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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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sich neben Rosas Stuhl. »Willst du mich heiraten, geliebte Rosa?«, fragte er.
    »Ja. Schon morgen, wenn du willst.«
    Gus nahm den Ring aus dem Kästchen und schob ihn Rosa auf den Finger. »Ich danke dir«, sagte er.
    Mrs. Dewar brach in Tränen aus.

    Gus saß im Zug des Präsidenten, als dieser um sechs Uhr abends am Mittwoch, dem 3. September, aus der Union Station in Washington, D . C ., dampfte. Wilson trug einen blauen Blazer, weiße Hose und Strohhut. Er wurde von seiner Frau Edith und seinem Leibarzt Cary Travers Grayson begleitet. Außerdem waren einundzwanzig Zeitungsreporter im Zug, darunter Rosa Hellman.
    Gus vertraute darauf, dass Wilson diese Schlacht gewinnen würde. Der Präsident hatte den direkten Kontakt mit seinen Wählern immer schon genossen. Und er hatte schließlich den Krieg gewonnen.
    Der Zug fuhr über Nacht nach Columbus, Ohio, wo der Präsident seine erste Rede hielt. Von dort ging es mit Zwischenstopps weiter nach Indianapolis, wo er am Abend vor zwanzigtausend Menschen sprach.
    Doch Gus hatte am Ende des ersten Tags bereits der Mut verlassen. Wilson redete schlecht. Er war heiser. Er griff auf Notizen zurück – er war immer besser, wenn er frei sprechen konnte –, und wenn er auf die technischen Einzelheiten des Vertrages zu sprechen kam, der in Paris jeden in Atem gehalten hatte, schien er vor sich hin zu plappern und die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer zu verlieren. Außerdem litt er unter so starken Kopfschmerzen, dass er manchmal nicht richtig sehen konnte.
    Gus war zutiefst besorgt – nicht nur, weil sein Freund und Mentor krank war. Hier stand viel mehr auf dem Spiel. Amerikas Zukunft und die der Welt hingen davon ab, was in den nächsten Wochen geschah. Nur Wilsons persönliches Engagement konnte den Völkerbund vor seinen engstirnigen Gegnern retten.
    Nach dem Abendessen ging Gus in Rosas Schlafabteil. Sie war die einzige Reporterin im Zug; also schlief sie allein. Sie sehnte den Völkerbund fast so sehr herbei wie Gus, aber sie sagte: »Es fällt schwer, etwas Positives über den heutigen Tag zu sagen.« Sie lagen auf ihrer Koje und küssten sich und kuschelten. Dann wünschten sie sich gegenseitig eine gute Nacht und gingen wieder auseinander. Ihre Hochzeit war für den Oktober angesetzt, nach der Reise des Präsidenten. Gus hätte gerne früher geheiratet, doch Rosas und seine Eltern wollten mehr Zeit für die Vorbereitungen, und nachdem Gus’ Mutter irgendetwas von wegen »unanständige Hetze« vor sich hin gemurmelt hatte, hatte er nachgegeben.
    Während der Zug über die endlosen Ebenen des Mittleren Westens ratterte, saß Wilson an seiner alten Underwood-Schreibmaschine und arbeitete an der Verbesserung seiner Rede. Im Laufe der nächsten Tage besserte seine Leistung sich tatsächlich. Gus schlug dem Präsidenten vor, den Vertrag so zu präsentieren, dass jede Stadt, in der er sprach, dessen Bedeutung für ihre ureigenen Interessen erkennen konnte. So sagte Wilson den führenden Geschäftsleuten in St. Louis, der Vertrag sei nötig, um den Welthandel zu fördern. Im ländlichen Omaha erklärte er, eine Welt ohne den Vertrag wäre wie eine Gemeinde ohne Landrechte, in der die Farmer mit Schrotflinten auf den Zäunen hockten. Anstatt langer Erklärungen hämmerte Wilson seinen Zuhörern die Hauptpunkte nun in Kurzform ein.
    Dann machte Gus einen weiteren Vorschlag: Wilson sollte die Emotionen der Leute wecken. Hier gehe es nicht nur um Politik, sagte er, es berühre auch die Gefühle der Menschen für ihr Land. In Columbus sprach Wilson von den Jungs in Khaki. In Sioux Falls dankte er den Müttern, die ihre Söhne auf den Schlachtfeldern verloren hatten, für ihr Opfer. Manchmal allerdings wurde es skurril, zum Beispiel in Kansas City, der Heimat des hasserfüllten Senators Reed, wo Wilson seine Gegner mit den Bolschewiken verglich. Und immer wieder rief er die Botschaft hinaus, dass es ohne den Völkerbund zu einem neuen Krieg kommen würde.
    Gus regelte die Beziehungen zu den Reportern im Zug und vor Ort, wann immer sie anhielten. Wenn Wilson unvorbereitet sprach, erstellte ein Stenograph eine Abschrift, die Gus umgehend verteilte. Außerdem überzeugte er Wilson davon, sich ab und zu im Speisewaggon sehen zu lassen, um informell mit der Presse zu plaudern.
    Es funktionierte. Das Publikum reagierte immer besser. Die Reaktionen der Presse waren zwar noch immer gemischt, doch selbst Zeitungen, die Wilson nicht gerade wohl gesinnt waren, wiederholten ständig seine

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