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Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)

Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Sturz in die Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
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»Besonders gut gezielt hab ich wohl nicht gerade, was?«
    »Wolltest du mitten in einem gewaltigen Unwetter auf einem Schwimmdock landen?«
    »Nein, aber es ändert sich immer alles. Manchmal ist es schwierig, es richtig hinzubekommen.«
    Der Sturm frischte wieder auf und ließ das Dock schwanken. Mir drehte sich der Magen um. Ich hielt mich oberhalb ihrer Hand an dem Pfosten fest und versuchte das inzwischen entfernte Boot mit den Augen zu fixieren.
    »Ich muss zurückschwimmen«, sagte ich und zeigte zum Ufer.
    »Ich auch.« Ein Donnerschlag übertönte sie, und sie zuckte zusammen.
    »Kannst du nicht einfach springen? Ich meine – in einen andern Tag?«
    Sie schüttelte den Kopf; Wassertropfen spritzten in alle Richtungen. »Nein, sie sollen sehen, wie wir zurückschwimmen, dann erst springe ich. Du darfst keinem von mir erzählen. Davon, was ich kann. Ich bin bloß das Mädchen, das du aus dem Sturm gerettet hast, okay?«
    Das war der Grund, weshalb sie einen Halbsprung gemacht hatte: damit jeder uns hier sah. Allerdings bezweifelte ich, dass überhaupt jemand so weit schauen konnte. »Und was passiert dann?«
    »Du musst mich auf jeden Fall gehen lassen, versprichst du mir das?« Ihr Gesicht wurde von einem Blitz rosa und blau erleuchtet, und ich sah, dass sie bereits bezweifelte, dass ich von einem kleinen Mädchen Anweisungen entgegennehmen würde.
    »Du hast mich in die Zukunft gebracht. Heißt das … Bist du überhaupt schon geboren worden?«, fragte ich.
    »Das kann ich dir nicht sagen.«
    Ich kniete mich vor sie und schaute ihr direkt in die Augen. »Wie alt bist du?«
    »Elf.«
    »Kennst du Dr. Melvin?«
    Ich schaute sie eindringlich an, doch sie zeigte keinerlei Nervosität. »Ich habe von ihm gehört.«
    »Dann ist er nicht der Grund dafür, dass du existierst?«
    Ihre Widerstandskräfte ließen nach, und sie trat einen Schritt zurück. »Wir müssen los.«
    Ich ergriff ihre Hand. »Noch nicht.«
    »Du hast mir gesagt, ich soll keine Fragen beantworten. Jedenfalls nicht viele«, schrie sie mir über den nächsten Donnerschlag hinweg zu.
    »Das war mein anderes Ich. Dieser Typ ist irgendwie – total alt, oder? Kein Mensch hört auf ihn.«
    »Ach, echt? Heißt das, du traust deinem zukünftigen Ich nicht, obwohl es doch offensichtlich mehr weiß als du?«
    Ich wusste, dass sie recht hatte. Es wäre verantwortungslos gewesen, etwas aus ihr herauspressen zu wollen. »Tut mir leid. Es ist nur … es gibt in der Gegenwart etwas, was passieren könnte, was ich aber auf jeden Fall verhindern muss. Ich kann an nichts anderes denken.«
    »Ich weiß, dass du das Gefühl hast, du müsstest alles ändern oder in Ordnung bringen, aber denk nicht zu viel nach. Vertrau dir selbst, dass du die richtige Entscheidung triffst. Das ist nicht so schwer, wie es scheint.« Sie wies aufs Ufer. »Wir müssen los.«
    Wir sprangen beide ins Wasser, und ich half Emily, an meiner Seite zu bleiben. Die Wellen schwappten über unsere Köpfe, doch wir schafften es ans Ufer und liefen dann das restliche Stück am Strand entlang. Ich nickte in Richtung des Hotels. »Lauf einfach in diese Richtung; ich sage den anderen, du wärst schon reingegangen, okay?«
    Sie begann sich abzuwenden, zögerte aber einen Augenblick. Dann legte sie, ohne mich anzusehen, ihre Arme um meine Hüfte und drückte mich fest. »Wiedersehen, Jackson … Alles Gute!«
    Ich blickte ihr nach, während sie auf einen der Seiteneingänge zulief, und spürte eine gewaltige Last auf meinen Schultern. Es ging nicht nur darum, Holly zu retten. Da hing mehr dran. Viel mehr. Kein Wunder, dass Dad mich von all dem fernhalten wollte.
    Zu spät.
    Ich wandte mich ab und trabte zum Hafen. Adam, Holly und Freeman kamen mir bereits entgegen.
    »Alles in Ordnung mit dem Mädchen?«, fragte Adam.
    »Ja, sie ist schon im Hotel«, gab ich zurück und vermied weitere Nachfragen durch einen schnellen Themenwechsel. »Wo ist Dad?«, fragte ich Freeman.
    »Drüben beim Haupteingang.«
    Holly schlang ihre Arme um mich, und ich umarmte sie auch. Dann zeigte ich auf das Hotel. »Wollen wir reingehen?«
    Alle rannten los. Dad ließ uns ein, und kaum dass wir die Lobby betraten, schlug uns die Kühle der klimatisierten Luft entgegen. Wir waren tropfnass, unsere Schuhe quietschten auf dem Marmorboden, und doch blieben alle um uns herum völlig ruhig und gelassen. Es kostete mich all meine Selbstbeherrschung, nicht dem gesamten Hotel das Ende der Welt anzukündigen. Nicht einmal Tempest

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