, warf Ethel ein.
    »Der Mann, mit dem Mrs. McCulley gesehen wurde«, sagte Maud, »war ihr Bruder. Er hatte zwei Tage Heimaturlaub, ehe er zurück nach Frankreich musste. Mrs. McCulley wollte, dass er sich ein wenig amüsiert, ehe er wieder in die Schützengräben muss. Deshalb ist sie mit ihm in die Gaststätte und ins Varieté gegangen.«
    Mrs. Hargreaves blickte verlegen drein, gab sich aber trotzig. »Dann hätte sie es mir sagen sollen. Und jetzt muss ich Sie bitten, das Gebäude zu verlassen.«
    »Da Sie nun die Wahrheit wissen, gehe ich davon aus, dass Sie Mrs. McCulleys Antrag bewilligen.«
    »Wir werden sehen.«
    »Ich bestehe darauf, dass es hier und jetzt geschieht.«
    »Unmöglich.«
    »Vorher gehen wir nicht.«
    »Dann rufe ich die Polizei.«
    »Nur zu.«
    Mrs. Hargreaves zog sich zurück.
    Ethel wandte sich an den jungen Journalisten. »Wo ist Ihr Fotograf?«
    »Draußen.«
    Sie warteten ein paar Minuten; dann kam ein stämmiger Polizeibeamter mittleren Alters ins Gebäude. »Bitte, meine Damen«, sagte er. »Machen Sie keine Schwierigkeiten. Gehen Sie friedlich nach Hause.«
    Maud trat vor. »Ich bleibe.«
    »Wer sind Sie, Madam?«
    »Lady Maud Fitzherbert. Wenn Sie mich hier raushaben wollen, müssen Sie mich tragen.«
    »Wenn Sie darauf bestehen«, sagte der Polizist und hob sie hoch.
    Als sie das Gebäude verließen, blitzte der Fotoapparat.

    »Hast du keine Angst?«, fragte Mildred.
    »Doch«, gab Billy zu. »’n bisschen schon.«
    Mit Mildred konnte er sich gut unterhalten. Sie schien ohnehin alles zu wissen, was es über ihn zu wissen gab. Sie hatte ein oder zwei Jahre bei seiner Schwester gewohnt, und Frauen erzählten sich immer alles. Trotzdem, irgendwie gab Mildred ihm ein gutes Gefühl. In Aberowen versuchten die Mädchen immer, die Jungen zu beeindrucken, sagten Dinge nur um der Wirkung willen und betrachteten sich ständig im Spiegel, aber Mildred war einfach nur sie selbst. Manchmal sagte sie unfassbare Dinge und brachte Billy zum Lachen. Er hatte das Gefühl, ihr alles anvertrauen zu können.
    Und ihre Anziehungskraft auf Billy war geradezu überwältigend. Es lag nicht an ihrem hellen lockigen Haar oder ihren blauen Augen, sondern an ihrer verwegenen Art, mit der sie ihn in Bann schlug. Andererseits war da der Altersunterschied: Mildred war vierundzwanzig, er noch nicht ganz achtzehn. Sie schien welterfahren zu sein; andererseits war sie ganz offen an Billy interessiert, und das schmeichelte ihm sehr. Er schmachtete sie sehnsüchtig an und hoffte, dass er eine Gelegenheit bekam, mit ihr allein zu reden. Ob er es wagen konnte, ihre Hand zu berühren? Den Arm um sie zu legen? Sie vielleicht sogar zu küssen?
    Sie saßen an dem schmucklosen

Weitere Kostenlose Bücher