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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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sagst das alles nur, damit ich meine Aussage ändere.«
    »Zieh den Mantel an, dann zeig ich dir was.«
    Das war der spannende Augenblick. Wenn Olga mit ihm ging, gehörte sie ihm.
    Nach kurzem Nachdenken stand sie auf.
    Lew unterdrückte ein triumphierendes Lächeln.
    Sie verließen das Haus. Draußen auf der Straße öffnete Lew die Türen zum Laderaum des Lastwagens.
    Olga schwieg einen langen Augenblick. Dann fragte sie: »Canadian Club?« Ihr Tonfall hatte sich verändert, bemerkte Lew. Er war kühl und geschäftsmäßig geworden. Von Emotion keine Spur mehr.
    »Hundert Kisten«, bestätigte er. »Ich habe sie für drei Dollar die Flasche gekauft. Hier bekomme ich zehn dafür – mehr noch, wenn ich sie im Glas verkaufe.«
    »Ich muss darüber nachdenken.«
    Das war ein gutes Zeichen. Olga stand kurz davor, in die Sache einzusteigen, wollte aber nichts überstürzen. »Das verstehe ich ja, aber wir haben keine Zeit«, drängte Lew. »Ich werde gesucht und habe eine Ladung illegalen Whisky in meinem Truck. Ich brauche sofort eine Entscheidung. Tut mir leid, dich zu drängen, aber wie du siehst, bleibt mir keine Wahl.«
    Olga nickte nachdenklich, schwieg aber.
    Lew fuhr fort: »Wenn du Nein sagst, verkaufe ich meinen Fusel, nehme das Geld und verschwinde. Dann bist du auf dich allein gestellt. Ich wünsche dir alles Glück der Welt und sage Lebewohl, kein Problem. Ich verstehe das.«
    »Und wenn ich Ja sage?«
    »Dann gehen wir sofort zur Polizei.«
    Wieder folgte langes Schweigen.
    Schließlich nickte Olga. »Also schön.«
    Lew wandte sich ab, um sein Gesicht zu verbergen. Du hast es geschafft, sagte er sich. Du hast sie in dem Zimmer zurückgewonnen, in dem die Leiche ihres Vaters aufgebahrt ist.

    »Ich muss mir einen Hut aufsetzen«, sagte Olga. »Und du brauchst ein sauberes Hemd. Wir wollen doch einen ordentlichen Eindruck machen.«
    Das war gut. Sie stand wirklich auf seiner Seite.
    Sie kehrten ins Haus zurück und machten sich bereit. Während Lew auf Olga wartete, rief er beim Buffalo Advertiser an und fragte nach Peter Hoyle, dem Herausgeber. Eine Sekretärin fragte ihn, was er wünsche. Lew antwortete: »Sagen Sie ihm, ich bin der Mann, der wegen des Mordes an Joseph Vyalov gesucht wird.«
    Einen Augenblick später blaffte eine Stimme: »Hoyle hier. Wer sind Sie?«
    »Lew Peschkow, Vyalovs Schwiegersohn.«
    »Wo stecken Sie?«
    Lew ignorierte die Frage. »Wenn Sie in einer halben Stunde einen Reporter auf die Stufen des Polizeipräsidiums bringen können, habe ich eine Erklärung für Sie.«
    »Wir werden da sein.«
    »Mr. Hoyle?«
    »Ja?«
    »Schicken Sie auch einen Fotografen.« Lew legte auf.
    Mit Olga an seiner Seite im Führerhaus des Trucks fuhr Lew erst einmal zu Josephs Lagerhaus am Seeufer. An den Wänden stapelten sich Kisten mit gestohlenen Zigaretten, und im Büro weiter hinten fanden sie Vyalovs Buchhalter, Norman Niall, sowie die üblichen Schläger. Norman war korrupt, aber penibel; das wusste Lew. Er saß auf Josephs Stuhl hinter Josephs Schreibtisch.
    Erstaunt starrten die Männer Lew und Olga an.
    Lew sagte: »Olga hat das Geschäft geerbt. Ich kümmere mich ab sofort um alles.«
    Norman blieb sitzen. »Das werden wir ja sehen«, sagte er.
    Lew starrte ihn finster an und schwieg.
    Als Norman wieder sprach, hatte sich ein großer Teil seines Selbstbewusstseins bereits in Luft aufgelöst. »Aber das Testament muss eröffnet werden und das alles …«
    Lew schüttelte den Kopf. »Wenn wir warten, bis die Formalitäten erledigt sind, wird es kein Geschäft mehr geben.« Er deutete auf einen der Schläger. »Ilya, geh raus und schau in den Laster, der draußen steht. Dann komm zurück und sag Norm, was du gefunden hast.«
    Ilya gehorchte. Lew ging um den Tisch herum und trat neben Norman. Schweigend warteten sie, bis Ilja zurückkam.
    »Hundert Kisten Canadian Club.« Der Schläger stellte eine Flasche auf den Tisch. »Wir können ihn ja mal probieren und sehen, ob er echt ist.«
    Lew sagte: »Ich werde das Geschäft mit Fusel aus Kanada weiterführen. Es hat noch nie so gute geschäftliche Möglichkeiten gegeben wie durch die Prohibition. Die Leute werden jeden Preis für Alkohol bezahlen. Wir werden ein Vermögen machen. Und jetzt steh auf, Norm.«
    »Den Teufel werde ich tun, Kleiner«, knurrte Norman.
    Lew zog seine Pistole und schlug Norman zweimal mit dem Knauf ins Gesicht. Norman brüllte vor Wut und Schmerz. Lässig hielt Lew die Waffe auf die Schläger gerichtet.
    Man musste Olga

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