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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Förderwagen die Hauptstrecke entlang. Der Wagen hatte keine Bremsen; er wurde angehalten, indem man einen dicken Knüppel zwischen die Speichen schob. Wenn ein Hunt durchging, weil die Bremsen versagten, gab es meist Tote und Verletzte. »Nicht so schnell«, sagte Billy.
    Sie waren eine Viertelmeile in die Strecke vorgedrungen, als die Temperatur stieg und der Rauch dichter wurde. Dann hörten sie ferne Stimmen. Sie folgten ihnen und bogen in eine Richtstrecke ab. An diesem Teil des Flözes wurde zurzeit Kohle gemacht. Auf der einen Seite sah Billy in regelmäßigen Abständen die ausgebauten Einstiege zu den Örtern, wo die Bergleute die Kohle hauten; manchmal aber waren es nur Löcher. Als der Lärm zunahm, hielten Billy und Tommy den Feuerhunt an, um nachzusehen, was vor ihnen war.
    Die Strecke brannte. Flammen leckten aus Wänden und Hangendem. Eine Gruppe Männer stand am Rand des Feuers; sie hoben sich gegen den Flammenschein ab wie verlorene Seelen in der Hölle. Einer schlug mit einer Decke vergeblich auf einen lodernden Holzstoß ein. Andere brüllten, ohne dass jemand ihnen zuhörte. In einiger Entfernung war schemenhaft eine Kette von Förderwagen zu erkennen. Der beißende Rauch roch nach gebratenem Fleisch, und Billy wurde übel, als er begriff, dass der Geruch von dem Pony stammen musste, das die Hunte gezogen hatte.
    Billy sprach einen der Männer an. »Was ist los?«
    »Da sitzen welche in ihren Örtern fest, aber wir kommen nicht zu denen durch.«
    Billy erkannte Rhys Price. Kein Wunder, dass nichts unternommen wurde. »Wir haben den Feuerhunt gebracht«, sagte er.
    Ein anderer Mann drehte sich Billy zu, und zu seiner Erleichterung erkannte er John Jones the Shop, einen ruhigen und besonnenen Mann. »Gut gemacht!«, rief Jones. »Dann richten wir mal den Schlauch auf diesen Schlamassel.«
    Billy rollte den Schlauch aus, und Tommy betätigte die Pumpe. Billy richtete den Wasserstrahl auf das Hangende, damit das Wasser an den Wänden hinunterlief. Bald aber stellte er fest, dass die Bewetterung der Mine die Flammen und den Rauch auf ihn zutrieb. Bei der ersten Gelegenheit würde er den Kumpeln über Tage sagen, die Drehrichtung der Ventilatoren umzukehren. Beidseitig drehende Lüfter waren seit der Verordnung von 1911 ebenfalls vorgeschrieben.
    Trotz der Erschwernis durch die Wetterrichtung erstarb das Feuer allmählich, und Billy konnte langsam vorrücken. Nach wenigen Minuten war der erste Ort feuerfrei. Augenblicklich kamen zwei Bergleute herausgerannt und schnappten nach Luft, so staubig und verräuchert sie auch sein mochte. Billy erkannte die Ponti-Brüder Giuseppe und Giovanni, die Joey und Johnny genannt wurden.
    Mehrere Männer eilten in den Ort. Als John Jones wieder herauskam, trug er den schlaffen Dai Ponies, den Treiber der Grubenpferde, auf den Armen. Billy konnte nicht sehen, ob er tot war oder nur bewusstlos. Er sagte: »Bringt ihn zum Pyramus, nicht zum Thisbe.«
    »Für wen hältst du dich, dass du hier Befehle gibst, Billy-with-Jesus?«, schimpfte Price.
    Billy wollte keine Zeit verschwenden, indem er mit Price stritt. Stattdessen sagte er zu Jones: »Ich hab übers Telefon mit der Tagesöffnung gesprochen. Thisbe ist schwer beschädigt, aber im Pyramus müsste der Korb schon wieder fahren. Deshalb soll ich allen sagen, sie sollen zum Pyramus.«
    »Ich geb’s weiter«, versprach Jones und eilte davon.
    Billy und Tommy bekämpften unverdrossen das Feuer, machten weitere Örter frei, holten noch mehr eingeschlossene Männer heraus. Einige bluteten, andere hatten Brandwunden, wieder andere waren von stürzendem Berg verletzt worden. Wer gehen konnte, trug Tote und half Schwerverletzten. Bald zog eine traurige Prozession zum rettenden Schacht.
    Allzu schnell war das Wasser verbraucht. »Wir fahren den Hunt zurück und füllen ihn aus dem Schachtsumpf auf«, sagte Billy.
    Gemeinsam schoben sie den Wagen in Richtung Pyramus. Der Korb fuhr immer noch nicht, und mittlerweile wartete ein gutes Dutzend geretteter Bergleute am Füllort. Auf dem Boden lagen mehrere Gestalten. Einige stöhnten vor Schmerzen, andere rührten sich nicht. Während Tommy den Hunt mit schlammigem Wasser füllte, ging Billy wieder ans Grubentelefon. Erneut war sein Vater am anderen Ende der Leitung. »In fünf Minuten geht die erste Seilfahrt«, versprach er. »Wie sieht’s bei euch aus?«
    »Wir haben Tote und Verletzte aus den Örtern geholt. Fahrt Hunte mit Wasser an, so schnell ihr könnt.«
    »Und was ist mit

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