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Sturz in den Tod (German Edition)

Sturz in den Tod (German Edition)

Titel: Sturz in den Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Gebert
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können.«
    Pasquale begann sie zu küssen. »Ich habe noch nie
so viel für eine Frau empfunden wie für dich. Ich liebe dich. Geh nicht zu
weit, denn dann bekomme ich Angst, ich finde nicht mehr zurück.«
    Romy begann ihn auszuziehen. »Kann es zwischen
einem Mann und einer Frau zu weit gehen? Du könntest ihr auch sagen, dass du
über ihr Angebot, mit ihr zu leben, nachdenkst. Dass du dafür etwas Zeit
brauchst, weil das eine schwerwiegende Entscheidung ist.«
    Sie fasste ihm zärtlich in den Schritt und
hauchte in sein Ohr: »Das würde ihr sicherlich gefallen, und sie hätte auch
nicht das Gefühl, dass du wegen des Geldes mit ihr zusammen sein willst. Sie
wird vielleicht Angst bekommen, du könntest dich zurückziehen. Mach dich ein
bisschen rar. Das wird sie anspornen, dir noch mehr Gutes zu tun. ›Mach dich
rar, dann wirst du begehrt‹, hat meine Großmutter immer gesagt.«
    Pasquale stöhnte vor Erregung.
    Romy lachte innerlich über das, was sie gesagt
hatte. Meine Großmutter, welche Großmutter?

ACHT
    Ihre Mutter brachte Nina auf die Idee, die Seebestattung
zu beobachten, als sie sich darüber beklagte, dass sie keine Traueranzeige
bekommen hatte. Dabei habe sie jahrzehntelang bei der alten Dame geputzt. Ihre
Mutter hatte auch gehofft, dass sie zur heutigen Seebestattung eingeladen
würde, auf das Schiff, auf das doch so einige Leute raufpassten. Nina schlug
der Mutter vor, zum Hafen zu gehen, man werde sie dann sicherlich mit auf die
Ausfahrt nehmen. Doch ihre Mutter wollte nirgendwo dabei sein, wozu man sie
nicht eingeladen hatte. Dann griff sie sich in den Rücken. Nina füllte den
restlichen Kaffee vom Morgen aus der Kaffeemaschine in eine Thermoskanne um,
die sie der Mutter zu den Kreuzworträtseln und Sudoku-Heften auf den Tisch
stellte. Dann zog sie sich im Flur die Schuhe an und steckte die Schlüssel für
zwei Wohnungen im Maritim ein, die heute zu putzen waren. Ihr Leben in diesem
Haus kam ihr plötzlich alt vor. Ninas Mutter war Mitte sechzig. Es gab Frauen,
die waren in dem Alter noch jung. Ihre Mutter war alt.
    Nina eilte hinaus. Sie nahm einen engen Privatweg zwischen zwei
Häusern als Abkürzung zum Hafen. Niemand würde sich daran stören, sie war hier
aufgewachsen, sie war immer noch eine von hier. Touristen durften sich das
nicht erlauben. In den kleinen Gärten an den Altstadthäusern blühten
Pfingstrosen und Lupinen. In einer gelben Hollywoodschaukel lag eine schwarze
Katze. Auf dem Parkplatz für Wohnmobile frühstückten die ersten Paare vor ihren
Wagen. Paare, die nach dem Eintritt ins Rentenalter noch mal on the road und
jung sein wollten. Auch sie kamen Nina alt vor.
    Wenn ihre Mutter recht hatte, dann hatte sie noch eine halbe Stunde
Zeit, bis das Schiff zur Seebestattung auslief. Die » MS  Luzia«
lag nicht am gewohnten Platz im Hafen. Enttäuscht dachte Nina, dass sie zu spät
oder ganz und gar zum falschen Zeitpunkt hier war. Sie war so gespannt gewesen,
wer alles zur Seebestattung von Frau Bergmann kommen würde. Doch dann entdeckte
sie Alexander Bergmann und dessen Frau, die sich bei ihm eingehakt hatte und
einen kleinen Blumenstrauß in den Händen hielt. Beide waren in elegantes
Schwarz gekleidet und blickten schweigend auf die Trave.
    Nina verbarg sich hinter einer noch geschlossenen Fischbrötchenbude.
    Die ersten Fischer waren von ihrer Fangfahrt zurückgekehrt und
schuppten Fische, bevor sie sie ausnahmen. Möwen flogen kreischend um die
Fischkutter herum. Mancher Fischer warf ihnen ab und zu etwas ins Wasser.
Vereinzelte Spaziergänger blieben stehen und schnackten ein bisschen mit den
Fischern übers Wetter, über die Fische und ob es sich heute Morgen gelohnt
hatte. Ein alter Mann kam mit einem Fahrrad und kaufte einen Dorsch, der ihm
flink in Papier und in einer Tüte verpackt wurde. Eine Fähre fuhr hinaus und
brachte die kleinen Boote am Steg ins Dümpeln. Die Fischer stellten sich
breitbeiniger hin, als ihre Boote gegen die Kanten der Stege schlugen.
    Die Bergmanns wirkten in diesem Treiben wie ein Fremdkörper. Als von
Weitem zu sehen war, dass die » MS  Luzia« in den
Travemünder Hafen einfuhr, gingen sie einen Schritt dichter ans Wasser, als
könnten sie es kaum noch erwarten. Wo waren die beiden eigentlich, als Frau
Bergmann vom Balkon stürzte? Wollte Alexander Bergmann mit seinem Auftrag
vielleicht nur von sich ablenken? Dienten siebenmal fünfhundert Euro vielleicht
nur dem Zweck, sich reinzuwaschen? Wenn er sich wirklich für den Tod

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