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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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geöffnet, und so machte auch er es jetzt.
    Mildred schob ihn sanft von sich weg. »Nicht so schnell«, sagte sie. »Mach es so.« Sie küsste Billy mit geschlossenem Mund, indem sie ihm mit den Lippen über die Wange, die Lider und den Hals strich, ehe sie seine Lippen fand. Es war seltsam, aber es gefiel Billy sehr. Mildred sagte: »Mach das Gleiche bei mir.« Billy befolgte ihre Anweisungen. »Jetzt das«, sagte sie, und er spürte die Spitze ihrer Zunge auf seinen Lippen, die sie so leicht berührte, wie es nur ging. Wieder machte er es ihr nach. Dann zeigte sie ihm noch eine andere Art zu küssen, indem sie ihm am Hals und an den Ohrläppchen knabberte. Billy hätte ewig so weitermachen können.
    Als sie innehielten, um Atem zu schöpfen, streichelte sie seine Wange und sagte: »Du lernst schnell.«
    »Du bist wunderschön«, sagte Billy.
    Er küsste sie wieder und knetete ihre Brüste. Sie ließ ihn ein Weilchen gewähren, doch als er heftiger zu atmen begann, nahm Mildred seine Hand weg. »Werd mir nicht zu scharf«, sagte sie. »Die anderen kommen jeden Moment zurück.«
    Da hörte Billy auch schon die Haustür. »Oh, verflixt«, sagte er.
    »Hab Geduld«, wisperte Mildred.
    »Geduld? Ich muss morgen nach Frankreich!«
    »Noch ist ja nicht morgen.«
    Billy fragte sich noch immer, was sie meinte, als Ethel und Tommy hereinkamen.
    Sie aßen zu Abend und tranken das Bier. Ethel erzählte ihnen die Geschichte von Jayne McCulley und davon, wie Lady Maud von einem Polizisten aus dem Gebäude getragen worden war. Sie ließ es wie eine lustige Episode klingen, doch Billy platzte vor Stolz auf seine Schwester und den Mut, mit dem sie für die Rechte armer Frauen eintrat. Sie war sogar Geschäftsführerin einer Zeitung und die Freundin von Lady Maud! Billy war entschlossen, eines Tages ebenfalls für die einfachen Leute zu kämpfen. Das hatte er auch an seinem Vater immer schon bewundert. Dah war engstirnig und starrsinnig, aber er hatte sich sein Leben lang für die Werktätigen eingesetzt.
    Die Dunkelheit brach herein, und Ethel verkündete, es sei Schlafenszeit. Mit Kissen bereitete sie für Billy und Tommy provisorische Betten auf dem Küchenboden. Sie wünschten einander eine gute Nacht und zogen sich zurück.
    Billy lag wach und fragte sich, was Mildred mit »Noch ist ja nicht morgen« gemeint hatte. Vielleicht war es ein Versprechen gewesen, ihn morgen noch einmal zu küssen, ehe er losmusste, um den Zug nach Southampton zu erwischen. Doch sie schien irgendwie mehr angedeutet zu haben. Konnte es sein, dass sie ihn heute Abend noch einmal sehen wollte?
    Der Gedanke, zu ihr ins Zimmer zu gehen, erregte Billy so sehr, dass er nicht einschlafen konnte. Mildred würde ein Nachthemd tragen, und unter der Bettdecke würde ihr Körper sich warm anfühlen, wenn er ihn berührte. Er stellte sich Mildreds Gesicht auf dem Kissen vor und beneidete den Kissenbezug, weil der ihre Wange streicheln durfte.
    Als Tommys Atem regelmäßig ging, schlüpfte Billy aus dem Bett.
    »Wo gehst du hin?«, fragte Tommy. Offenbar schlief er doch nicht so fest, wie Billy geglaubt hatte.
    »Aufs Klo«, flüsterte Billy. »Das viele Bier.«
    Tommy grunzte und drehte sich um.
    In Unterwäsche schlich Billy die Treppe hinauf. Vom Flur oben gingen drei Türen ab. Er zögerte. Was, wenn er Mildred falsch verstanden hatte? Am Ende schrie sie noch los, wenn er plötzlich im Zimmer stand. Wie peinlich ihm das gewesen wäre.
    Nein, dachte er, sie ist nicht der Typ, der schreit.
    Er öffnete die erste Tür, an die er kam. Von der Straße fiel schwaches Licht ins Zimmer, und er sah ein schmales Bett mit den blonden Köpfen zweier kleiner Mädchen auf dem Kissen. Leise schloss er die Tür wieder. Er kam sich vor wie ein Einbrecher.
    Er versuchte es an der nächsten Tür. In diesem Zimmer brannte eine Kerze, und Billys Augen brauchten einen Moment, um sich an das unstete Licht zu gewöhnen. Diesmal sah er ein größeres Bett, und auf dem Kissen lag nur ein Kopf. Mildreds Gesicht war ihm zugewandt, aber er konnte nicht sehen, ob ihre Augen offen waren. Er wartete auf ihren Protest, hörte aber keinen Laut.
    Er trat ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
    »Mildred?«, flüsterte er.
    Mit lauter Stimme antwortete sie: »Das wurde aber auch Zeit. Komm schnell zu mir.«
    Billy glitt zwischen die Laken und legte die Arme um sie. Mildred trug kein Nachthemd, wie Billy es erwartet hätte. Mit schwindelerregendem Schock erkannte er, dass sie nackt

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