Sturz der Titanen
geht eindeutig hervor, dass sie nicht gegen rote Verbände eingesetzt werden sollten.
Dass diese Lüge aufgedeckt wurde, ist nicht zuletzt William Williams zu verdanken.
»He«, sagte Billy zu niemandem im Besonderen. »Seht euch das an. Es ist William Williams zu verdanken!«
Die Männer an seinem Tisch drängten sich näher und blickten ihm über die Schulter. Sein Zellengenosse, ein ungeschlachter Schläger namens Cyril Parks, fragte: »Datt is’ ja ’n Bild von dir! Watt machste denn inne Zeitung?«
Billy las den Rest laut vor.
»›Williams’ Verbrechen bestand darin, dass er in Briefen an seine Schwester in einem einfachen Code, um die Zensur zu umgehen, die Wahrheit berichtete. Das britische Volk ist ihm Dankbarkeit schuldig. Doch seine Tat missfiel gewissen Interessengruppen in Army und Regierung, die heimlich britische Soldaten einsetzten, um ihre politischen Ziele zu erreichen. Williams wurde vor ein Standgericht gestellt und zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt.
Williams’ Schicksal ist keineswegs ein Einzelfall. Eine große Zahl von Soldaten, die sich geweigert haben, an der versuchten Gegenrevolution teilzunehmen, sind in Russland höchst zweifelhaften Prozessen unterzogen und zu skandalös langen Haftstrafen verurteilt worden.
William Williams ist eines von vielen Opfern rachsüchtiger Männer in Machtpositionen. Das muss bereinigt werden. Großbritannien ist ein Land der Gerechtigkeit. Dafür haben wir gefochten, und dafür haben wir gesiegt.‹«
Billy hob den Blick. »Na, wie gefällt euch das? Sie schreiben, ich bin das Opfer der Mächtigen.«
»Is’ bei mir ganz genauso«, sagte Cyril Parks, der in einer Scheune in Belgien ein vierzehnjähriges Mädchen vergewaltigt hatte.
Plötzlich wurde Billy die Zeitung aus den Händen gerissen. Als er aufblickte, schaute er in das dümmliche Gesicht von Andrew Jenkins, einem der unsympathischeren Gefängniswärter. »Kann ja sein, dass du Freunde ganz weit oben hast, Williams«, sagte Jenkins, »aber hier bist du nur ein dreckiger Sträfling von vielen. Los, geh wieder an deine Scheißarbeit.«
»Aber sicher doch, Mr. Jenkins«, sagte Billy.
Fitz war empört, als im Sommer 1920 eine russische Handelsdelegation nach London kam und vom Premierminister, David Lloyd George, in Downing Street Nummer 10 empfangen wurde. Die Bolschewisten lagen noch immer im Krieg mit dem neu gegründeten Polen, und Fitz war der Ansicht, Großbritannien solle sich auf die Seite der Polen stellen, aber er fand nur wenig Unterstützung. Londoner Schauerleute gingen lieber in den Streik, als Schiffe mit Gewehren für das polnische Heer zu beladen, und der Gewerkschaftsbund drohte mit Generalstreik, sollte das britische Militär intervenieren.
Fitz fand sich damit ab, dass er nie die Ländereien des verstorbenen Fürsten Andrej beanspruchen könnte. Seine Söhne, Boy und Andrew, hatten ihr russisches Geburtsrecht verloren, und er musste es hinnehmen.
Dennoch konnte er nicht den Mund halten, als er erfuhr, was die Russen Kamenew und Krassin vorhatten, während sie Großbritannien bereisten. Room 40 existierte weiterhin, wenn auch in anderer Form, und der britische Nachrichtendienst fing die Telegramme der Russen in die Heimat ab und entschlüsselte sie. Lew Kamenew, der Leiter des Exekutivkomitees des Moskauer Sowjets, streute schamlos revolutionäre Propaganda aus.
Fitz war so wütend, dass er Anfang August auf einer der letzten Dinnerpartys der Londoner Saison Lloyd George attackierte.
Die Party fand in Lord Silvermans Haus am Belgrave Square statt. Das Dinner fiel sparsamer aus, als es bei Silverman vor dem Krieg üblich gewesen war. Man reichte weniger Gänge, weniger Speisen kehrten unberührt in die Küche zurück, und der Tafelschmuck war schlichter. Das Essen wurde von Dienstmädchen serviert, nicht von Dienern; heutzutage wollte sich niemand mehr als Diener verdingen. Fitz vermutete, dass es mit den extravaganten edwardianischen Partys endgültig aus und vorbei war. Dennoch konnte Silverman noch immer die mächtigsten Männer des Landes in sein Haus locken.
Lloyd George fragte Fitz nach seiner Schwester Maud.
Damit sprach der Premierminister ein weiteres Thema an, über das Fitz sich ereifern konnte. »Es tut mir leid, sagen zu müssen, dass sie einen Deutschen geheiratet hat und nun in Berlin lebt«, erklärte er. Er fügte nicht hinzu, dass Maud bereits ihr erstes Kind zur Welt gebracht hatte, einen Jungen namens Erich.
»Das war mir schon bekannt«,
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