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Sturz in den Tod (German Edition)

Sturz in den Tod (German Edition)

Titel: Sturz in den Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Gebert
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sah irritiert auf den Ring an ihrer Hand und ärgerte sich, dass
sie errötete.
    ***
    »Macht es dir wirklich nichts aus?«,
fragte Pasquale jetzt häufig, wenn er von »der Frau« zu Romy kam.
    »Du tust es doch für uns«, antwortete Romy und
achtete darauf, dass sie dabei ein wenig niedergeschlagen wirkte. Es machte ihr
etwas aus. Es bereitete ihr diebische Freude, dass sie Pasquale zu ihrer Mutter
schickte, der er Gesellschaft leisten musste, um
dafür beschenkt zu werden.
    Pasquale lieferte das Geld bei Romy ab. Geld, das
die Frau im Casino gewonnen oder extra für ihn von der Bank abgehoben hatte.
Pasquale forderte inzwischen immer mehr. So erzählte er der Frau eines Tages
etwas von einem Verlag, den er gründen wollte, für den er Kapital bräuchte.
Oder er erzählte, dass er sich die Zähne machen lassen wollte, wofür er
ebenfalls Geld bräuchte. Elisabeth Bergmann schenkte es ihm. Jedes Mal.
Pasquale kam damit zu Romy, stolz, wenn es ihm wieder mal gelungen war, die
Alte auszunehmen. Es sei einfach, behauptete er. Romy musste dabei an den Kater
denken, den sie mal besessen hatte und der hin und wieder eine Maus anschleppte –
nicht, um sie selbst zu fressen, sondern um sie als Geschenk vor die Tür seiner
Besitzerin zu legen.
    Manchmal wollte Pasquale nicht mehr zu der
Alten gehen (irgendwann nannte er Elisabeth Bergmann nur
noch »die Alte«). Dann zählte er das Geld und fragte Romy, ob es nicht bereits
für den gemeinsamen Neuanfang reiche. Meist begann er mit diesen Tiraden,
nachdem Romy und er gerade miteinander geschlafen hatten. Romy vertröstete ihn
dann und malte ihm die gemeinsame Zukunft in schönsten Farben aus. Irgendwann war
Pasquale trotzdem fest entschlossen, mit der Alten Schluss zu machen. Romy fragte ihn, wie er sich das vorstelle. Er könne doch
die Frau nach all dem, was er von ihr bekommen, was er von ihr genommen habe,
nicht so einfach abservieren. Das würde sie sich sicherlich nicht gefallen
lassen.
    »Dann müssen wir eben von einem Tag auf den
anderen von hier abhauen. Für immer. Meine kleine Wohnung kann ich auch später
von woanders aus über einen Makler verkaufen«, sagte Pasquale entschlossen.
    »Oder du hältst noch ein bisschen durch«,
erwiderte Romy.
    »Ich kann das nicht mehr! Was wir haben, reicht
doch. Außerdem hat mir die Alte erzählt, dass sie Stress mit ihrem Sohn hat.
Der wollte sie mal wieder anpumpen und ist dahintergekommen, dass sie sein Erbe
verballert.« Pasquale lachte auf. »Absurd, oder? Der hat Stress, wenn er sich
ab und zu was leihen will. Und mir schenkt sie alles. Die hatten wohl einen
solchen Streit, dass sie angekündigt hat, er werde auch nach ihrem Tod gar
nichts von ihr bekommen, wenn er nicht aufhöre, hinter ihrem Geld her zu sein.
Sie habe allerdings die Absicht, noch zwanzig Jahre zu leben. Der Sohn hat dann
angekündigt herauszufinden, an wen sie ihr Geld verschleudere. Weshalb sie kaum
noch etwas habe.«
    »Weiß er inzwischen etwas über dich?«
    Pasquale schüttelte den Kopf. »Sie hat dann
gemeint, sie habe noch genug, was sie zu Geld machen könne, die Wohnungen im
Maritim, das Segelboot und und. Der Sohn hat daraufhin gedroht, sie entmündigen
zu lassen. Da hat sie ihn rausgeworfen.«
    Romy beunruhigte das.
    »Sie will ihr Testament ändern«, sagte Pasquale
amüsiert.
    »Zu deinen Gunsten?«
    »Keine Ahnung.«
    »Du darfst auf keinen Fall irgendwo mit deinem
Namen erwähnt werden. Sie sollte dir lieber jetzt schon das Boot, und was da
noch so alles ist, vermachen. Als Schenkungen. Ganz schnell! Der Sohn wird
nicht mehr lange zugucken.«
    Pasquale quengelte: »Nein, es reicht doch. Sie
will, dass ich bei ihr einziehe. Das kann ich nicht. Das halte ich nicht aus.«
    Romy nahm Pasquale in den Arm. »Halte sie hin,
nur noch ein bisschen. Mach ihr Hoffnungen. Bis wir es geschafft haben.«
    Pasquale sah auf die Cartier an seinem
Handgelenk, als sähe er sie zum ersten Mal. Er öffnete den Verschluss und legte
die Uhr auf den Tisch, als könne er sie nicht mehr ertragen. »Nein! Lass uns
aufhören!«
    Romy überlegte fieberhaft. »Du hast so viel für
uns erreicht. Wir sind knapp vor dem Ziel. Auf den letzten Metern aufzugeben,
wäre dumm.« Sie nahm zärtlich Pasquales Gesicht in die Hände und sah ihm in die
Augen. »Du musst das nicht machen, verstehst du. Das Geld wird auch so eine
Weile reichen, und dann sehen wir weiter. Du schreibst wieder ein schönes Buch,
und ich finde auch etwas, womit wir uns über Wasser halten

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