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Sturz in die Vergangenheit

Sturz in die Vergangenheit

Titel: Sturz in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runa Winacht , Maria G. Noel
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Blut stockt sonst nur unregelmäßig!“
    Minuten später waren Adelinda und Matthias wieder über den Burghof gelaufen und eilten unbeachtet durch den Stall.
    Mit einigem Geschick schlängelte sich Adelinda vor Matthias durch das Gewimmel auf dem äußeren Hof, wich Pferdehintern und -hufen aus, umging Pfützen zweifelhafter Herkunft, warf diesem Handwerker ein Lächeln, dem nächsten einen Ruf zu und war, Matthias im Schlepptau, im Nu am Außentor angekommen.
    „Ich hoffe, Ihr wisst, wo sich der Bettelhof befindet.“ Matthias wischte sich den Schweiß von der Stirn. Ihm war schwindelig und entsetzlich heiß. Lag das am Hunger?
    „Natürlich“, sagte Adelinda. „Man erreicht ihn nur von draußen. Er ist nahe dem Abtritt. Kein schöner Ort. Aber immerhin wird von dort kein Bettler oder Aussätziger verjagt, bis am Abend das Tor geschlossen wird.“
    Adelinda wandte sich nach rechts und ging ein Stück an der Burgmauer entlang. „Dort, seht Ihr, die kleine Pforte.“
    Eine schäbige Holztür stand nur ein Stück weit offen. Dahinter gähnte ein dunkler Durchgang.
    „Es ist besser, wenn ich alleine ... Gangolf erwartet schließlich nur mich. Am besten, Ihr verbergt Euch.“ Matthias sah sich flüchtig um, wies dann auf ein paar Büsche. „Dort drüben.“ Er reichte ihr das Essenspaket.
    Adelinda nickte nur und eilte auf das Gebüsch zu.
    Nachdem sich Matthias überzeugt hatte, dass sie nicht mehr zu sehen war, bückte er sich und betrat den deutlich nach Unrat riechenden Gang, der sich, einige steile Stufen aufwärts, nach wenigen Metern in einen unförmigen, von schroffen Burgmauern und Felsen umgebenen und deshalb düsteren Hof weitete. Der Gestank hier machte ihn fast würgen. Ein eiliger Blick überzeugte ihn davon, warum dies ein guter Platz für Bettler und Sieche war, denn bis auf den Ausgang war keine weitere Tür zu sehen. Und die Burgmauer direkt vor ihm war völlig fensterlos – von der kleinen Klappe ganz weit oben abgesehen. Von hier aus war die Burg also nicht zu betreten.
    Vielleicht zehn Lumpenbündel, nur schwer als ruhende Menschen zu erkennen, saßen oder lagen auf dem rohen Boden, der von faulig aussehendem Abfall übersät war und wohl eine der Ursachen für diesen nasenbetäubenden Gestank darstellte. Einen anderen fand Matthias in den von Aussatz zerfressenen Gesichtern, verstümmelten Arm- und halbverfaulten Beinstümpfen. Fäulnis, Schmutz, Armut und Elend stanken hier buchstäblich zum Himmel.
    Erst jetzt bemerkte er, dass auch er angestarrt wurde.
    „Bist du – einer von uns?“, krächzte eine Stimme. Der dazugehörende Mann ordnete seine Beinstümpfe und rappelte sich mühsam und mithilfe zweier Stöcke hoch. „Oder willst du nehmen, was uns geblieben ist? Dann komm, ich kann dir Aussatz schenken.“
    Ringsum rührten sich nun auch die anderen. Entsetzt wollte Matthias zurückweichen, sich in den Durchgang retten und hinauslaufen. Doch eine jähe Bewegung hinter sich ließ ihn stoppen.
    „Feines Kerlchen.“ Eine hohe Fistelstimme erreichte ihn. „So ein schöner Kittel. Ich könnte einen neuen brauchen.“
    Gangolf, wo steckte der Kerl bloß? Sollte er rufen? Ein Blick ringsum zeigte Matthias, dass der nicht hier war, dass er selbst jedoch mittlerweile die ungeteilte Aufmerksamkeit sämtlicher Hofbesucher auf sich gezogen hatte. Die sich bereits aufgerichtet hatten und nun auf ihn zukamen. Verdammt, warum steckte der Fotoapparat ausgerechnet jetzt im Rucksack auf seinem Rücken? Bis er da ran kommen würde ... Mit Kamera und Blitz würde er hier auf dem düsteren Hof die Leute sicherlich in Schach halten können!
    „Siehst fett aus“ – „Schöne Haare, gesunde Haare. Vielleicht reichen sie für ein kleines Kissen.“ - „Ich will die Hose.“
    „Ich will ihn!“, schrie eine Frauenstimme dazwischen. „Nehmt seine Kleidung und gebt ihn mir.“
    „Die ewig geile Gundelindis“, zischte jemand. „Will sich mal wieder über Frischfleisch hermachen. Wer könnte das nicht verstehen?“
    Just in diesem Moment knirschte etwas weit oben. Unwillkürlich sah Matthias – und nicht nur er – wie sich die einsame Klappe öffnete, ein dunkler Gegenstand herausgeschoben – und einfach umgekippt wurde. Es platschte, als dessen Inhalt im Hof landete. Matthias erkannte Knochen, die über den Boden rollten, schimmliges Brot, irgendwelche welken Blätter.
    Die Meute, gerade noch bereit gewesen, sich auf Matthias zu stürzen, ließ von ihm ab, stieß ein nur als freudig zu

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