Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)
mit Fragen darüber, wohin wir fuhren.
»Martha’s Vineyard?«, fragte sie nach mindestens zwanzig Tipps von mir.
»Richtig. Ich weiß, dass du gern am Meer bist, und es gibt da so einen tollen kleinen Ort, an dem Dad und ich vor Jahren mal Urlaub gemacht haben.«
Nachdem wir im Hotel eingecheckt hatten, reichte ich ihr einen der Zimmerschlüssel. Sie rieb sich die Schläfen. »Ich kann nicht glauben, dass ich das hier tue.«
»Ich fahre dich auch früher nach Hause, wenn du möchtest«, sagte ich und führte sie durch den Flur zu unserem Zimmer.
Bevor sie den Kartenschlüssel ins Schloss steckte, wandte sie sich mir zu. »Sag mir, was los ist. Läufst du vor irgendwas weg?«
Das war eine Gelegenheit, ihr die Wahrheit zu sagen – oder zumindest annähernd die Wahrheit. Ich holte tief Luft und nickte. »Ja. Ich hab mich mit Dad gestritten. Ich musste aus der Stadt raus, und ich wollte nicht allein fahren.«
Okay, »Streit« war vielleicht ein bisschen stark untertrieben, und es war in einem anderen Jahr und in einer anderen Zeitleiste passiert. Aber es stimmte, dass ich meinem Vater nicht traute, und es schien mir im Augenblick keine gute Idee zu sein, mich mit ihm in einem Raum aufzuhalten.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste mich auf die Stirn. »Das nächste Mal sag mir das einfach, damit ich nicht so eine Angst bekomme. Ich musste auch schon mal vor meiner Mutter Reißaus nehmen. Nur habe ich dann einfach das Wochenende bei Jana verbracht. Das ist nicht ganz so ausgefallen.«
»Aber abgesehen davon, ist es doch im Grund dasselbe, oder?«
Sie nickte und öffnete schließlich die Tür. »Wäre auch nicht schlecht gewesen, eine Tasche packen zu können.«
Ich schob sie ins Zimmer. »Wenn man so ein verwöhntes Jüngelchen ist wie ich und ausreißt, gehört es zur Rebellion dazu, dass man die Kreditkarte seiner Eltern mit ordentlichen Summen belastet. Wenn wir irgendetwas brauchen, kaufen wir es uns einfach.«
Die Tür schloss sich hinter uns, und Holly schaute sich in der geräumigen Suite um. »Ganz schön große Summen, was?«
Mein Telefon klingelte, und als ich sah, dass Adam dran war, ging ich ran. »Na, wie geht’s?«
»Ich bin kurz davor, die Dateien zu knacken. Wollte mich nur vergewissern, dass bei euch alles in Ordnung ist«, sagte er. »Dir geht es doch gut, oder?«
»Ja, mir geht’s prima, Adam. Sollte sich das ändern, rufe ich dich an.« Ich legte wieder auf, und Holly entledigte sich ihrer Schuhe und ließ sich aufs Bett fallen. »Möchtest du den Strand sehen oder spazieren gehen?«
»Jetzt hab ich gerade meine Schuhe ausgezogen«, sagte sie.
Ich nahm ihre Hand, zog sie vom Bett und hob sie in meine Arme. »Schuhe werden auch keine gebraucht.«
Sie lachte und legte ihre Arme um meinen Hals. »Ich werde einfach so tun, als wäre das hier real.«
»Ich weiß genau, was du meinst.« Ich drehte den Kopf und küsste ihren Arm. »Manchmal fällt es mir schwer, die Realität von … anderen Dingen zu unterscheiden.«
Sobald wir am Strand waren, ließ ich sie wieder runter. Es war so schön hier. Hätte ich jemals die Zeit gehabt, einen besonderes Wochenende mit Holly zu planen, hätte ich womöglich genau diesen Ort dafür ausgesucht.
»Ich liebe nächtliche Strände«, sagte sie.
»Ich auch.« Ich wollte nicht zu weit von dem gut beleuchteten Hotel weggehen, wo viele Menschen umherliefen, deshalb blieb ich nach ein paar Minuten stehen, und wir setzten uns in den Sand.
»Danke, dass du mich mitgenommen hast bei deinem merkwürdigen Akt der Rebellion.«
Ich sah sie an. »Du warst vorhin sauer auf mich, stimmt’s? Als wir da am Pool waren?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nicht sauer.«
Ich hielt ihre Hände in meinen. »Sag mir einfach, was dich gestört hat.«
»Du hast vor dem Lunch was gesagt, als du high warst von Adams Drogen oder was auch immer … Aber das ist nicht so wichtig.«
Ich wusste nicht mehr, was ich vor meiner Landung in diesem Jahr zu ihr gesagt hatte, aber ich wusste, dass wir ungefähr an dem Punkt waren, an dem ich angefangen hatte, sie andauernd wegen der immer zahlreicher werdenden Zeitreisen-Experimente zu versetzen.
Ich hob die Hände, hielt sie vors Gesicht und atmete tief ein. »Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll, ohne dir Angst einzujagen …«
Sie schaute mich alarmiert an. »Zu spät. Du kannst nicht so was sagen und dann erwarten, dass ich keine Angst bekomme.«
»Ich liebe dich«, platzte ich eine Sekunde, nachdem
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