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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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– erwartete von einer Frau, dass sie sich wie ein gut erzogenes Kind benahm: Sie sollte respektvoll zuhören, wenn er nachdenklich war, über seine Witze lachen, wenn ihm nach Scherzen zumute war, ihm allzeit gehorchen und ihn küssen, wann immer es ihn danach verlangte. Walter hingegen behandelte sie wie eine Erwachsene. Er flirtete nicht, schaute nicht auf sie herab, prahlte nicht und hörte mindestens genauso viel zu, wie er redete.
    Die Musik wurde düster, als die Statue zum Leben erwachte und der Komtur, begleitet von einem verminderten Akkord, ins Speisezimmer des Don marschierte. Es war der dramatische Höhepunkt der Oper. Maud war sicher, dass niemand sich jetzt umdrehen würde. Vielleicht könnte sie Walter ja doch Befriedigung verschaffen. Die bloße Vorstellung verschlug ihr den Atem.
    Als die Posaunen den tiefen Bass des Komturs übertönten, legte Maud die Hand auf Walters Schenkel. Sie spürte die Wärme seines Körpers durch den dünnen Stoff seiner Hose. Noch immer schaute er sie nicht an, aber sie sah, dass sein Mund geöffnet war, und bemerkte, dass sein Atem schneller ging. Sie ließ ihre Hand den Schenkel hinaufgleiten. In dem Moment, als Don Giovanni kühn die Hand des Komturs ergriff, schloss sie die Finger um Walters steifes Glied.
    Maud war erregt und neugierig zugleich. So etwas hatte sie noch nie gemacht. Durch den Stoff der Hose hindurch ging sie auf Erkundung. Walters Penis war größer, als sie erwartet hatte, und härter. Beinahe wie ein Stück Holz. Wie seltsam, dass allein die Berührung einer Frau eine solch bemerkenswerte physische Veränderung verursachen konnte. Wenn sie selbst erregt war, waren die Veränderungen nur klein: Ihre Brustwarzen verhärteten sich kaum merklich, und sie wurde feucht. Bei Männern dagegen war es, als würde man eine Flagge hissen.
    Maud wusste, was Jungen taten, denn sie hatte Fitz dabei beobachtet, als er fünfzehn gewesen war, und jetzt machte sie nach, was sie bei ihm gesehen hatte: rauf und runter mit der Hand, während der Komtur den Don immer wieder zur Reue ermahnte und der Don sich immer wieder weigerte. Walter keuchte, doch niemand konnte es hören, denn das Orchester strebte nun dem dramatischen Höhepunkt entgegen, genau wie Walter. Maud war ganz außer sich, dass sie ihn so befriedigen konnte. Sie beobachtete die Hinterköpfe der anderen in der Loge und hatte schreckliche Angst, jemand könne sich umdrehen, aber aufhören konnte sie auch nicht. Walter legte seine Hand auf die ihre und zeigte ihr, wie sie es machen sollte: härter zudrücken, wenn sie die Hand nach unten bewegte, und den Druck leicht wegnehmen, wenn es nach oben ging. Als der Don zu den Pforten der Hölle geschleift wurde, begann Walter, auf seinem Stuhl zu zucken. Maud spürte eine Art Krampf in seinem Glied – einmal, zweimal, und ein drittes Mal. Dann, als der Don von der Hölle verschlungen wurde, fiel Walter in sich zusammen wie ein Ballon, aus dem die Luft entwichen war.
    Schlagartig erkannte Maud, dass sie etwas völlig Verrücktes getan hatte. Hastig zog sie die Hand zurück und lief vor Scham knallrot an. Ihr Atem ging keuchend. Sie versuchte, wieder normal zu atmen.
    Auf der Bühne wurde das letzte Bild aufgezogen, und Maud wurde allmählich ruhiger. Sie wusste selbst nicht, was in sie gefahren war, aber sie war damit durchgekommen. Die Spannung ließ nach. Am liebsten hätte sie laut gelacht oder wenigstens gekichert, verkniff es sich aber.
    Sie schaute zu Walter. Er blickte sie verliebt an. Maud spürte, wie ihre Wangen glühten. Walter beugte sich zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr: »Danke.«
    Sie seufzte. »War mir ein Vergnügen.«

Kapitel 6
    Juni 1914
    Anfang Juni hatte Grigori Peschkow endlich genug gespart, um sich die Überfahrt nach New York leisten zu können. Die Wjalows in Petersburg verkauften ihm das Ticket sowie die für die Einwanderung in die USA erforderlichen Papiere, dazu einen Brief von Mr. Joseph Vyalow in Buffalo, in dem Grigori eine Arbeitsstelle versprochen wurde.
    Grigori küsste den Fahrschein. Er konnte es kaum erwarten, sich auf die Reise zu machen. Es war wie ein schöner Traum, und er hatte Angst, dass er aufwachte, bevor das Schiff ablegte. Nun, da die Abfahrt unmittelbar bevorstand, sehnte Grigori sich mehr denn je danach, endlich an Deck zu stehen und zu beobachten, wie Russland am Horizont und aus seinem Leben verschwand.
    Am Abend vor der Abfahrt gaben seine Freunde eine Abschiedsfeier. Sie fand bei Mischka statt, einer

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