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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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sich in jeder Hinsicht als großer Erfolg. Bea war in glänzender Stimmung gewesen; am liebsten hätte sie jede Woche eine Gesellschaft für den König gegeben. In ihrem Überschwang hatte sie Fitz eine leidenschaftliche Nacht beschert. Er blieb bis zum Morgen bei ihr und ging erst, kurz bevor Nina den Tee brachte.
    Fitz hegte die Befürchtung, die Diskussionen zwischen den Vertretern der verschiedenen Nationen könnten zu kontrovers gewesen sein, zumal sie während eines Dinners geführt worden waren, an dem der König teilgenommen hatte, aber diese Sorge war unbegründet. Beim Frühstück hatte der Monarch ihm gedankt: »Eine fesselnde Diskussion, sehr erhellend. Genau, was ich mir erwünscht hatte.« Fitz’ Wangen hatten vor Stolz geglüht.
    Als er nach dem Frühstück seine Zigarre rauchte und nachdachte, erkannte Fitz, dass der Gedanke an einen Krieg ihn nicht allzu sehr schreckte, denn dieser Krieg würde das Land gegen einen gemeinsamen Feind einen und das Feuer der Unzufriedenheit löschen. Es gäbe keine Streiks mehr, und das Gerede der Sozialisten und Pazifisten würde sich als das erweisen, was es war – als unpatriotisch. Vielleicht würden sogar die Frauen damit aufhören, das Wahlrecht zu fordern. Und was Fitz selbst betraf, fühlte er sich auf eigenartige Weise angezogen von der Aussicht auf die Gelegenheit, seinem Vaterland zu dienen und eine Gegenleistung für den Reichtum und die Vorrechte zu erbringen, mit denen er sein Leben lang überhäuft worden war.
    Am Vormittag trafen Neuigkeiten aus der Zeche ein und nahmen der Gesellschaft ein wenig den Schwung. Zwar fuhr nur einer der Gäste nach Aberowen – Gus Dewar, der Amerikaner –, doch alle bekamen das für sie ungewohnte Gefühl, mit einem Mal weit vom Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit entfernt zu sein. Das Mittagessen verlief denn auch in gedämpfter Stimmung, und für den Nachmittag wurde alles abgesagt. Fitz befürchtete, der König könnte unzufrieden mit ihm sein, auch wenn er, Fitz, gar nichts mit dem Betrieb des Bergwerks zu tun hatte. Schließlich war er kein Direktor von Celtic Minerals, nicht einmal Aktionär. Er vergab lediglich die Schürfrechte an das Unternehmen, das ihm dafür pro Tonne ein Entgelt zahlte. Deshalb war Fitz überzeugt, dass kein vernünftiger Mensch ihm die Schuld an dem Grubenunglück geben würde. Trotzdem – der Adel konnte sich nicht bei frivolen Vergnügungen sehen lassen, solange diese armen Teufel unter Tage eingeschlossen waren, und schon gar nicht während eines Besuchs des Königspaares. Folglich waren Lesen und Rauchen so ziemlich die einzigen erlaubten Beschäftigungen. Das Königspaar würde sich langweilen.
    Fitz war verärgert. Ständig starben Menschen: Soldaten fielen im Gefecht, Matrosen gingen mit ihren Schiffen unter, Züge entgleisten, Hotels voller schlafender Gäste brannten bis auf die Grundmauern nieder. Warum musste ein Grubenunglück ausgerechnet an dem Wochenende passieren, an dem er den König zu Gast hatte?
    Kurz vor dem Abendessen kam Perceval Jones, seines Zeichens Bürgermeister von Aberowen und Generaldirektor von Celtic Minerals, nach Ty Gwyn, um den Earl über das Unglück in Kenntnis zu setzen. Fitz erkundigte sich bei Sir Alan Tite, ob Seine Majestät den Bericht ebenfalls zu hören wünsche. Seine Majestät wünsche dies in der Tat, bekam Fitz zur Antwort. Fitz war erleichtert: So hatte wenigstens der König etwas zu tun.
    Generaldirektor Jones wurde in den kleinen Salon geführt, einen zwanglosen Raum mit weichen Sesseln, Topfpflanzen und einem Klavier. In seinem schwarzen Frack, mit dem er zweifellos schon am Morgen zur Kirche gegangen war, kam der kleine, wichtigtuerische Mann wie ein Pinguin ins Zimmer stolziert. Gus Dewar, der Amerikaner, war aus Aberowen zurückgekehrt und begleitete ihn.
    Der König trug Abendkleidung. »Schön, dass Sie kommen konnten«, begrüßte er Jones.
    »Zu gütig, Majestät«, erwiderte der Generaldirektor. »Übrigens, ich hatte bereits vor drei Jahren die Ehre, Ihnen die Hand zu schütteln, als Sie zur Investitur des Prince of Wales nach Cardiff gekommen waren.«
    »Es freut mich, unsere Bekanntschaft erneuern zu können, wenn ich auch bedauere, dass es unter solch traurigen Umständen geschieht«, erwiderte der König. »Schildern Sie mir bitte mit einfachen Worten, was geschehen ist, so wie Sie es einem Ihrer Kollegen bei einem Drink im Club erzählen würden.«
    »Sehr gern, Majestät.« Generaldirektor Jones sprach mit dem Dialekt

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