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Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)

Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Sturz in die Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
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fragen. In dieser Umarmung verharrten wir eine Zeitlang. Dann flüsterte sie: »Danke.«
    Das was das erste Mal, dass ich überhaupt je darüber nachdachte, es zu sagen … Ich liebe dich . Es wäre perfekt gewesen, hätte sich perfekt in den Moment eingefügt. Es wäre nichts Aufgesetztes gewesen. Aber meine Zunge war wie gelähmt bei dem Gedanken, weil ich nicht wusste, ob es wirklich stimmte oder nicht. Darum sagte ich stattdessen: »Wusstest du eigentlich, dass du eine Sommersprosse auf deinem …«
    Sie hielt mir den Mund zu. »Ja, ich weiß.«
    Dann lachten wir wieder, und das gab den Ton an für die ganze weitere Nacht. Holly saß auf dem Küchentresen und hörte sich meine Scherze an, während ich Rührei machte. Sie sah umwerfend aus, wie sie in meinem blauen Bademantel mit nassen Haaren und noch leicht geröteten Wangen dasaß.
    Wenn ich jetzt darauf zurückblicke, hätte ich diesen Moment über Wochen – vielleicht sogar Monate – ausdehnen können und wäre hundertprozentig zufrieden gewesen.
    Nichts lief absolut glatt. Und doch war es perfekt.
    Ich war so sehr in meine Erinnerung an die Holly von 2009 versunken, dass ich nicht mal bemerkt hatte, dass die 07-er Holly tief und gleichmäßig atmete und auf mein Sweatshirt sabberte. Ich ließ ihre Hand los, legte den Arm um sie und zog sie ein Stück näher, damit ihr Kopf nicht auf dem harten Boden lag. Sie bewegte sich und hob dann den Kopf.
    »Ich bin eingeschlafen, oder?«
    Ich lächelte, als sie sich mit dem Ärmel die Spucke aus dem Gesicht wischte. »Warum solltest du kein Nickerchen machen dürfen, wenn du schon die Schule schwänzt?«
    Sie setzte sich ganz auf und lief rot an. »Tut mir leid. Ich gehöre zu den Leuten, die mitten im Straßenverkehr einschlafen können, während rings um sie gehupt wird und alles.«
    »Ganz schön viel gebüffelt letzte Nacht, was?«
    »Ja, und für die Uni-Eignungsprüfung gelernt. Die steht nämlich auch bald an.«
    Ich setzte mich ihr gegenüber. »Ich hab meine ganz gut hingekriegt. Und ich bin immer noch bereit, dir zu helfen.«
    »Was heißt ›ganz gut‹?«
    »1970 Punkte.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Das ist ganz schön gut. Ich brauche 1900 Punkte, um an der NYU angenommen zu werden, aber ich würde gern besser abschneiden, damit ich – hoffentlich – ein Stipendium bekomme.«
    »Du machst das bestimmt super. Eigentlich bin ich mir sogar ziemlich sicher.«
    »Ein bisschen zusätzliche Hilfe könnte trotzdem nicht schaden«, sagte sie grinsend.
    Sie beugte sich vor, als wollte sie mich vielleicht küssen, und obwohl ich eigentlich nichts lieber wollte, befiel mich plötzlich ein Unbehagen. Das lag jedoch nicht an Adams Mahnung; es war etwas anderes. War es möglich, Holly mit Holly zu betrügen? War sie zu jung, um jemanden meines Alters zu küssen? Würde es dasselbe sein, wie meine Holly zu küssen?
    Ich drückte mich davor, das entscheiden zu müssen, indem ich aufstand und ihr die Hand reichte. »Lass uns ein Stück spazieren gehen. Vielleicht wirst du dann wieder wach.«
    Sie erhob sich und warf die Decke in ihre Tasche. »Wo gehen wir hin?«
    Ich lächelte, als sie meine Hand nicht mehr losließ. Sie umklammerte sie eher noch fester, als wir auf den Gehweg zu schlenderten. »Warst du schon mal am Shakespeare Garden?«
    »Nein.«
    »Der ist nicht weit von hier weg.«
    Dort angekommen, ging Holly zu der ersten Tafel, um zu lesen, was darauf stand. Als ich zu ihr aufschließen wollte, hastete ein kleiner rothaariger Mann an mir vorbei und sagte leise: »Schön, dich wiederzusehen, Jackson.«
    Ich schnappte nach Luft und versuchte mich zu konzentrieren, obwohl mir das Blut in den Ohren rauschte, als er sich langsam zu mir umdrehte. Es war er , und er sah exakt genauso aus wie im Jahr 2009, als er in Hollys Zimmer gestürmt war. Dann ging er weiter. Er machte immer größere, schnellere Schritte, und ohne überhaupt darüber nachzudenken, folgte ich ihm.
    Instinktiv tastete ich nach meinem Taschenmesser und schloss meine Faust darum. Seine schnelle Gangart verwandelte sich in einen leichten Trab, und ich lief wortlos hinter ihm her, während er mich vom Weg wegführte, auf einen anderen, dicht bewaldeten Teil des Parks zu.
    Mein Puls raste, passend zum Rhythmus meiner Schritte. Ohne irgendein Anzeichen dafür, dass er mich hinter sich bemerkt hatte, blieb er plötzlich direkt vor einem Baum wie angewurzelt stehen und hob die Hände, als würde er sich ergeben. »Ich habe gehofft, dass du mir

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