Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)
Nacht.«
»Und? Seit ihr zurückgegangen und habt es mit Humor genommen?«
Sie legte sich wieder neben mich. »Nicht so richtig. Davids Ego war ein bisschen angekratzt nach dieser Sache. Sobald wir wieder im Hotel waren, ist er eingeschlafen oder hat zumindest so getan, damit wir nicht reden mussten.«
»Und ihr habt es nie wieder versucht?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Aber nicht weil er das mit den Kondomen vermasselt hat, sondern vor allem weil ich in dieser Nacht nur eins denken konnte: Ist David der letzte Junge, den ich jemals küssen werde? Ich war mir nicht sicher, ob ich das wollte, und dann kam mir ein Zweifel nach dem anderen. Da ich wusste, dass wir in ganz verschiedene Richtungen drifteten, fühlte es sich einfach nicht mehr richtig an.«
Ich legte meinen Arm um ihre Taille und zog sie an mich. »Bei dir hat immer alles einen tieferen Sinn, nicht wahr?«
Sie legte ihr Kinn auf meine Brust. »Du bist auch so tiefsinnig. Du willst es nur nicht wahrhaben. Was ist zum Beispiel mit all den Klassikern, die du heimlich gelesen hast?«
»Für die Schule.«
»Aber du hast es zu deinem Hauptfach gemacht. Und, Jackson?«
»Ja?«
»Ich will es wirklich«, sagte sie.
Ich berührte ihre Schulter mit den Lippen, schloss die Augen und antwortete nicht. Ich wusste zwar, dass es ihr sicher schwergefallen war, das zu gestehen, aber ich hatte meine eigenen Sorgen.
»Jackson?«
Ich seufzte schwer und legte meinen Kopf zurück aufs Kissen. »Vielleicht ein andermal.«
»Du meinst, an einem Abend, der noch perfekter ist als dieser?« Sie ließ mich los und wich zurück.
»Ich möchte dir nur nicht wehtun«, sagte ich so leise, dass es kaum mehr war als ein Flüstern.
Die Vorstellung, dass sie das Ganze vielleicht nicht genießen würde, lenkte mich ab. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals mit einer Jungfrau geschlafen oder auch nur rumgefummelt zu haben. Vielleicht hatte ich es nie getan.
Während ich tief in Gedanken war, fing sie an, meinen gesamten Körper Zentimeter um Zentimeter mit Küssen zu bedecken. Ihre Hände taten Dinge, die meinem Hirn sämtliches logische Denkvermögen raubten. Ich stöhnte und schlug die Hände vors Gesicht. »Holly, was machst du?«
»Betrachte es doch mal so, Jackson: Möchtest du mir sagen, dass ich mir einen anderen suchen soll?« Ihr Ton war leicht, neckisch.
»Nein.«
»Und willst du mich für irgendein Flittchen verlassen?«
»Natürlich nicht.«
»Dann sehe ich keinen anderen Weg, der uns voranbringt. Es sei denn, du möchtest keusch leben.«
»Nein, natürlich nicht.«
Sie lachte und legte ihre Hände an meine Wangen. Ihre Stirn berührte meine. »Ich möchte, dass du derjenige bist.«
»Warum?«
Sie küsste mich auf den Mund. »Weil … ich möchte es eben einfach, okay?«
Ich ahnte, was sie beinahe gesagt hätte. Die drei Worte, die weder sie noch ich bislang ausgesprochen hatten. »Du musst es mir aber sagen, wenn ich dir wehtue. Schwörst du?«
Meine Hände zitterten bereits. Sie nahm eine davon und legte sie auf ihr Herz. »Ich schwöre.«
»In Ordnung.«
Sie küsste mich auf die Wange. »Ich glaube, so nervös hab ich dich noch nie erlebt.«
Ich war nervös. Und ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie irgendetwas so langsam gemacht. Sie frotzelte, im Überstreifen eines Kondoms sei ich ja wohl Experte, worauf ich ihr erzählte, dass ich es geübt hatte, als ich jünger war, was auch stimmte. So mit vierzehn ungefähr. Irgendwie schafften Holly und ich es, diesen angstvollen und unbehaglichen Moment unglaublich lustig werden zu lassen.
Was den eigentlichen Sex angeht: Für mich war er toll. Ich glaube, vor allem weil Holly nie so tut als ob. Und sie hat diese Art, mir das Gefühl zu geben, ein Teil von etwas Wichtigem zu sein. So als würden wir jedes Mal eine bleibende Erinnerung schaffen. Eine, die man nie mehr auslöschen kann. Ich bin eher impulsiv. Das heißt, ich mache immer genau das, wonach mir gerade ist. Aber ich hatte das Gefühl, dass Holly lange und gründlich über diese Nacht nachgedacht und im Kopf alles schon durchgespielt hatte. Und dass sie bereit war, mich einzubeziehen, war einfach megacool.
Später sprangen wir zusammen unter die Dusche, und sie stellte sich auf die Zehenspitzen, schlang ihre Arme um meinen Hals und drückte mich ganz fest. Sie drückte ihr Gesicht an meine Brust, das Wasser rann an uns herab und ich dachte, dass sie vielleicht weinte, weil sie ihr Gesicht verbarg. Doch ich hatte Angst, sie zu
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