Sturz in den Tod (German Edition)
komme mit.«
Nina sah Jan eindringlich an, bevor sie die Wohnung mit Alexander
Bergmann verließ.
»Komisch, ich habe mir nie darüber Gedanken gemacht, wer das
eigentlich ist, der für meine Mutter putzt«, sagte Alexander Bergmann im
Fahrstuhl.
Sie stiegen aus. Nina schloss das kleine Apartment auf.
Alexander Bergmann sah sich darin kurz um. »Das alles wird wohl
entsorgt werden. Wenn Sie also etwas haben wollen. Wir werden so schnell wie
möglich verkaufen.«
Nina dachte daran, dass sie jetzt Jans Vater als Makler ins Spiel
bringen könnte. Sie unterließ es. Alexander Bergmann nahm das Fernglas vom Bord
und drehte es in den Händen. »Das ist noch von mir, als ich als Kind öfter hier
war. Das werde ich behalten.«
Nina räumte Besen, Wischmopp, Eimer und Putzmittel auf den Flur.
Alexander Bergmann blieb währenddessen am Fenster stehen und sah durch das
Fernglas.
»Haben Sie schon etwas herausbekommen?«, fragte er.
Nina hielt inne. »Soll ich denn noch weitermachen?«
Alexander Bergmann drehte sich zu ihr um. »Ich will wissen, wer das
ist, dem meine Mutter alles vermacht hat. Ich muss wissen, für wen sie mir das
angetan hat!«
»Haben Sie denn wirklich gar keine Ahnung?«
»Das hört sich so an, als hätten Sie eine«, entgegnete Alexander
Bergmann.
»Es könnte sein, dass Sie eine Schwester haben. Von der Sie nichts
wissen. Und die jetzt aufgetaucht ist.«
»Quatsch!«
»Doch. Es gibt Briefe von dieser Tochter.«
»Die will ich sehen.«
Nina nickte. Eine Weile herrschte Schweigen.
»Aber wenn meine Mutter sich so lange nicht für diese Tochter interessiert
hat, vermacht sie der doch nicht ihr ganzes Vermögen. Das glaube ich nicht.«
»Wer weiß.«
»Niemals! Ich kenne meine Mutter.«
»Sie wussten doch nicht mal, dass sie seit Jahrzehnten dieselbe
Putzfrau hatte«, sagte Nina, und es klang nicht so ironisch, wie sie es gern
gesagt hätte. »An dem Tag, an dem Ihrer Mutter das passiert ist, waren Sie da
in Travemünde?«
»Jetzt werden Sie albern. Wollen Sie mich verdächtigen? Ich habe
meine Mutter nicht gehasst. Dann hätte ich sie schon viel eher vom Balkon gestoßen.
Bevor sie alles verschleudert hat. Ich war an dem Tag in meiner Firma. Von
morgens bis abends. Alles andere ist Quatsch. Auch das mit der Schwester. Es
gab neuerdings einen Mann im Leben meiner Mutter. Der hat sich in ihr Vertrauen
geschlichen. Dadurch, dass er ihr den dritten Frühling beschert hat.«
Das klang jetzt auch nicht ironisch.
»Und dabei schön abkassiert hat er auch. Den sollten Sie finden!«
»Und dann?«, fragte Nina.
»Dann hole ich mir zurück, was mir gehört.«
»Geschenkt ist geschenkt«, sagte Nina.
Alexander Bergmann drehte sich wieder zum Fenster. »Finden Sie ihn
einfach. Mit dem, was ich dann tun werde, haben Sie nichts mehr zu tun.«
Es klopfte an der Tür. Nina öffnete. Katharina Bergmann stand davor
und fragte: »Was macht ihr denn hier so lange?«
Jan stand hinter ihr. Beide traten ein. Jan reichte den Bergmanns
die Hand und verabschiedete sich.
Nina legte den Schlüssel zum Wirtschaftsraum aufs Bord und
verabschiedete sich ebenfalls. Jan griff einen Teil der Putzutensilien, die
Nina auf dem Flur deponiert hatte, Nina nahm den Rest. Sie würde das alles im
Haus ihrer Mutter lagern und hatte noch keine Ahnung, wie sie zukünftig
vorgehen sollte, wenn sie im Maritim putzte. Sie konnte das ganze Zeug doch
nicht jedes Mal anschleppen.
»Und, hat er dir wieder von seinen Verschwörungstheorien erzählt?«,
fragte Jan, als er Schrubber und Eimer im Kofferraum seines BMW verstaute.
»Ich soll für ihn herausfinden, an wen seine Mutter alles verschenkt
hat.«
»Und dann? Ich habe seine Frau übrigens gefragt, wo sie und ihr Mann
an dem Tag waren, als es passierte«, sagte Jan. »Habe ich für dich gemacht. Sie
sagte, sie hätten sich einen Wellness-Tag im Meridian gegönnt, gemeinsam. Dort
hätten sie auch die Nachricht erhalten.«
Nina sah Jan überrascht an. »Mir hat Alexander Bergmann gesagt, er
wäre den ganzen Tag in der Firma gewesen. Ich verstehe das nicht. Das wird
alles immer diffuser.«
»Musst du auch nicht verstehen. Es ist vorbei.«
»Und wenn er es war?«
»Der Sohn? Nein, das kann ich mir nicht vorstellen.«
»Und seine Frau? Ich meine, einer von beiden lügt. Oder beide. So
wie die offenbar unter finanziellem Druck stehen. Mein Gott, die werden so viel
Geld für die zwei Wohnungen bekommen, und es reicht ihnen nicht. Die waren
ziemlich sauer auf ihre
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