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Sturz in den Tod (German Edition)

Sturz in den Tod (German Edition)

Titel: Sturz in den Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Gebert
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hinauf.
Sie folgte ihrer Mutter in Richtung Uferpromenade. Klein kam ihre Mutter ihr
vor, beinahe zerbrechlich. Auf dem Foto hatte sie stark gewirkt, doch jetzt?
Die Sonne ging hinter dem Maritim unter und ließ den Himmel über dem Meer rot
leuchten. In den hohen Bäumen am Strandbahnhof saßen Hunderte Krähen und
schrien. Romy nahm das alles kaum wahr. Sie folgte ihrer Mutter im Abstand von
etwa zwanzig Metern. Plötzlich blieb diese stehen und drehte sich zu ihr um.
Romy verlangsamte ihren Schritt und wich dem Blick der Mutter aus. Wie oft
hatte sie sich vorzustellen versucht, wie die erste Begegnung zwischen ihnen
verlaufen würde.
    Was willst du von mir? , hatte sie dann ihre
Mutter zum Beispiel fragen hören. Schön, dass du mich endlich gefunden
hast , kam in Romys Phantasie nicht vor.
    Elisabeth Bergmann drehte sich wieder um und ging
weiter. Romy blickte über ihre Schulter und sah einen jüngeren Mann näher
kommen, der Elisabeth Bergmann nicht aus den Augen ließ. Er überholte Romy. Als
er auf Elisabeth Bergmanns Höhe war, streifte er deren Hand. Sie umfasste kurz
seine Finger und ließ den Mann vorbeigehen. Er bog ab und nahm die Stufen zur
Bar des Columbia Hotels.
    Romy folgte ihrer Mutter, die auf sehr hohen
Schuhen, in einem engen Kostüm und mit einer edlen Handtasche in der Armbeuge
sicheren Schrittes bis zum Haupteingang des Hotels ging und ebenfalls darin
verschwand.

FÜNF
    »Kriminalhauptkommissar Mittermaier«, stand an der Tür, an
die Jan klopfte. Bevor sie eintraten, sahen Nina und er sich noch einmal in die
Augen.
    Mittermaier stand hinter seinem Schreibtisch auf, kam ihnen mit
ernster Miene und ausgestreckter Hand entgegen. Dass er sich dafür bedankte,
dass sie gekommen waren, irritierte Nina. Er wies auf die zwei Stühle auf der
anderen Seite seines Schreibtisches und setzte sich wieder.
    Nina schob die Hände unter die Oberschenkel. Ihre Knie zitterten,
sie drückte die Sohlen auf den Boden.
    Der Kommissar hatte eine offene Akte vor sich liegen. Er sah zu
Nina, dann zu Jan. »Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass wir in unseren
Ermittlungen immer noch davon ausgehen, dass Frau Elisabeth Bergmann keinen
Suizid begangen hat. Das Opfer hat keinen Abschiedsbrief hinterlassen, was
vorkommt, aber in diesem Fall spricht dagegen, dass das Opfer einen Sohn
hinterlässt. Was aber noch entscheidender ist: Die Ermittlungen haben ergeben,
dass das Opfer für jemanden, der gesprungen ist, viel zu dicht am Haus lag.
Wäre sie gesprungen, hätte sie sich abgestoßen. Das machen Menschen so, die aus
großer Höhe springen, um Suizid zu begehen.«
    Mittermaier sah Nina an, als wäre es nun an ihr, etwas zu sagen.
    »Auch dabei wird es, wie bei den Abschiedsbriefen, Ausnahmen geben«,
wandte Jan ein. »Wenn das alles ist, was Sie gegen meine Mandantin vorzubringen
haben, halte ich es für eine Zumutung, dass Sie sie vorgeladen haben. Neulich
haben Sie Frau Wagner bereits unter dem Vorwand, ihre Zeugenaussage zu
Protokoll zu nehmen, verhört und ihre Fingerabdrücke genommen. Dann fahren Sie
vor ihrem Zuhause vor, um ihr eine Vorladung zu bringen, nur weil Ihnen bei der
Aufklärung des Falles, wenn es denn überhaupt einer ist, nichts Besseres
einfällt, als meine Mandantin noch einmal zu verhören. Das hat längst Formen
der Rufschädigung angenommen. Ich fordere Sie auf, dies sofort zu unterlassen.
Wir werden jetzt gehen.«
    Jan erhob sich.
    Nina schreckte auf und tat es ihm gleich.
    »In der Wohnung des Opfers sind überall Fingerabdrücke Ihrer Mandantin!
Bitte setzen Sie sich wieder«, sagte Mittermaier.
    »Frau Bergmann hieß die Frau«, sagte Nina, »Elisabeth Bergmann.«
    Mittermaier sah sie überrascht an und nickte. »In der Wohnung von
Frau Bergmann wimmelt es nur so von Ihren Fingerabdrücken.«
    Schuld ist ein Gefängnis, das man sich selbst
baut , hatte mal jemand gesagt. Weshalb fiel das Nina jetzt ein?
    »Meine Mandantin hat dort regelmäßig geputzt, das wissen Sie
bereits!«, sagte Jan.
    »Unsere Befragungen haben ergeben, dass Frau Bergmann ansonsten keinen
Kontakt nach außen hatte. Außer zu ihrem Sohn.«
    »Dann fragen Sie den!«, erwiderte Jan.
    »Haben wir. Er hat ein Alibi, er war zur Tatzeit in Hamburg.«
    »Wenn es denn eine Tat war«, sagte Jan und fasste Nina am Arm. »Auf
Wiedersehen!«
    ***
    Während der Fahrt zurück nach Travemünde aschte sie aus
dem Fenster. Jan hatte ihr erlaubt, im Auto zu rauchen, obwohl er das nicht
mochte. Nina starrte unentwegt aus dem

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