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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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– »Pat Pope« genannt. Pat starrte Billy ungläubig an. »Billy-with-Jesus!«, rief er. »Teufel auch! Wo kommst du denn her?«
    »Vom Four Foot«, antwortete Billy. »Wir haben den Knall gehört.«
    Tommy kletterte hinter Billy aus dem Schacht und fragte: »Was ist passiert, Pat?«
    »Soweit ich’s sagen kann, ist die Explosion am anderen Ende von dieser Sohle gewesen, beim Thisbe«, antwortete Pat. »Der Steiger und die anderen tun nachsehen.« Er sprach mit ruhiger Stimme, doch seine Augen verrieten Verzweiflung.
    Billy ging zum Telefon und drehte die Kurbel. Es dauerte nicht lange, und er hörte die Stimme seines Vaters. »Hier Williams, wer spricht?«
    Billy stutzte. Was machte ein Gewerkschaftsfunktionär am Telefon der Grubenleitung? Andererseits, bei einem Notfall war alles möglich. »Ich bin’s, Dah«, stieß er hervor. »Billy.«
    »Dem Herrn sei gedankt, du bist gesund«, sagte sein Vater mit belegter Stimme, doch schon im nächsten Augenblick klang er so forsch wie immer. »Sag mir, was du weißt, Junge.«
    »Ich und Tommy waren im Four Foot und sind den Pyramus zur Hauptsohle runtergeklettert. Wir vermuten, die Explosion war in Richtung Thisbe. Wir sehen ein bisschen Rauch, aber nicht viel. Der Korb geht jedenfalls nicht.«
    »Die Druckwelle hat die Seilscheibenaufhängung beschädigt«, erklärte Dah. »Wir arbeiten daran. In ein paar Minuten haben wir ihn fertig. Bring so viele Männer zum Füllort, wie du kannst, damit wir sie ausfahren können, sobald der Korb wieder funktioniert.«
    »Mach ich.«
    »Thisbe ist außer Betrieb, also pass auf, dass keiner versucht, da durchzufliehen. Das Feuer könnte ihm den Weg abschneiden.«
    »Verstanden.«
    »Außen am Steigerbüro sind Atemgeräte.«
    Die neuartigen Atemgeräte waren von der Gewerkschaft lange Zeit gefordert worden; die Kohlebergbauverordnung von 1911 hatte sie dann endlich zwingend vorgeschrieben. »Im Augenblick haben wir kein böses Wetter«, sagte Billy.
    »Nicht, wo du jetzt bist. Aber weiter drinnen könnt’s schlimmer sein.«
    »Stimmt.« Billy hängte den Hörer ein.
    Er wiederholte für Tommy und Pat, was sein Vater gesagt hatte. Pat zeigte auf eine Reihe neu aussehender Schränke. »Der Schlüssel muss im Büro sein.«
    Billy rannte ins Steigerbüro, fand aber keinen Schlüssel. Vermutlich trug der Steiger den Bund am Gürtel. Billy sah sich die Reihe der Schränke an. Auf jedem stand Atemgerät . Die Schränke waren aus Blech. »Hast du ein Stemmeisen, Pat?«, fragte Billy.
    Der Anschläger besaß einen Satz Werkzeuge für kleinere Reparaturen. Er reichte Billy einen kräftigen Schraubendreher. In null Komma nichts hatte Billy den ersten Schrank aufgebrochen.
    Ungläubig starrte er hinein.
    Der Schrank war leer.
    Pat rief: »Die haben uns verarscht!«
    »Dreckige Kapitalistenschweine«, spie Tommy hervor.
    Billy öffnete einen weiteren Schrank. Ebenfalls leer. In blinder Wut brach er sämtliche Schränke auf, als wollte er die Unehrlichkeit von Celtic Minerals und Mr. Perceval Jones für alle Welt offenlegen.
    »Wir schaffen das auch so«, sagte Tommy.
    Er war ungeduldig und wollte los, doch Billy versuchte, nüchtern zu denken. Sein Blick fiel auf den Feuerhunt, den kläglichen Ersatz, den die Grubendirektion statt eines Löschwagens zur Verfügung stellte: ein Kohlenwagen, der mit Wasser gefüllt und mit einer Handpumpe versehen war. Ganz nutzlos war er allerdings nicht: Billy hatte gesehen, wie der Feuerhunt nach einem »Blitz« eingesetzt worden war; so nannten es die Bergleute, wenn geringe Mengen Grubengas dicht unter dem Hangenden Feuer fingen und blitzartig abbrannten. Wenn so etwas geschah, warf sich alles auf den Boden, denn der Blitz entzündete manchmal den Kohlenstaub an den Wänden, die dann abgelöscht werden mussten.
    »Wir nehmen den Feuerhunt«, rief er Tommy zu.
    Der Wagen stand bereits auf den Schienen, und so konnten sie ihn anschieben. Billy überlegte kurz, ob sie ein Pony vorspannen sollten, kam aber zu dem Schluss, dass es zu lange dauern würde. Außerdem waren die Tiere völlig verängstigt.
    Pat Pope sagte: »Micky, mein Junge, arbeitet im Marigold, aber ich kann nicht hin und nach ihm suchen, ich darf hier ja nicht weg.« Die Verzweiflung stand Pat ins Gesicht geschrieben, doch bei einem Notfall musste der Anschläger am Schacht bleiben; von dieser Regel gab es keine Ausnahme.
    »Ich halt die Augen nach ihm auf«, versprach Billy.
    »Danke, Billy-Boy.«
    Die beiden jungen Männer schoben den

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