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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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aufstellen. Er wollte sich zurückhalten und die anderen vorgehen lassen, doch zu seiner großen Enttäuschung schickte Azow seine Kompanie als eine der ersten los, und Grigoris Zug fand sich in der vordersten Reihe wieder.
    Er musste sich etwas einfallen lassen.
    Grigori watete in den Fluss. Die fünfunddreißig Männer seines Zuges folgten ihm. Das Wasser war kalt, aber das Wetter war sonnig und warm, sodass es den Männern nicht allzu viel ausmachte, nass zu werden. Grigori bewegte sich langsam, und seine Leute taten es ihm nach. Sie blieben hinter ihm und warteten ab, was er tun würde.
    Der Stochid war breit und flach; als sie das andere Ufer erreichten, waren sie nicht mal bis zur Hüfte nass. Zufrieden stellte Grigori fest, dass einsatzfreudigere Männer sie bereits überholt hatten.
    Auf dem schmalen Pfad durch den Sumpf musste Grigoris Zug genauso schnell marschieren wie alle anderen, und Grigori konnte sich nicht wie geplant zurückfallen lassen. Allmählich machte er sich Sorgen. Er wollte nicht, dass seine Männer in diesen Menschenmassen feststeckten, wenn die Österreicher das Feuer eröffneten.
    Nach gut einer Meile verengte sich der Pfad, und das Marschtempo wurde langsamer, da die Männer sich nun in Einzelreihe durch den Engpass zwängen mussten. Grigori erkannte die Gelegenheit: Als würde die Verzögerung ihn ungeduldig machen, verließ er den Pfad und stapfte durch den Schlamm, gefolgt von seinen Männern. Der Zug hinter ihnen schloss auf und füllte die so entstandene Lücke.
    Das Wasser reichte Grigori bis zur Brust, und der Schlamm war klebrig. Durch diesen Sumpf konnte man nur langsam marschieren, und wie Grigori erwartet hatte, fielen sie immer weiter zurück.
    Dann wurden sie von Leutnant Kirilow entdeckt. »Ihr da!«, brüllte er wütend. »Zurück auf den Weg!«
    »Jawohl, Euer Gnaden!«, rief Grigori zurück. Doch anstatt zu gehorchen, führte er seine Männer immer weiter weg und tat dabei so, als suche er nach festem Boden.
    Der Leutnant fluchte und gab es auf.
    Grigori ließ den Blick genauso sorgfältig über das Gelände vor ihm schweifen wie die Offiziere, allerdings aus einem anderen Grund: Die Offiziere suchten nach den Österreichern, Grigori nach einem Versteck.
    Er stapfte weiter und ließ sich von Hunderten Soldaten überholen. Sollten die eingebildeten Gardesoldaten ruhig das Kämpfen übernehmen!
    Gegen Vormittag krachten weiter vorne die ersten Schüsse. Die Vorhut war auf den Feind getroffen. Es wurde Zeit, sich eine Zuflucht zu suchen.
    Grigori gelangte an eine kleine Anhöhe. Hier war der Boden trockener. Der Rest von Major Azows Kompanie war nun weit vorne und nicht mehr zu sehen. Auf der Kuppe rief Grigori seinen Männern zu: »In Deckung! Feindstellung links vor uns!«
    Aber es gab keine Feindstellung, und seine Männer wussten es. Doch sie legten sich auf den Boden, duckten sich hinter Büsche und Bäume und zielten mit ihren Gewehren den Hang hinunter. Um sicherzugehen, feuerte Grigori einen Schuss in ein Gebüsch knapp zweihundert Meter vor ihnen – für den Fall, dass dort wirklich Österreicher lauerten. Aber das Feuer wurde nicht erwidert.
    Solange wir hier bleiben, dachte Grigori zufrieden, sind wir in Sicherheit. Nun hatte er zwei Möglichkeiten: Die wahrscheinlichere war, dass in ein paar Stunden die ersten russischen Soldaten mit ihren Verwundeten zurückgestolpert kamen, den Feind dicht auf den Fersen. In diesem Fall würde Grigori sich mit seinen Leuten dem Rückzug anschließen. Oder Grigori gelangte gegen Abend zu der Erkenntnis, dass die Russen das Gefecht gewonnen hatten, und würde seinen Zug nach vorne führen, um gemeinsam mit den anderen den Sieg zu feiern.
    Bis dahin bestand das Problem darin, weiter so zu tun, als befänden sie sich im Gefecht mit einer österreichischen Stellung. Es war langweilig, stundenlang auf dem Boden zu liegen und in die Gegend zu starren, vorgeblich auf der Suche nach dem Feind. In einer solchen Situation ließen die Männer sich nur allzu schnell dazu hinreißen, zu essen, zu trinken, zu rauchen, Karten zu spielen oder ein Nickerchen zu machen, und das machte natürlich die Illusion eine kämpfenden Einheit zunichte.
    Aber bevor sie es sich bequem machen konnten, erschien Leutnant Kirilow ein Stück rechts von Grigori auf der anderen Seite des Teichs. Grigori stöhnte: Das konnte alles zunichtemachen. »Was macht ihr da?«, brüllte Kirilow.
    »Kopf runter, Euer Gnaden!«, rief Grigori zurück.
    Isaak feuerte sein

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