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Sturz in den Tod (German Edition)

Sturz in den Tod (German Edition)

Titel: Sturz in den Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Gebert
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Flamme über den Boden und sah, dass der
ausgetretene Pfad eine Biegung machte, die neu war. Sie musste ein Stück über
ein Feld gehen, weil der bisherige Weg durch einen hohen Baum, der ins Meer
gestürzt war, zerstört war. Ein paar Wurzeln ragten aus dem abgebrochenen Stamm
in den Himmel und warfen Schatten. Nina erwog umzukehren, doch so weit, wie sie
jetzt gekommen war, lohnte sich das nicht mehr. Sie hoffte, dass ab
Hermannshöhe Lichter den Weg erleuchteten. Dort würde sie dann Jan bitten, sie
abzuholen.
    Nina trug die Flamme des Feuerzeuges vor sich her und ging Meter für
Meter. Die Geräusche, die sie manchmal hinter sich wahrzunehmen glaubte,
beunruhigten sie nicht. Sie hatte sich noch nie im Dunkeln gefürchtet. Ihr war
noch nie etwas im Dunkeln passiert. Auf den nächsten Metern sperrte ein
schmaler Draht den Rand des Steilufers ab, damit man nicht zu dicht herantrat.
Nina sah ihn im letzten Moment. In ihrer Phantasie gab die Steilküste unter ihr
nach und riss sie mit sich, zwanzig Meter tief. Nina musste lachen, so wie sie
oft lachen musste, wenn ihr eigentlich nicht danach zumute war.
    Wieder das Geräusch. Nina drehte sich um. Dann sah sie ihn. Für die
Länge eines Lidschlages. Den Umriss eines Menschen. Im nächsten Augenblick
fühlte sie den heftigen Stoß gegen ihren Oberkörper.
    Sie fiel.
    ***
    Jan reichte Nina ein Glas Wasser und eine weitere
Schmerztablette. Sie konnte nicht stehen, sie konnte nicht sitzen, nicht einmal
schmerzfrei liegen. Sie war müde und konnte nicht schlafen, als würde immer
noch Adrenalin durch ihren Körper schießen. Sie hatte am ganzen Körper
Prellungen, eine angebrochene Rippe und ein Schleudertrauma. Wie durch ein
Wunder war ihr nicht mehr zugestoßen, hatte der Arzt gesagt. Die
Hals-Nacken-Krause beengte ihren Hals. Sie wollte nach Hause, doch der Arzt
hatte verfügt, dass sie fürs Erste noch zur Beobachtung blieb.
    Nachdem Nina nicht zu ihrer Verabredung gekommen war, hatte Jan
beinahe pausenlos versucht, sie auf dem Handy zu erreichen. Vergeblich.
Irgendwann war es Nina gelungen, sich auf die Seite zu drehen, ihr Handy
Zentimeter für Zentimeter aus der Tasche zu holen, an ihr Gesicht zu heben und
zu flüstern, was passiert war. Er war sofort losgeeilt, um sie zu suchen. Noch
auf dem Weg hatte er einen Krankenwagen und die Polizei gerufen.
    Während der Befragung war Jan wütend geworden, weil ein Polizist
Ninas Version, dass sie vom Steilufer gestoßen wurde, nicht glauben wollte und
insistierte, dass sie vermutlich in der Dunkelheit vom Weg abgekommen und aus
Versehen von der beschädigten Uferkante gestürzt sei.
    Hinzu kam, dass Nina keine Ahnung hatte, wer sie gestoßen haben
könnte. Geschweige denn eine Beschreibung abgeben konnte. Erst nachdem Jan sich
gegenüber dem Polizisten als Anwalt Respekt verschafft hatte, versprach dieser,
dass er und seine Kollegen bei Tagesanbruch den Tatort nach Spuren absuchen
würden, und verließ das Krankenzimmer.
    Nina erzählte Jan all das, was sie am Tag zuvor in Niendorf
beobachtet hatte. Pasquale Schöne, die Frau, das Auto, das Segelboot.
    »Warum hast du das nicht der Polizei gesagt?«, fragte Jan.
    »Weil sie mir auch das nicht glauben würden«, war Nina überzeugt.
»Für die Polizei klingt doch alles abstrus, was ich aussage. Für die Polizei
ist Frau Bergmann vom Balkon gesprungen. Und ich, ich bin mal eben vom
Brodtener Ufer gesprungen.«
    Nina lachte höhnisch auf, dabei durchfuhr ein Schmerz sie, der ihr
Tränen in die Augen trieb. Durch das Fenster ihres Zimmers im Lübecker
Krankenhaus fiel Sonne. Im Nachbarbett dämmerte eine alte Frau vor sich hin.
Eine Krankenschwester kam mit Medikamenten herein und sagte zu Jan: »Ich gebe
ihr was Schönes, damit sie endlich schlafen kann. Und heute Abend sieht die
Welt dann schon ganz anders aus.«
    Jan verabschiedete sich.
    Nina sagte leise »danke« und meinte Jan.
    Noch auf dem Flur des Krankenhauses wählte Jan die Nummer des
Beamten, der Nina in der Nacht befragt hatte.
    ***
    Kein Mensch beachtete Romy, als sie sehr früh am Morgen
mit zwei großen Tüten beladen das Segelboot bestieg. Pasquale freute sich, als
er sie sah.
    »Guten Morgen, mein Geliebter«, sagte Romy lächelnd und packte
frische Brötchen, Käse und Krabbensalat aus. Sie goss reichlich Aperol in zwei
Gläser, füllte mit Prosecco auf und setzte sich damit auf die Kante der Koje,
in der Pasquale lag. »Es soll ein herrlicher Tag werden. Lass uns rausfahren!«
    Pasquale trank. Der Aperol

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