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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Cardiffs, der rauer war als der Singsang in den Tälern. »Zum Zeitpunkt der Explosion waren zweihundertundzwanzig Männer unter Tage, die eine Sonderschicht gefahren haben. Beide Schächte wurden beschädigt, aber die Grubenwehr bekam den Brand dank unserer Berieselungsanlage unter Kontrolle und konnte die Leute ausfahren.« Jones blickte auf die Uhr. »Bis vor zwei Stunden sind zweihundertundfünfzehn Mann wieder über Tage gekommen.«
    »Wie es scheint, haben Sie diese Krise sehr gut bewältigt, Jones.«
    »Vielen Dank, Majestät.«
    »Sind alle zweihundertfünfzehn Männer am Leben?«
    »Nein, Sir. Acht sind tot. Weitere fünfzig sind so schwer verletzt, dass sie ärztliche Hilfe benötigen.«
    »Meine Güte«, sagte der König. »Wie traurig.«
    Während Generaldirektor Jones erläuterte, welche Schritte ergriffen wurden, um die noch immer vermissten fünf Männer zu finden und zu retten, kam Peel herein und trat auf Fitz zu. Der Butler trug Abendkleidung und vermeldete, das Essen könne aufgetragen werden. Mit leiser Stimme fügte er hinzu: »Da ist noch etwas, Mylord, falls es von Interesse ist …«
    »Ja?«, raunte Fitz.
    »Williams, das Hausmädchen, ist gerade vom Schacht zurückgekommen. Ihr Bruder ist dort offenbar so etwas wie ein Held geworden. Ob der König die Geschichte vielleicht aus ihrem eigenen Mund hören möchte …?«
    Fitz überlegte einen Augenblick. Williams würde aufgeregt sein und vielleicht etwas Falsches sagen. Auf der anderen Seite würde es dem König vermutlich gefallen, mit einem der unmittelbar Betroffenen zu reden. Fitz beschloss, das Risiko einzugehen. »Majestät«, sagte er, »eines meiner Hausmädchen ist soeben von der Zeche zurückgekehrt und bringt die neuesten Nachrichten mit. Der Bruder des Mädchens war unter Tage, als das Gas explodiert ist. Soll ich sie zu Ihnen bestellen?«
    »Ja«, erwiderte der König. »Schicken Sie die junge Dame herein.«
    Es dauerte nicht lange, und Ethel Williams trat in den Salon und machte einen tiefen Knicks. Ihr Gesicht war sauber, doch ihre Schürze und ihr Häubchen waren voller Kohlenstaub.
    »Nun, mein Kind, was gibt es zu berichten?«
    »Bitte, Majestät, durch Bergbruch sind im Abschnitt Carnation fünf Männer eingeschlossen. Die Grubenwehr gräbt sich durch den Schutt, aber das Feuer brennt noch.«
    Fitz bemerkte, dass der König sich Ethel gegenüber ganz anders verhielt als bei Generaldirektor Jones, dem er kaum einen Blick gegönnt hatte; als Jones berichtete, hatte der König rastlos mit dem Finger auf die Armlehne getrommelt. Ethel hingegen schaute er ins Gesicht, und er schien sich ehrlich für ihren Bericht zu interessieren.
    Nun fragte er mit sanfter Stimme: »Was hat Ihr Bruder Ihnen erzählt?«
    »Die Explosion hat den Kohlenstaub entzündet, und der brennt jetzt. Das Feuer hat viele Kumpel eingeschlossen, und ein paar sind erstickt. Mein Bruder und die anderen konnten sie nicht retten, weil sie keine Atemgeräte hatten.«
    »Das stimmt nicht!«, warf Jones ein.
    »Ich glaube doch«, widersprach Gus Dewar, in dessen Stimme Zorn mitschwang. »Ich habe mit mehreren Geretteten gesprochen. Sie sagen, die Schränke, auf denen ›Atemgerät‹ stand, seien leer gewesen.«
    »Und sie konnten die Flammen nicht löschen, weil unter Tage zu wenig Wasser gelagert wurde!«, rief Ethel mit funkelnden Augen – ein Anblick, den Fitz sehr anziehend fand.
    »Unter Tage gibt es einen Feuerwehrwagen!«, protestierte Jones.
    »Ja. Eine Lore voll Wasser mit einer Handpumpe«, erwiderte Gus Dewar verächtlich.
    Ethel fuhr fort: »Außerdem hätte der Luftstrom umkehrbar sein müssen. Aber das war er nicht, weil Mr. Jones die Lüfter nicht hat umbauen lassen, obwohl es gesetzlich vorgeschrieben ist.«
    Jones blickte indigniert drein. »Es war nicht möglich …«
    Fitz unterbrach ihn. »Schon gut, Jones. Das ist keine Anhörung. Seine Majestät möchte lediglich Eindrücke sammeln.«
    »Ganz recht«, sagte der König. »Allerdings gibt es ein Thema, bei dem Sie mir einen Rat geben könnten, Jones.«
    »Es wird mir eine Ehre sein, Majestät.«
    »Ich hatte die Absicht, morgen früh Aberowen und ein paar umliegende Dörfer zu besuchen und anschließend zu Ihnen ins Rathaus zu kommen. Doch unter diesen Umständen erscheint mir eine Parade unangemessen.«
    Sir Alan, der links hinter dem König saß, murmelte kopfschüttelnd: »Völlig ausgeschlossen.«
    »Andererseits«, fuhr George V . fort, »erscheint es mir falsch, würden wir abreisen, ohne

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