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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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für Konterrevolutionäre.«
    »Nein, das bedeutet er nicht!«
    »Für mich schon!«
    Ihre lauten Stimmen weckten Millie. Sie spürte, dass Streit in der Luft lag, und fing an zu weinen.
    »Na großartig«, sagte Ethel mürrisch. »Da siehst du, was du angerichtet hast.«

    Als Grigori aus dem Bürgerkrieg nach Hause kam, gesellte er sich zu Katherina, Wladimir und Anna in ihre komfortable Wohnung in der Regierungsenklave des alten Kreml. Für Grigoris Geschmack war diese Behausung schon zu bequem. Im ganzen Land herrschte nach wie vor Mangel an Nahrung und Brennmaterial, doch in den Geschäften des Kreml gab es reichlich davon. Auf dem Gelände befanden sich drei Restaurants, in denen Köche arbeiteten, die in Frankreich gelernt hatten, und zu Grigoris Entsetzen schlugen die Kellner die Hacken vor den Bolschewiken nun genauso zusammen, wie sie es früher vor den Aristokraten getan hatten. Katherina brachte die Kinder in den Kindergarten, während sie selbst zum Friseur ging. Abends ließen die Mitglieder des Zentralkomitees sich von Chauffeuren in die Oper fahren.
    »Ich hoffe, wir werden nicht zum neuen Adel«, sagte er eines Nachts im Bett zu Katherina.
    Sie lachte verächtlich. »Wenn das stimmt, wo sind dann meine Brillanten?«
    »Aber du weißt schon, dass wir Bankette veranstalten, im Zug erster Klasse fahren und so weiter, oder?«
    »Die Aristokraten haben nie etwas Nützliches getan. Ihr aber arbeitet zwölf, fünfzehn, sogar achtzehn Stunden am Tag. Da kann man wohl kaum von euch verlangen, Holzspäne sammeln zu gehen, um heizen zu können.«
    »Die Herrschenden finden immer einen Vorwand, ihre Privilegien zu rechtfertigen.«
    »Komm her«, sagte Katherina. »Ich gebe dir ein Privileg.«
    Nachdem sie sich geliebt hatten, lag Grigori noch lange wach. Trotz seiner Vorbehalte empfand er insgeheim eine tiefe Zufriedenheit, dass es seiner Familie so gut ging. Katherina hatte an Gewicht zugelegt. Als er sie kennengelernt hatte, war sie ein dralles Bauernmädchen von einundzwanzig Jahren gewesen; nun war sie eine sechsundzwanzigjährige, füllige Mutter. Wladimir war fünf und lernte Lesen und Schreiben in einer Schule, gemeinsam mit den anderen Kindern der neuen Herrscher Russlands. Anna, die alle nur »Anja« riefen, war ein frecher dreijähriger Lockenkopf. Ihre Wohnung hatte einst einer Hofdame der Zariza gehört. Sie war warm, trocken und geräumig. Es gab sogar ein eigenes Zimmer für die Kinder, eine separate Küche und ein Wohnzimmer – genug Platz für zwanzig Leute in Grigoris altem Haus in Petrograd. Vor dem Kamin lag ein Teppich, und an den Fenstern hingen Vorhänge. Sie tranken ihren Tee aus Porzellantassen, und über dem Kamin hing ein Ölgemälde des Baikalsees.
    Schließlich schlief Grigori ein, doch um sechs Uhr morgens wurde er von lautem Hämmern an der Tür geweckt. Er öffnete. Draußen stand eine klapperdürre Frau, die ihm irgendwie bekannt vorkam. »Es tut mir leid, dass ich Sie so früh störe, Euer Exzellenz«, sagte sie.
    Mit einem Mal wusste Grigori, wen er vor sich hatte. Es war Konstantins Frau. »Magda!«, rief er erstaunt. »Du siehst so anders aus … Komm rein! Was ist los? Lebt ihr jetzt in Moskau?«
    »Ja, wir sind hierher gezogen, Euer Exzellenz.«
    »Nenn mich nicht so, um Himmels willen. Wo ist Konstantin?«
    »Im Gefängnis.«
    »Warum?«
    »Als Konterrevolutionär.«
    »Unmöglich!«, sagte Grigori. »Das muss ein schrecklicher Irrtum sein.«
    »Ja, Herr.«
    »Wer hat ihn verhaftet?«
    »Die Tscheka.«
    »Die Geheimpolizei? Nun, die arbeiten für uns. Ich werde mich nach dem Frühstück sofort darum kümmern.«
    »Bitte, Euer Exzellenz, ich flehe Sie an: Tun Sie jetzt etwas. Sie werden Konstantin in einer Stunde erschießen.«
    »Verdammt!«, stieß Grigori hervor. »Warte hier. Ich ziehe mich rasch an.«
    Grigori schlüpfte in seine Uniform. Obwohl sie keine Rangabzeichen hatte, war sie von weit besserer Qualität als die eines einfachen Soldaten und wies ihn somit als Offizier aus.
    Ein paar Minuten später verließen Grigori und Magda das Gelände des Kreml. Es schneite. Sie gingen das kurze Stück zum Lubjanka-Platz. Das Hauptquartier der Tscheka, der ehemalige Sitz einer Versicherungsgesellschaft, war ein riesiges Gebäude im Stil der Neorenaissance aus gelben Ziegeln. Die Wache am Tor salutierte vor Grigori.
    Grigori begann zu toben, kaum dass er das Gebäude betreten hatte. »Wer hat hier das Sagen? Schafft mir sofort den diensthabenden Offizier her! Ich bin Genosse

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