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Sturz in den Tod (German Edition)

Sturz in den Tod (German Edition)

Titel: Sturz in den Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Gebert
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sicher, dass das
nicht sein konnte, denn auf dem Familienfoto im Internet war als Sohn ein
dunkelhaariger, sehr groß gewachsener junger Mann abgebildet gewesen, einer,
der nach seinem attraktiven Vater kam und ebenfalls schon wie ein hanseatischer
Unternehmer wirkte. Der dort am Roulettetisch war etwa eins siebzig groß, hatte
dunkelblondes, längeres Haar, und Krawatte und Hemd wirkten an ihm wie eine
Verkleidung. Er schien nervös zu sein wegen des vielen Geldes, das Elisabeth
Bergmann verlor. Er selbst setzte nur zaghaft. Er wirkte harmlos, gleichzeitig
hatte er etwas Arrogantes an sich. Künstler, überlegte Romy, vermutlich trug er
im Alltag Kleidung von Thomas i Punkt, die ihm zu groß war. Vermutlich hatte er
längst festgestellt, dass er nicht ausreichend Talent für einen bedeutenden
Künstler hatte, und geblieben war ihm eine Künstlerpose. Romy kannte diese
Typen aus den diversen Kneipen, in denen sie in ihrem Leben gejobbt hatte. Sie
verachtete sie.
    Plötzlich gewann Elisabeth Bergmann.
Unbeeindruckt schob ihr der Croupier eine Menge Jetons hin. Sie reagierte mit
einem kurzen Lächeln und schob mehr als die Hälfte zu ihrem jungen Begleiter
hinüber.
    Romy trank noch einen Cubra Libre. Sie fühlte
sich ruhig und mutig und so, als wäre sie ihrer Mutter ganz nah, nur noch einen
Augenblick lang von ihr getrennt.
    Ein älterer Mann kam zu Romy an den Tresen, er
schwitzte, bestellte Whiskey, faselte etwas von einer Pechsträhne, die er
gerade hätte, dann eilte er zurück an den Spieltisch. Er setzte und verlor
erneut.
    Kurz darauf kam Elisabeth Bergmann an die Bar.
Sie stand nur einen knappen Meter von Romy entfernt und lächelte ihr flüchtig
zu, bevor sie Champagner bestellte. Der Barkeeper freute sich: »Wie immer,
gnädige Frau?«
    Elisabeth Bergmann sah ihn an, als hätte er sie
beleidigt. Der Barkeeper öffnete gekonnt eine Flasche Veuve Clicquot Gold
Label, schenkte zwei Gläser ein und stellte die Flasche in einen
Champagnerkübel. Elisabeth Bergmann trank und sah dabei hinüber zu ihrem
Begleiter.
    »Hallo, Mutter«, hörte Romy sich in Gedanken
sagen.
    Elisabeth Bergmann stellte ihr Glas ab und gab
dem Barkeeper zu verstehen, dass sie gleich wieder da sei. Sie flüsterte im
Vorbeigehen dem jungen Mann am Spieltisch etwas zu und ging in Richtung der
Toiletten.
    Romy folgte ihr.
    Im Vorraum der WC s tupfte sich Elisabeth Bergmann die Nase mit einem Schwamm und
Puder von Chanel. Romy stellte sich neben ihre Mutter und konnte nicht anders,
als sie im Spiegel anzusehen. Dabei ließ sie kaltes Wasser über ihre
Handgelenke laufen. Elisabeth Bergmann konzentrierte sich jetzt auf ihre Lippen
und benutzte einen Lippenstift von Chanel. Dann frisierte sie ihr halblanges,
brünett getöntes Haar nach. Einmal traf sich ihr Blick kurz mit Romys.
    Romy trocknete sich die Hände ab und wandte sich
ihrer Mutter zu. »Ich bin Romy«, sagte sie.
    Elisabeth Bergmann begann gerade ihre Wimpern
nachzutuschen und nickte kurz.
    »Ich bin Romy, deine Tochter«, sagte Romy.
    Elisabeth Bergmann ließ den Arm sinken und
starrte in Romys Spiegelbild. Die Farbe wich aus ihrem Gesicht.
    »Ich habe dir geschrieben und nichts von dir
gehört. Deshalb bin ich hier.«
    Romy wusste nicht mehr, was sie noch sagen
sollte. Auch Elisabeth Bergmann schwieg. Beide Frauen ließen einander nicht aus
den Augen.
    »Und was willst du?«, fragte Romys Mutter.
    »Dich kennenlernen.«
    Elisabeth Bergmann wandte den Blick ab und räumte
ihre Schminksachen in die Handtasche. »Wozu?«
    Eine Frau betrat den Vorraum.
    »Ich muss zurück«, sagte Elisabeth Bergmann und
wandte sich ab.
    Romy fasste ihre Mutter an den Oberarm.
Erschrocken ließ sie sofort wieder los. »Lass uns bitte treffen, morgen!«
    Elisabeth Bergmann strebte in Richtung Ausgang.
»Um elf bei Niederegger. Auf einen Kaffee«, sagte sie im Hinausgehen und
verließ den Raum, ohne sich noch einmal zu Romy umzudrehen.
    ***
    Nina hastete in Richtung Strand. Vorbei an Fisherman’s und
an der »Marittima«, die gerade ablegte. Vorbei an den weißen Buden, in denen
Windspiele, Schmuck und T-Shirts mit lustigen Aufdrucken verkauft wurden. Am
letzten Büdchen blieb Nina stehen. Außergewöhnlicher Schmuck aus Muscheln oder
besonderen Steinen zu günstigen Preisen fand sich dort in den Auslagen. Die
junge Verkäuferin beriet gerade eine Frau, die eine Kette aus roter Koralle
kaufen wollte. Nina setzte einen Ring aus buntem Glas auf. Sie legte ihn wieder
zurück. Sah sich um. Setzte ihn erneut

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